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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0504
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Reichsstadt Regensburg

darzu in sonderheit sind zubereitet, zu malen mit
ihren nebenschriften und sprüchen ausgeteilt; davon
einem jeden seine feldung mit ihrer gewissen histo-
rien, umb die gebühr zu steur des almosen, zu erwe-
len vergönnet wird.
[12.] Von den gefangenen, welche zum tod
verurteilt werden.
Hier wird beide - unterricht und proceß - aber-
mals aus der agenda Viti38 genomen. Derhalben on
not hie auch zu erzelen; allein wollen wir noch dar-
zusetzen etliche fragen und form der absolution bei
der gerichtstete.39
Die erste frage ist de poenitentia, ob er erkenne
und ob ihm leid sei, das er Gott und menschen be-
leidiget haben, dadurch er dann in Gottes und der
obrigkeit straf gefallen sei, beide zeitlich und ewig.
Die ander frage de fide, ob er der gnaden bei Gott
begere und glaube, das ihm diese und alle andere
seine sünde, umb Christi willen durch das einig sein
verdienst seines allerheiligsten leidens und sterbens
vergeben werden, umb desselben willen nach diesem
leben auch ewig leben werde.
Die dritt frage ist de obedientia, ob er sich erge-
ben könne, mit gehorsamen herzen die strafe des
rechten von Gottes wegen auf sich zu nemen, den-
jenigen so ihn zu strafe gebracht, auch allen andern
sonst vergeben, hinwider begere, ihm zu vergeben,
sonderlich, die er mit gegenwertiger tat beleidigt hat,
wölle auch gern sein ein exempel der straf andern
zur besserung usw.
Wo er dann zu allem ja sagt, spreche ihm der die-
ner diese offentliche absolution.
Forma absolutionis.
Durch solchen deinen glauben auf das verdienst
Christi hastu bei Gott itzo allbereit gewisse verge-
bung aller deiner sünden
und, das du derselben noch gewisser werdest, so
verkündige ich dir hiemit dieselbe vergebung an-
stat und aus befehl unsers Herrn Jhesu Christi im
namen des Vatters und des Sons und des Heiligen
Geistes. Amen.

38 Sehling 11, 531-537.

Nu sei getrost, befiele dich Gott in seine hende
und singe mit uns in deinem herzen: Mit fried und
freud ich fahre dahin (oder, do ein kleinmütigkeit
vorhanden: Nu bitten wir den heiligen Geist)!
[V.] Der fünft teil:
Von der kirchenstraf und
kirchengerichten.
Es hat Christus auch im neuen testament das
ministerium oder kirchenampt eingesetzt, nit allein
zum trost der bußfertigen und frumen, sondern auch
zur straf den unbusfertigen, wie er spricht Johannis
16 [8]: Der Heilig Geist wird die welt strafen.
Nu gehet diese straf auf zweierlei weise, wie sie
Christus selb auch verordnet hat, mit leren nemlich
und mit bannen. Mit leren geschicht allein der be-
richt aus Gottes wort, was für ihm recht und un-
recht, sünde oder nit sünde ist und wie Gott alle
sünde zeitlich und ewig strafen wölle. Durch den
bann wird den unbusfertigen auch das urteil ge-
sprochen oder verkündigt, gleichwie den busfertigen
durch die absolution wird die vergebung verkündigt
und ist hierin der fürnemest brauch beider schlüssel
des himelreichs, des binde- und des löseschlüssels,
damit das himelreich den unbusfertigen zu, den bus-
fertigen aber wird aufgeschlossen.
So geschicht das binden oder zuschließen des
himelreichs durch den bann, ferner auf zweierlei
weise, gleich wie das lösen oder aufschließen durch
die absolution, davon oben an seinem ort schon ge-
redt ist. Einmal geschichts, das den unbusfertigen
sämptlich ingemein Gottes zorn warhaftig von der
canzel durch die diener offentlich verkündigt wird
und denjenigen sonderlich, welche in irtum der
lere oder offentlichem, ergerlichem leben liegen, auch
die gemeinschaft der güter Christi, absolution und
abendmahl, so ferne sie nicht buße tun, neben an-
dern Christen versagt wird. Das andermal geschichts
gegen einzelen personen, insonderheit denen, die mit-
brüder und schwestern im Herrn sein und sich des
evangelii mit rühmen wöllen, das die von Christo
39 Siehe oben S. 425 ff. in Nr. III 10!

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