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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0418
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Reichsstadt Regensburg

nis den zu der seelen seligkeit und ewigem leben ge-
brauchen.
Die stuck aber sein diese:
Erstlich so müssen die, so do wollen durch die ab-
solution die vergebung irer sunden bekomen und
seliglich das sacrament gebrauchen, inen ire sunde
lassen herzlich leid sein, nemlich alles das, damit sie
wider die zehen gepot Gottes gesundiget haben, es
sei mit böser lust und willen, mit worten oder mit
werken, innerlich fur Gott und irem gewissen oder
eußerlich fur den leuten und wider den nehisten, mit
welchen iren sunden, sie sein, wie sie wollen, sie nach
ausweisung heiliger göttlicher schrift Gottes zorn
und ewige verdamnis verdienet haben, in welchem
zorn und verdamnis sie auch ewiglich pleiben müsten
und pleiben wurden, wo die sunde inen nit durch das
verdienst Christi vergeben wurden.
Fürs ander müssen sie auch ein herzlich begirde
und sehnung haben nach der genad und barmherzig-
keit Gottes und nach vergebung irer sünden, das den
hungerigen ist zugesagt, das sie sollen erfüllet wer-
den. Die reichen aber, das ist: die sich nach Gottes
genad nit sehnen, sollen ler gelassen werden. Im fall
aber, das jemand seine sünde so gar herzlich leid nit
weren als billich sein solt, auch nit so große begird
nach der genad und verzeihung in im fület, wie sich
gehört, dasselbig were ein anzeigung, das es im geist
dester krenker und der genaden dester nottürftiger
sei, und sol ein solch mensch indes diese seine not,
die es nit fület, doch glauben, im leid lassen sein und
genad begeren, sovil im müglich, und wirt alsdan
Christus das zustoßen rohr nit ganz zerbrechen,
auch das glimende tacht nit gar ausleschen, das ist:
er wirt den schwachen, so in allein suchet und sein
von herzen begeret, wie gering dasselbig ist, nicht
verwerfen.
Zum dritten, so müssen die, so wollen das hoch-
wirdig sacrament nützlich empfahen und zur ver-
gebung irer sunden komen, vestiglich glauben, das
inen ire sünde durch kein ander mittel noch ver-
dienst vergeben werden dan allein durch Jesum
Christum unsern Herrn und sein verdinst, welcher
fur uns gottlose am creuz gestorben, sein teures blut
zur vergebung unserer sunden vergossen und also
ein ewige erlösung zugericht hat allen, die solches

glauben. Den unglaubigen komet es nit zu gut, wie
geschrieben stehet: Wer an den Son nit glaubt, der
wirt das leben nit sehen, sondern der zorn Gottes
pleibt über im, Johannis am 3. [36]. Und eben dar-
umb, das wir solches dester vester möchten glauben,
nemlich: das Christi genugtueung fur die sunde auch
uns angehöre und unser sei und das uns durch in und
umb seinetwillen die sunde vergeben werden, hat er,
Christus unser lieber Herr, den gewalt der schlüssel,
das ist: die macht, leut von sunden zu entpinden
und inen die sunde in seinem namen zu vergeben,
seiner gemain hie auf erden gelassen und bevolhen,
als, da er spricht Joan, am 20. [22 ff.]: Nemet hin den
Heiligen Geist! Welchen ir die sunden erlasset, den
sein sie erlassen, und, welchen ir sie behaltet, den sein
sie behalten. Solchen gewalt braucht und richt aus
die christlich gemain durch die diener, so sie darzu
befordert, absolviret und entpindet von sunden im
namen und anstatt Christi alle die, so die absolution
und entpindung irer sunden von herzen suchen und
begeren. Darumb, wen ein diener der kirchen je-
mand von seinen sunden absolviert und losspricht,
so sol derselb ungezweifelt halten, das im von
Christo seine sunde vergeben sein und das in Chri-
stus geabsolviret und losgesprochen hab; denn in
der warheit nit der diener der ist, der von sunden ab-
solviret und entpindet, sondern Christus ists selbs,
ob ers wol tut durch den mund des dieners.
Uber solche gewalt aber, zu absolviren und zu ent-
pinden von sunden, unsern glauben noch mechtiger
zu sterken, das wir durch in haben vergebung unse-
rer sunde, hat Christus auch sein heiliges testament
eingesetzt, da er uns speiset mit seinem leib und
trenkt uns mit seinem blut. Darumb nemlich be-
schleust ers mit den worten: Das tut zu meinem ge-
dechtnis! Ist so vil gefast: So oft ir meinen leib
esset und mein blut trinket, so gedenkt mein dapei,
das ist: glaubt vestiglich und ungezweifelt, das ich
aus großer lieb mein leib fur euch in tod gegeben und
mein blut vergossen hab zur vergebung eurer sun-
den; denn des zu eim pfand gib ich euch meinen
waren leib zu essen und mein wares blut zu trinken.
Wer nun dis nit glaubt, der helt das gedechtnis des
Herrn nit. Helt er aber das gedechtnis nit, so bricht
er die einsetzung Christi. Bricht er die einsetzung,
so braucht er das sacrament unwirdig. Braucht ers

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