Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0550
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Grafschaft Ortenburg

confession, auch derselben apologia5 zuentgegen,
als die sacramentirer6, widertaufer7 und derglei-
chen, bekennen und bezeugen auch hiemit offen-
lich, das wir in kainerlai weg mit nichten denselben
anhengig noch zuegetan sind oder mit göttlicher
hilf, gnad und peistand uns jemals tailhaftig machen
wöllen, sonder das wir mit herz und mund die recht,
war augspurgische confession, so anno 1530 der
römischen kaiserlichen majestät von etlichen des
heiligen reichs stenden ubergeben, und allen dersel-
ben stucken, articuln und puncten nach heiliger
prophetischer und apostolischer schrift gewissem
verstand mit recht cristlichem wolmainenden eifer
durchaus annemen und vermittlest göttlicher hilf
in ewigkait zuegetan sein wöllen vermög des allge-
mainen religionfridens als ain freier graf und mit-
verwanter geringer stand des heiligen reichs,
doch nit in der mainung, das hierinnen irgend
ainem stand des reichs - geistlichen oder weltlichen -
wir uns zu widersetzen oder derselben undertanen
wider den religionfrieden abzustricken, an uns zu
ziehen, abzupracticiren oder zu ainigen ungehorsam
jemands wider sein obrigkeit oder herrschaften ai-
nige ursach zu geben, gedechten, das wir uns hiemit
offenlich erclert und vor Gottes angesicht und men-
niglich bezeugt und beteuert haben wellen, sonder
aus allen vermelten ursachen, durch die wir zu sol-
chem unserm christlichen fürgenomen werch bei der
hohen göttlichen majestät ungnad und unserer

6 = in einem Irrtum über das Altarsakrament befan-
gene Personen wie die Zwinglianer oder die Wieder-
täufer. Die von den Lutheranern gleichfalls darunter
gerechneten Kalvinisten wollte Graf Joachim min-
destens später damit gewiß nicht gemeint sehen.
7 Die Gegend um Ortenburg — südlich der Donau bei
Passau und zu beiden Seiten des Inn - war das
Hauptverbreitungsgebiet der Wiedertäufer im Her-
zogtum Baiern - wohl vor allem, weil Donau und

selen ewigen verdambnus und unserm gewissen ge-
drungen und genaigt worden nach dem trostlichem
und darbei schrecklichen urtl Christi: „Wer mich
bekennet vor den menschen, den will ich bekennen
vor meinem himelischen Vater. Wer mich aber ver-
laugnet vor den menschen, den will ich verlaugnen
vor meinem himelischen Vater“ [Matth. 10, 33].
Disen ernstlichen und in alle ewigkait unwandel-
baren willen des allmechtigen Gottes wol[len] wir
euch als unsere liebe und getreue undertanen auch
zu herzen zu füeren und vleißig zu gedenken, gene-
diglich und väterlich vermont haben, das ir die hohe
unaussprechliche gnad des wider erleuchten und uns
geoffenbarten göttlichen worts nicht welle[t] gering
achten, sonder in rechter gottesforcht mit unge-
zweifeltem vestem glauben und ernstlichem gebet
durch hilf des Heiligen Geist[es] annemen und dem
gnedigen willen euers Erschaffers und Seligmachers
euch dankperlich und gehorsamblich mit aller ge-
dult und hoffnung underwerfen. Das wolle uns die
göttliche majestät durch den Heiligen Geist zu auf-
nemung8 in warem glauben und pueß vertigem leben
gnediglich verleihen unt väterlich uns zu werkzeu-
gen seiner gnaden machen und becreftigen!
Geben under unserm hierfürgedrucktem secret
insigl auf unsern schloß Altenorttemburg, den
25. Octobris anno 1563.

Inn Wasserwege aus Südwestdeutschland und Tirol
nach Mähren waren. Zahlreiche Hinrichtungen von
Wiedertäufern dieser Gegenden erfolgten zwischen
1545 und 1585 (V. A. Winter, Geschichte der baie-
rischen Wiedertäufer im 16. Jahrh. München 1809. —
Mennonitisches Lexikon 1 [Frankfurt 1913] 141 ff. —
W. Wiswedel, Bilder und Führergestalten aus dem
Täufertum 2 [Kassel 1930] 54-58. 145-163).
8 =Zunahme (Grimm 1, 697).

530
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften