Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0477
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
III 19 Kirchenordnung (von 1567?)

weinseuffer, nit bochen4, nit unehrlich hantierung
treiben, sondern gelinde, nit haderhaftig, nit geizig,
der seinem eigen hause wol fürstehe, der gehorsame
kinder habe mit aller erbarkeit. So aber jemand
seinem eigen hause nit weis fürzustehen, wie wird
er die gemeine Gottes versorgen? Der nit sei ein
neuling, auf daß er sich nit aufblase und dem leste-
rer ins urteil falle. Er muß aber auch ein gut zeugnis
haben von denen, die draußen sind, auf daß er nit
falle dem lesterer in die schmach und strick usw.
Hiermit ermanet und tröstet der apostel, die so
zum kirchenamt berufen werden, ermanet sie erst-
lich, das sie in ein stand kommen, da nit dieser welt
ehre, gut, friedsame, sanfte, gute tage, sondern viel
mehr mühe und arbeit, not und gefahr von zu ge-
warten sei, derwegen ers ein werk nennet, darin es
wirken dürfe.
Tröstet sie doch auch widerumb damit, das ers
nennet ein köstlich werk - nit, wie es ist und gilt für
dieser welt, sondern wie es für Gott ist, der dadurch
der welt beweiset seine gröste gnade und höchste
macht, erlöset vom reich der sünden, des todes,
Teufels und der hellen, bringt in das reich der gna-
den, gerechtigkeit, ewiges lebens und ewiger selig-
keit, darzu die ganze welt mit aller ihrer kunst und
weisheit, frümkeit und gewalt, so sie sonst allein
für gros und köstliche achtet, nichts uberall ist.
Beschreibt auch ferner, was die berufenen diener
für leute sein söllen, das sie sein eines ehrlichen, un-
ergerlichen lebens für der welt und gutes gewissens
gegen Gott, die dasjenige, was sie leren, selb auch
mit dem wandel erzeigen, dem wort und ampt kein
schandfleck anhangen, das sie leerhaftig sein, die
christliche lere selb recht verstehen und andere leren,
den widersprechenden mit grund begegnen und der
gemeine im ampt fürstehen können.
Mehr wird gelesen aus der vermanung des apostels
an die priesterschaft zu Epheso, Act. 20 [28-31]:
Habt acht auf euch selb und auf die ganze herde,
unter welche euch der Heilige Geist gesezt hat zu
bischoven, zu weiden die gemeinde Gottes, welche
er durch sein eigen blut erlöset hat; dann das weis

4 = pochen = trotzen (Lexer 1, 320. - Grimm 2,
199. - Siehe oben S. 138 Anm. 6*!).

ich, das nach meinem abschied unter euch kommen
werden greuliche wölfe, die der herde nit verschonen
werden. Auch aus euch selb werden aufstehen män-
ner, die da verkerte lere reden, die junger an sich zu
ziehen. Darumb seid wacker usw.!
Hie warnet der apostel die christlichen bischove,
lerer und diener in ihrem ampt für viererlei feinden,
für denen sie sich zu hüten haben.
Erst für ihnen selb, daß sie sich den eigendünkel,
vermessenheit oder sicherheit nit betrügen, vom
wort und ampt abfüren lassen noch ichts erschrek-
ken.
Zum andern, so warnet er für der gemeine, die
Gottes wort und geist zum mehrern teil sich nit wird
wöllen leren und strafen lassen.
Zum dritten warnet er für den wölfen, den fal-
schen lerern und tyrannen, so von außen werden
die kirchen anfechten mit irtum und verfolgung.
Zum vierten und letzten warnet er auch für den
falschen brüdern, so von innen unter uns selb sich
werden finden, umb eiteler ehre, gunst und guter
tage willen die lere beugen oder nit recht werden
austeilen, der vernunft nach reden oder sonst den
zuhörern heucheln.
Befielet derhalben einem jeden, zu wachen in die-
sem ampt und der herde Christi, als die er mit sei-
nem teuren blut erworben, durch den Heiligen Geist
uns darüber zu hirten gesetzt hat und zu seiner zeit
rechenschaft fordern wird, mit vleis gewar zu neh-
men.
Hierauf werden dem ordinanden fürgehalten vol-
gende stück, an eids stat offentlich anzugeloben:
Erstlich, das er Gottes wort rein und treulich le-
ren wölle nach heiliger schrift altes und neues testa-
ments, wie solche in kirchen der augspurgischen con-
fession in einig[em] verstand eintrechtig gelert und
gepredigt wird.
Zum andern, daß er gleicherweis reiche die heili-
gen sacrament, die busfertigen tröste und strafe die
unbusfertigen.
Zum dritten meide allerlei falsche lere, beide alte
und neue, so demselben waren, christlichen ver-

457
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften