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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0551
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IV 2. Gottesdienstordnung 1563

Nun folget, mit was worten und christlichen cere-
monien ich die heilige sacramenta in gedachter zeit
und grafschaft administrirt und gereicht hab:
Die tauf hab ich allermaßen verrichtet, wie sie in
der wirtenbergischen1und meines gnädigen fürsten
und herrn, pfalzgraf Wolfgang, kirchenordnung2 ver-
leibt und zu vorrichten befolhen ist, desgleichen
auch die hochzeiten3 und abentgebet4.
Aber das abentmal hab ich also gehalten, wie es
von dem herrn doctor Celestino5 und seinem mit-
helfer Thoma Karrer6 gehalten worden ist.7
Erstlich hab ich die schuel und versamlete gemein
in bekanter sprach nach dem rat Pauli [1.Kor. 14,
23-28] die letanei8 oder sonst einen teudschen gsang
- der heiligen schrift und zeit gemeß - lassen singen.
Darnach hab ich ein gebet gesprochen umb frucht-
bar gedeien des wort Gottes und auf solches

Druckvorlage: Warhafter und grundlicher bericht,
wie und welchermaßen die communicanten in der graf-
schaft Ortenburg examinirt, unterrichtet, geleret und
getröst worden, bis doch beide, prediger und zuhörer,
zum höchsten hierüber verfolget sind, beschrieben.
Durch Thomam Rorarium, pfarrer zu Reinhardts-
hoven, gedruckt zu Laugingen durch Immanuel Salzer
anno 1565 [NLA BKG 2719] f. Gvf. - Siehe oben
S. 526!
1 Siehe oben S. 125ff.! — Richter 2, 113f. — Hauß-
Zier 24-31.
2 Siehe oben S. 31! - Sie stimmt in den hier genann-
ten Stücken mit der württembergischen Kirchen-
ordnung überein.
3 Richter 2, 139ff. — Hauß-Zier 82-88.
4 = die Vesper (Richter 2, 139. - Hauß-Zier 81f.).
5 Siehe oben S. 524!
6 Der von Graf Joachim neben Cölestin berufene 2.
evangelische Geistliche Ortenburgs. Er stammte aus
Mühldorf am Inn, war in Eberspoint (LKr. Vilsbi-
burg) Benefiziat, resignierte aber 1562 als evange-
lisch und ging als Prediger nach St. Wolfgang in der
Grafschaft Haag, 1562 bald darauf jedoch nach
Wiesent bei Regensburg als Diakonus. Januar 1564
Ortenburg Diakonus, 25. Febr. 1564 durch Baiern
vertrieben, März 1564 Wiesent Diakonus, ... (Theo-
bald, Einführung 67f. — Geyer 212).
7 Die folgende Form entspricht etwa einer Mischung
aus den beiden Formen des Agendbüchleins Veit
Dietrichs — für den Gottesdienst mit bzw. ohne

die sontäglich epistel, item
die sechs haubtstuck christlicher leer, wie die
oben9 gesetzt, und zu zeiten auch die haustafel10
verlesen.
Zum dritten hat man widerumb einen kurzen ge-
sang als den glauben11 oder Nun bitten wir den Hei-
ligen Geist etc. gesungen.
Und hierauf das gewonlich evangelion verlesen,
welches ich dann auf ein stund lang vermüg des
texts mit prophetischer und apostolischer schriften
durch zwen oder drei puncten ordenlich erkleret hab.
Wen nu die gebet für alle stend12 nach ausgang
der predigten von mir verrichtet
und ein kurzer gesang13 gesungen, hab ich
die vermanung vor dem abendmahl14 gegen dem
volk verlesen, darin fein ordenlich verleibt,
wer das abentmal eingesetzet, was uns hierinnen ge-
geben und geraichet, warzu es nutz, wie es zu ge-
brauchen und sich dazu beraiten sei.
Schülerchor (Sehling 11, 495-503) mit starken
württembergischen Zusätzen.
8 Siehe oben S. 83! — Als Eingangslied scheint sie aus
dem früheren Gebrauch Regensburgs (vgl. S. 391.
408) übernommen worden zu sein (vgl. aber auch
oben S. 464).
9 Im Hauptteil seiner Schrift hatte Rorer bis hierher
in Form eines Kommunikantenverhörs einen aus-
führlichen Katechismusunterricht (unter Zugrunde-
legung von Luthers Kleinem Katechismus) gebracht.
10 Martin Luthers (Bekenntnisschriften 523-527).
— Ihre Verwendung entstammt der württembergi-
schen Kirchenordnung, wo aber andere Sprüche und
außerdem noch vor dem Katechismustext verlesen
werden (Richter 2, 134. — Hauß-Zier 36-41).
11 Luthers Lied ,,Wir glauben all...“.
12 Das Agendbüchlein kennt - aber nur bei Kirchen
ohne Schülerchor — eine solche Gebetsvermahnung
vor der Katechismusverlesung (Sehling 11, 500f.).
- Das hier gemeinte Gebet ist sichtlich das aus der
württembergischen Ordnung (Richter 2, 138. -
Hauß-Zier 70f. - Waldenmaier 129).
13 Ein Lied an dieser Stelle entspricht der württem-
bergischen Ordnung, die das sonst zwischen Evan-
gelium und Predigt gesungene Glaubenslied (z.B
brandenburgisch-nürnbergische Ordnung 1533 [Seh-
ling 11, 195] oder im Agendbüchlein [Sehling 11,
498]) hinter die Predigt stellte (Richter 2, 137. -
Hauß-Zier 56).
14 Sehling 11, 196f.

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