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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0427
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III 5 Kirchenordnung des Noppus. 1543

das sacrament gedenken zu entpfahen, wol mügen
verhöret und ausgericht werden.
Darnach, das ehen dieselben, so do beichten und
das sacrament des andern tags entpfahen wollen,
zur vesper vorhanden sein und sich ein halben tag
zu solchem hohen trost, den sie in der beicht und im
sacrament holen wollen, müßigen6 und etwas
schicken, das sie nicht hinzulaufen, wie (als man
spricht) ein sau zum troge, welchs nit sein sol, und
das in 7 dies sacrament heilsam sei und [sie] sein
nicht zum gericht gebrauchen, dafür der heilig
apostel Paulus warnet [1.Kor. 11, 27f.].
Wu sie am sontag allererst komen, werden viel-
mals sie und der diener von der predigt, welchs nit
sein soll, verhindert.
Item: Ee sie beichten und unterricht nach eines
jeden gelegenheit entpfahen, wil gut sein, das zuvor
ein gemeine vermanung8 und unterricht geschehe.
Das ist hoch von nöten, das die, so zum hochwir-
digen sacrament gehen wollen, die fünf fürnemlichen
stück unsers christlichen glaubens, die man den
catechismum nennet9, etwas bericht sei[en], und, ob
man mit dem ersten muß ein wenig gedult haben mit
den leuten, so sollen sie doch in den predigten ver-
manet werden, dieselben zu lernen aufs wenigst nach
dem text (so es alte, verlebte leut sein, so sie aber
jung und bei gutem alter, das sies auch lernen mit
der auslegung, wie dieselb in dem kleinen catechis-
mo stehet) oder, wu nit, und solches irer unachtsam-
keit schuldig würd sein, das (auch so man sie hinzu
läst gehen) sie doch unwirdiglich das sacrament ent-
pfahen würden.
Das aber ein jeder man der stück wohl lernen müg,
sollen sie vorthin ein zeit lang zweimal nach dem
text gelesen werden die feiertag - eins vor der predigt
bein predigern10, zum andern vor der lection des
evangelii in der pfarr11 -, auch in der wochen am

6 = sich Muße, Zeit nehmen (Schmeller 2, 1667).
7 = ihnen
8 Siehe unsere Nr. III 3!
9 Bekenntnisschriften 507—521. - Siehe oben
S. 396 Anm. 1!
10 = der Dominikanerkirche (siehe oben S. 368 f.).
11 wo keine Predigt gehalten wurde.
11* ,,Die Mittwoch“ ist die ältere Form für ,,der Mitt-
woch“ (Lexer 1, 2191).
12 = wann

montag und freitag auf der lection des capitels,
beede - irer, der stück, und des gebets halben, das zu-
vor hergehet.
Darnach, das auch die auslegung der stück müg
von den vleißigen und merksamen eingebildet wer-
den zu mererm verstand der stück, so sollen sie, die
stück mit der auslegung, zweimal auf schulweis mit
den kindern und dem gesinde zur vesper geübet
werden, eins am suntag nach der predigt des cate-
chismi, zum andern an der mitwoch11* nach der
vesper.
Weiter: Damit man sich in etlichen fällen ver-
waren müg mit der raichung des sacraments, weil
nit ein jederman dem evangelio anhengig, wil gut
sein, das man wisse, wer zum sacrament gehe, wen12
und wie oft. Derhalben achten wir, wirt zu tun sein,
das man derer, die zur beicht kommen und das
sacrament entpfahen wollen, namen verzeichne13
und einschreibe. Das sich aber niemand darob
scheuhe, kan man beede - offentlich und in der
beicht - anzeigen, das es umb iretwillen und inen
zum besten geschehe, auf das man sie wisse, für
glidmas Christi zu erkennen, und in blötzlichen
nöten, der niemand befreiet, wisse und küne sich
gebürlichen gegen inen halten und erzeigen mit
raichung des sacraments.
[Sonntag.]
Das
an feiertagen
erstlich nach dem gesang14 das gemein gebet mit
den haubtstücken unsers glaubens und catechismi
verlesen15 werde durch ein diacon, darnach die pre-
digt darauf geschehe.
Das das opfern16 darnach für die communion in
der pfarrkirchen vom gesang Benedictus17 angeho-
13 Über diese früheste Anlegung von Kommunikanten-
büchern vgl. Matthias Simon, Zur Entstehung der
Kirchenbücher, in: ZbKG 33 (1964) 169-174.
14 und zwar in der Dominikanerkirche.
15 Diese Form nach Veit Dietrichs Agendbüchlein
(Sehling 11, 500ff.).
16 = die Abendmahlsfeier. Merkwürdigerweise wurde
der frühere Ausdruck für die Messe beibehalten,
obwohl der Opfergedanke gefallen war und stets
stark bekämpft wurde. 17 = Luk. 1, 68-79.

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