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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0348
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II 11. Kirchenratsinstruktion vom 3.März 1585

Instruction, was unser — Johann Casimir, pfalzgraven bei Rhein, vormund und der
churfürstlichen pfalz administrators, herzogen in Bayern — wegen und also in unser
statt als zue unserm angestelten geistlichen consistorio und kirchenrat anjetzo
deputirte N. N.1 oder, die wir nachmals inskönnftig zu setzen oder zu geben möch-
ten, in religion und geistlichen sachen verhandlen und verrichten sollen.

Anfenglichs und vornemlich, so viel die formam
et normam doctrinae betreffen tut, ist hiemit unsere
meinung, das sie alle angehörigen pfarrer, prediger,
kirchen- und schuldiener, darunter niemands aus-
genommen, dahin anweisen und halten sollen, Got-
tes Allmechtigen wort als die einige und ewige war-
heit, inmaßen dasselb in heiliger, biblischer schrift
alten und neuen testament begriffen und verfasset
ist, auch nach inhalt, ausweisung und erclerung der
dreien vornemen, bewerten symbolen - apostolici2,
niceni3 et athanasiani4 - und der vier haubtconci-
lien - niceni5, constantinopolitani6, ephesini7 et
chalcedonensis8 -, dann der confession, uf dem
reichstag zue Augspurg anno [15]30 keiser Carolo
ubergeben9, und angehafter apologien10, in dem
rechten und gesunden verstand11, wie sie damals
von den christlichen chur- und fürsten gemeint12
und hernacher auf etlichen underschiedlichen ver-

Druckvorlage: Original mit Siegel und Unter-
schrift (Papier, Folio, 4 Blätter [letzte Seite frei]. — Am-
berg StA ORuR 851 Prod. 4. - Gleichzeitige Abschrift:
Amberg StA ORuR 849 Prod. 46). - Siehe oben S. 273!
1 Hier sollte in den vom Statthalter in beglaubigter
Abschrift an die einzelnen Mitglieder des Kirchen-
rats hinausgegebenen Exemplaren der jeweilige
Name eingetragen werden (vgl. oben S. 33!).
2 Bekenntnisschriften 21-25.
3 Bekenntnisschriften 26f.
4 Bekenntnisschriften 28f.
5 Das 1. Ökumenische Konzil, Nizäa 325 (RGG 43,
153 f.).
6 Das 2. Ökumenische Konzil, Konstantinopel 381
(RGG 33, 1789).
7 Das 3. Ökumenische Konzil, Ephesus 431 (RGG 23,
521).
8 Das 4. Ökumenische Konzil, Chalzedon 451 (R G G 13,
1636). 9 Bekenntnisschriften 44-137.
10 Bekenntnisschriften 142-404.
11 nämlich, wie aus dem Folgenden erhellt, ganz im
Sinne der sog. Variata, wie sie in Melanchthons Neu-
ausgaben seit 1540 vorlag (CR 26, 343-416. - Be-

samblungen - als anno [15]57 und [15]58 zu Frank-
furt13 - und [15]61 zu Naumburg14 - von chur-
fürsten und stenden vorbesagter augspurgischen
confession repetirt, widerholet und ercleret, auch von
deren theologis ausgefueret und verteidingt wor-
den ist, in allen und jeden unsern kirchen unsers
hieobigen15 furstentumbs von offener canzel, pre-
digstulen oder andern darzu deputirten stellen
ganz rein, richtig und allerding in worten und ver-
stand unverkert offentlich und privatim lehren,
verkündigen, predigen und auslegen sollen und
wöllen.
Demnach und zum andern: Weilen man allein uf
Gottes wort als die unteilbare richtschnur sehen und
auf keine menschenschriften oder autoritet sich ver-
bünden soll, so befelhen und wöllen wir, das alle
unsers obigen fürstentumbs zu Bayern kirchen- und
schuldiener ihrer des concordibuch getoner pflich-
kenntnisschriften 62f. - Th. Kolde, Histo-
rische Einleitung in die Symbolischen Bücher.
Gütersloh 1907 XXIII-XXX. - Wilh. Maurer,
Confessio Augustana Variata, in: ARG 53 [1962]
97—151). So hatte auch Calvin das Bekenntnis unter-
schrieben, „sicuti autor ipse interpretatus est“ (CR
44 [= Calvin 16] 430).
12 Da bei dem hier in erster Linie in Frage kommenden
Artikel 10 der Wortlaut stark den sog. Schwabacher
Artikeln folgt und dieser von Luther, nicht von
Melanchthon stammt, läßt sich schon nicht behaup-
ten, daß dieser Artikel entgegen seinem Wortlaut im
Sinn von Melanchthons späterer Anschauung ge-
meint gewesen sei. Erst recht unmöglich ist es, den
Unterzeichnern der Augustana eine solche An-
schauung zuzuschreiben.
13 Siehe oben S. 300 Anm. 4!
14 Eine Tagung der evangelischen Fürsten zu Naum-
burg 1561 erkannte in unklarer Wendung die ver-
schiedenen Ausgaben des Augsburger Bekenntnisses
als gleichberechtigt an (RE 13, 661-669).
15 Dieser Ausdruck, der nur in Amberg seinen Sinn hat,
verrät, daß die Kirchenratsinstruktion in Amberg
entworfen worden war.

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