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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0410
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Reichsstadt Regensburg

und irtume zu fürhüeten, geduldet hat und nit umb-
geen können.
Zum dritten: Nachdem aber ein erber rate befun-
den, das gleichwol durch disen wege solche er-
schrockenliche secten und irtumb nit aller ding
haben verhütet werden mögen, sonder das nichtzit
dester weniger in solchen abgesonderten versam-
lungen etliche verfürer ire falsche leren und giften
under dem schein des guten unvermerkt einge-
schleicht, daraus dann mer dann ein mal nit wenig
ungeschicklichkait entstanden und, wo es nit zeit-
lich unterkomen worden, zu noch weiterm unrate ge-
langet were, so hat ein erber rate obgemelt solcher
geferlichkeit hinfüro durch kein ander mitl zu begeg-
nen gewüst dann, das alle heimliche oder abgesun-
derte versamlung verboten und der unwiderspre-
chenlich recht, christlich gebrauch des Herrn abent-
mals in einer gemeinen kirchen offenlich furgenomen
und aufgericht würde2, domit die rechtglaubigen,
so den obberürten secten nit anhengig, sich nit zu
beclagen haben, als ob man si an der warhait und
Gottes ordnung verhindern wolte, und die andern
nit leichtlich mer also unvermerkt ire verfürische
leren und irtome einschlaichen oder fürdern möch-
ten, wie dann auch deshalb vil erlicher burger do-
selbst zo Regenspurg vor etlichen jaren mer dan
einmal und jtzo nach dem negst aldo gehalten reichs-
tag widerumb aufs fleißigst an einen erbern rate
supplicirt und angehalten.
Zum vierten, so ist auch ein erber rate in grünt-
liche erfarung komen, das etliche aus irer burger-
schaft, so dises sacrament oder nachtmal anders nit
dann nach der einsatzung und dem bevelch Christi
in zweierlei gestalt nemen wöllen und, als si es aber
dermaßen nit haben bekomen mögen, gar one das-
selbig mit großer ungedult, zorn und unwillen abge-
storben sein, unter welchen auch gewesen, die an
irem letzten end uber einen erbern rate als ir ober-
keit rach geschrien, gleich sam3 dieselbig an irem
verderben schuldig were. Dieweil dann Gott der
untertonen blut und verseumnus zuvorab in sachen
der seelen seligkeit belangend aus der oberkeiten
hende zu erfordern troet, so hat ein erber rate für die

2 Unsere Nr. III 2.
3 = als, als ob (Schmeller 2, 274).

unvermeidenlichen notturft gedacht, sich lenger mit
frembden sünden nit zu beladen, nachdem ein jeder
on das mit den seinem selb uberflüssig zu schaffen
hat.
Zum fünften, so lest auch der negst durch die
rö[mische] kai[serliche] maj[estät], auch churfürsten,
fürsten und gemeine stende des heiligen reichs zu
Regenspurg aufgericht abschid4 einem erbern rate
doselbst als einem glid von den gemelten reichssten-
den solchs lauter zu, also das er sich desselben ab-
schids wie andere des heiligen reichs stende und
glider nit unbillich gebrauchen möge; dann: Warzu
wurden reichstag gehalten, beschlus und abschid ge-
macht und aufgericht, wen man sich derselben nit
gebrauchen dörfte?
Volget die form, weise und ordnung, wie dises
hochlöblich sacrament und abentmal des Herrn
zu Regenspurg gehalten wirdet.
Erstlich , so ist für gut und unser schwachait halb
fur notwendig bedacht und angesehen, das neben
der gemeinen offenlichen predig, beicht und absolu-
cion, die auf der canzl geschicht, auch die heimlich,
besonder beicht in der kirchen nit unterlassen, son-
der erhalten werde, also das ein jeder, der zu des
Herrn abentmal geen und sich mit dem leib und blut
Christi speisen lassen will, sich dem abent darvor bei
den verordn[e]ten kirchendiener anzaige und beichte.
Gleichwol aber, so solle solches nit dermaßen ver-
standen werden, das man jemants gewissen domit
beladen oder zwingen wölle, wie etwo geschehen,
alle sünde zu erzelen, welchs dann auch unmöglich
ist, sonder nur etliche, darin der mensch furnemlich
beschwert, auch unterricht und troests notturftig
ist, wie wir dann in der warheit alle, so vil unser
sich selb recht erkennen, guts berichts und trosts
vast wol bedorfen. So hat auch Got die schlusel den
kirchendienern bevolhen, welcher bevelch Gottes
warlich mit hoher dankbarkeit zu suchen und nit zu
verachten ist.
Und dises geschicht auch sonderlich aus nachvol-
genden ursachen.
4 vom 29. Juli 1541 (siehe oben S. 6!).

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