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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0413
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III 1 Wahrhaftiger Bericht 1542

Darnach fecht der schulmaister an, das Sanctus
und Benedictus zu singen.
Auf solchs singet der priester Oremus17 und das
Pater noster und, so er solchs volendet hat, kert er
sich umb gegen dem volk und singt: Pax vobiscum,
darauf der schulmaister antwort: Amen.
Darnach geen die communicanten und erstlich
die menner auf der rechten seiten, knien vor dem
altar nider und empfahen einer nach dem andern
den leib Christi von dem priester, der das ambt ge-
sungen hat, und, so si denselben empfangen, geen si
umb den altar auf die andern seiten und empfahen
auch das bluot Christi aus dem kelch von dem evan-
gelier. Desgleichen tun auch darnach die weibsper-
son. Der epistler aber helt das tuchle18, daruber
das volk den leib Christi empfecht und, so jemants
aus einfalt etwo ein ungeschickligkeit brauchte,
den unterweist und bericht er, wie er sich halten
solle.
Unter diser des volks speisung singet der schul-
maister das Agnus Dei dreimal langsam. Wo aber der
communicanten so vil sind, das die drei Agnus Dei
nit gelangen mögen, bis man si alle verrichtet, so
wirdet ein lateinische danksagung darzu gesungen,
wie man die im gradual19 am bequemsten finden
kan.

17 Gemeint ist hier nicht etwa das gewöhnliche Bene-
dictus ( = der Lobgesang des Zacharias, Luk. 1,
68-79), sondern der in der Messe dem Sanctus an-
geschlossene Gruß vom Palmsonntag (Matth. 21, 9).
18 Es sollte verhüten, daß Hostienteile oder Weintrop-
fen zur Erde oder auf Kleider fielen (Paul Graff,
Geschichte der Auflösung der alten gottesdienst-
lichen Formen in der evangelischen Kirche Deutsch-

Und, nachdem nun also jederman gespeist ist
worden, so nimbt der priester fur sich selb auch das
sacrament20 und singet dann ferner ein collecten als
ein danksagung fur die emtpfangen woltat, und auf
solchs singet der evangelier: Deo dicamus gracias.
Darnach kert sich der priester umb gegen dem
volk und segnet dasselbig mit disen worten: Es ge-
segne und behüte uns Gott der Vater, Sone und
Heiliger Geist. Amen.
Hierauf so will ein erber rate der gedachten stat
Regenspurg meniglich und einen jeden nach seinem
stand und wesen, wie sich gebürt, insonderheit mit
fleis und treulich ersuechen und gebeten haben, das
er von disem fürnemen niemants anders glauben
geben wölle dan, wie es itzo erzelt ist worden; dann
je so ist ir gemüt oder mainung nit, ichtzit anders
weder fur sich selb furzunemen noch auch den iren
zu gestatten dann, was christlich, erlich und billich
ist und si auch gegen Gott, auch der rö[mischen]
Kay[serlichen] und Kö[niglichen] Ma[yestät] unsern
allergnedigsten herren, und meniglichen in gemeiner
reichsversamlungen und sunsten, wie sich gebürt, mit
fugen und der warhait zu verantworten verhoffen.
Gedruckt zu Regenspurg durch Hansen Khol am
zehenden tag Octobris anno 1542.

lands 12 [Göttingen 1937] 196. - Sehling 11, 622
Anm. 27; 12, 313 Anm. 32).
19 Siehe oben S. 392 Anm. 13!
20 Mcht wie in der katholischen Messe als erster. Da-
mit sollen dem Geistlichen Gelegenheit gegeben
werden, etwaige Reste der konsekrierten Abend-
mahlselemente aufzubrauchen (siehe oben S. 73
Anm. 9!).

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