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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0352
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Kuroberpfalz

wissen, daß diejenige religion und glauben, darzu
wir uns nunmehr bekennen, und darbei mit Gottes
hülf standhaftig zu verharren gedenken, in Gottes
wort fundirt und der rechte weg zur seeligkeit ist,
und möchten wir denjenigen gern sehen, der uns
oder unser kirchendiener einer irrigen, Gottes wort
wiederigen lehr mit grund biblischer und apostoli-
scher schriften solte uberzeugen, und irret uns nicht,
was ihr weiland unsers geliebten herrn und vaters,
pfalzgraven Ludwigen, churfürstens etc., christ-
seliger milter gedechtnus hinderlassnen testaments4
halben erinnert; dann, obwol uns nicht unbewußt,
was seine väterliche lieb in denselben sonderlich
auch der religion halben disponirt, wir auch der-
selben als einen christlichen, tugendreichen fürsten
in allen billichen sachen zu folgen uns schuldig er-
kennen, so hat es doch der religion und glaubens
halben die gelegenheit, daß es ein gewissenssach und
darinnen niemands verbunden sein soll, sonder ist ein
jeder in dem fal, uf seiner selen heil und seligkeit zue
sehen und Gott mehr als den menschen gehorsamb
zue leisten, schuldig,
und haben wir so viel berichts, daß unsers herrn
vaters seligen liebden mit derjenigen ungereumbten
lehr der ubiquitet Christi nicht allerdings zufrieden
gewesen noch dieselb passiren lassen, zweifelt uns
auch nicht: Da seine väterliche liebden soviel liechts
und underrichts gehabt, als Gott lob wir nunmehr
haben, es wurden sich dieselb hierinnen auch anders
erzeiget haben.
Daß ihr dann under andern auch meldet, als ob
die classici conventus5 darum angestellt gewesen,
uf daß dadurch die pfarrer, die den unsern nit nach-
sprechen wöllen, mit weib und kindern in das exilium
verstoßen werden möchten etc., da befinden wir das
wiederspiel und, daß, da einer oder der ander predi-
cant abgeschafft worden, man darzue hochlich ver-

4 Das Testament hatte vor allem die Erziehung von
Ludwigs Sohn, Friedrich IV., im lutherischen Be-
kenntnis bestimmt. Darüber aber hatte sich Johann
Kasimir als Vormund gegen jeden Einspruch hinweg-
gesetzt (Götz, Wirren 116-121).
5 Siehe oben S. 274!
6 Siehe oben S. 272 und unsere Nr. II 10!

ursacht gewesen; den dergleichen beurlaubte diener
entweder ein gottlos und ergerlich leben gefürt oder
wieder das ausgangen christlich mandat de non
calumniando6 mit lestern und schmehen nicht allein
wieder unsere christliche religion, sonder auch wie-
der weiland unsers vettern und vormunds, herzog
Johann Casimirs, pfalzgraven, liebden seligen per-
son selbsten sich ungehorsamb und drutzig erzeiget-,
daß von obrigkeit wegen einsehens zue haben hoch-
nötig gewesen, wie dann ein solches nichts neues ist,
sonder auch wol von andern herrschaften beschicht,
und haben sonderlich burgermeister und rat zue
Amberg Balthasar Schöpfen7 umb seines erger-
lichen, gottlosen lebens willen - gleichwol ohne vor-
wissen der regierung - abgeschafft. Ist es nun denen
von Amberg als den geringern recht gewesen, war-
umb sollte es der hohen obrigkeit zue tun verboten
sein?
Erholen demnach bei diesen puncten abermals
unser obiges erbieten und erclerung, daß wir nie-
mands gedenken in seinem gewissen zue zwingen
noch eine religion, so ime nicht annemlich ufzue-
dringen, sonder unsere undertanen bei demjenigen
frei zue lassen, was sie von alters rechtmeßiglichen
herbracht haben mögen, und wollen uns gnedigst
versehen, ihr werdet mit dieser unserer erinderung
und erclerung euch zuefrieden geben, uns hierinnen
intrag zue tun, nicht understehen, sonder euere kir-
chendiener nachmals unserm kirchenrat ad examen
stellen, inmaßen hiebevor beschehen, alda dan kei-
ner wieder sein gewissen beschweret, sonder allein
placite mit ihnen gehandlet und conferirt werden
solle, wie ir auch denselben uferlegen werdet, daß sie
sich alles schendens und schmehens unserer christ-
lichen religion enthalten und also dem ausgangnem
christlichen mandat gehorsamb leisten, in mehrer
betrachtung, daß auch in weiland unsers geliebten
herren vaters, pfalzgraven Ludwigs, churfürsten
7 Darüber ist Näheres nicht bekannt. Auf alle Fälle
aber war Balthasar Schopf aus Zwickau, der — am
26. Dez. 1566 in Wittenberg ordiniert (Gg. Buch-
wald, Wittenberger Ordiniertenbuch 2. 1895 Nr.
557) - 1577 nach Predigertätigkeit in Dänemark und
Ungarn durch die Universität Wittenberg nach Am-
berg als Diakonus empfohlen worden war, dort in
dieser Eigenschaft bis zu seinem Tode 1597 tätig
(Weigel, Verzeichnis 21).

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