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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0424
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Reichsstadt Regensburg

fur Got, sprechent mit dem offenlichen sünder2 aus
grund eures herzen: Gott sei mir sünder gnedig! und
vergebe ein jetzlicher seinem nehisten seine feile,
so wird euch eur himlischer Vater eure feile auch ver-
geben.
Absolutio.
Der almechtig und barmherzig Gott hat sich eur
erbarmet und durch verdinst des aller heiligisten lei-
dens, sterbens und auferstehens unsers Herrn Jesu
Christi, seines geliebten Sons, vergibt er euch all eure
sunde. Und ich als ein berufner diener der christ-
lichen kirchen aus bevelch unsers Herren Jesu Christi
(da erspricht: ,,Nehmet hin den Heiligen Geist. Wöl-
chen ir die sünden vergebt, den sind sie vergeben und,
wölchen ihr si behaltet, den sind sie behalten [Joh.
20, 21 f.]) verkündige ich euch solche vergebung aller
euer sunden im namen des Vaters und des Sons und
des Heiligen Geistes. Amen.

[B]

Vermanung vor der communion [1567].

[Holzschnitt von Michael Ostendorfer: Kommunion.]
Ir geliebten in Gott! Dieweil wir jetzo das heilige
abentmal unseres Herrn und Heilands Jesu Christi
wöllen halten, darin er uns sein waren leib zu einer
speise und sein wares blut zu einem trank, unsern
glauben damit zu sterken, gegeben hat, auf das wir
solchs zu unser seelen hail und seligkeit wirdiglich
tun mögen, so lasset uns ein jeder sich selb, wie Pau-
lus vermahnet [1.Kor. 11,28], zuvor wol prüfen
das ist:
ein jeder mit fleis sich erstlich erinnern, wie wir
vor Gott von empfengnis und geburt, leben und
wandel alle sünder, von wegen der sünden seines ge-

rechten zorns, straf und verdamnis schuldig sind
zeitlich und ewig, derwegen uns allzeit sollen für
seinem gericht warhaftig fürchten.
Zum andern, wie er gleichwol sich unser erbarmet,
seinen einigen lieben son, unsern Herrn und Heiland
Jesum Christum darumb lassen mensch werden, on
sünd empfangen vom heiligen Geist, geboren von
der jungfrau Maria und unter das gesetz getan, das
er dasselbig für uns erfüllete mit volkommenem ge-
horsam gegen allen seinen geboten und bezalung
aller unser sünde, welche erfüllung sampt derselben
irem ganzen verdienst - vergebung der sünden, ge-
rechtigkeit und seligkeit - er uns allen geschenkt hat
und wir uns nu derselben für Gott annemen und trö-
sten sollen durch den glauben als eigner erfüllung
und eigens verdiensts, allein die erfüllung mit eignen
werken selb auch durch den Heiligen Geist anfan-
gen, mit gutem gewissen darin wandeln und fortfaren.
Zum dritten und insonderheit sollen wir uns hie
fleißig erinnern, wie und warumb unser lieber Herr
uber solches alles im letzten abentmal als seinen
letzten willen seiner christenheit noch seinen waren
leib unter brot zu essen und sein wares blut unter
wein zu trinken, sein dabei zu gedenken, verordnet
hat, das er uns nemlich zum höchsten versichern
und zum nechsten damit hat kommen wöllen, also
das er auch auf seine weise leiblich in uns ist, sich mit
uns vereiniget und uns leiblich seine glider machet,
alle in ihm eines seines leibs glider gegeneinander,
die er auch mit im und in im ewig mit seiner selb
eigen klarheit verkleren wil.
Derhalben wir uns solcher großen gnad bei und
mit empfahung dis abentmals zum höchsten trösten,
Gott dafür von herzen danken, andern leuten die-
selbe auch verkündigen, rümen und preisen sollen,
uns christen untereinander als ware lebendige glider
eines leibs warhaftig lieben, zusamenhalten, gegen-

Form. Diese Offene Beichte der Kommunikanten-
gemeinde war in Nürnberg, wo ihr größter Teil keine
Einzelbeichte abgelegt hatte, sinnvoll und nötig. In
Regensburg aber, wo jeder Kommunikant am Tag
zuvor am Beichtgottesdienst teilgenommen hatte,
war ihre Übernahme für unser Empfinden ein Ver-
sehen. Dabei darf aber nicht übersehen werden, daß
dieses später (vgl. unsere Nr. III 4 B) nicht beseitigt
wurde, daß die Württembergischen Kirchenord-
nungen von 1536 (Richter I, 268) und 1555 sogar

bewußt gegen ihre Vorgängerin von 1553 das gleiche
begingen (Hauß-Zier 58) und daß es die Zwei-
brücker Kirchenordnung von 1560 trotz eines da-
gegen erhobenen Einspruchs sogar verdoppelte
(siehe oben S. 31).
2 = dem Zöllner (Luk. 18, 9—17).
Druckvorlage: Original (Druck [in dem bei III 3 C
genannten Druck] Bl. A 7V bis B 2v). — Siehe oben
S. 381!

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