IV 3. Revers und Bestallungsbrief des Pfarrers Pflacher
vom 19. Februar 1573 /1578.
Ich, magister Moses Pflachner, bekenne hiemit
offenlich in disem brief gegen meniglich, das der
hoch- und wolgeborne grave und herr, herr Joachim,
der eltern graven grave1 zu Ortenburg etc., mein
genediger herr, mich zu irer genaden pfarrhern zu
Ortenburg angenomen, vermög einer aufgerichten
verfertigten bestallung, die von wort zu worten lau-
tet wie volget:
Wir Joachim, der eltern graven grave zu Orten-
burg etc., bekennen hiermit in craft dises briefs und
tun kund offentlich, das wir den ersamen, wolgeler-
ten unsern lieben getreuen M. Moses Flaher zu un-
sern graveschaft Ortenburg obersten kirchendiener
und prediger an- und aufgenomen haben also,
das er sich in der lehr und leben, wie einem fromen
evangelischen predicanten und gottsförchtigen kir-
chendiener ambts halben gebürt und zusteet, erbar-
lich, christlich, aufrecht und redlich halte und sich
insonderheit eines christlichen, eerlichen, eingezo-
gen[en] lebens und exempels befleiße und allent-
halten dermaßen erweise, damit die christlich ge-
main und undertanen nit allein mit der lehr, sondern
auch guten exempeln christliches lebens gebessert
werden,
fürs ander, das M. Moses in seinem leeren und pre-
digen alle bittere und heftige wort gegen allen denen,
Druckvorlage für den eigentlichen Revers und die
im Apparat berücksichtigte Bestallung von 1578: Ent-
wurf mit eigenhändiger Unterschrift des Grafen. -
Original (Papier, Folio, 6 Blätter [letztes bis auf Kanz-
leivermerk leer] MHStA. Abt. V: Staatsarchiv für Ober-
bayern, GL 3139/131 f. 16-20v). -
Druckvorlage für den in den Revers aufgenom-
menen Bestallungsbrief vom Jahre 1573 (Original,
Folio, 6 Seiten. - aaO. f. 11-13). Siehe oben S. 526 f.!
In unserem Abdruck wird der eigentliche Revers in
der Form des Jahres 1578 wiedergegeben (für 1573
fehlt der Revers). Der in ihn eingeschobene Bestallungs-
brief wird aber im Text in der Form von 1573 abge-
druckt; die Änderungen des in der Reversvorlage stehen-
den Bestallungsbriefes von 1578 stehen im Apparat.
so einer andern religion sind, umbgeen und sich ent-
gegen aller bescheidenheit gegen meniglich gebrau-
chen solle, auch sein lehr und predig also zu füren
und anzustellen, das spitzfindige disputationes der
religionsarticulen auf die canzl nit gebracht, sonder
das gemeine volk für dasselbig zu christlicher buß
und bestendiger besserung ires lebens und reinen,
einfeltigen verstand und liebe der warheit beharrlich
angewisen, underrichtet aunda vermanet werde;
dann, dieweil bitterkait des affect und wort, wie
auch zank, disputationen und, was zu zerstörung
christlicher lieb bundb einigkeit dienstlich sein mag,
von einem fromen, christlichen predicanten frembd
und verr2 sein, auch sich ein jeder christ derjenigen,
so mit unwissenheit oder irrtum behaftet sind, dar-
umb, das der glaub ein freiwillige gab und geschenk
Gottes ist, mehr mit christlichem mitleiden[zu]erbar-
men und für si inniglich, herzlich zu bitten schuldig
ist denn, das er si mit bitterkeit der wort oder eini-
chem ungestümen affect mainen soll, nachdem auch
die vielfeltigen disputationen den religionsarticeln
bei dem einfeltigen mer unbuß weder3 lieb zur war-
heit erwecken, auch wol bei den gemeinen leuten
widerwertigen verstand der glaubensarticul und also
geschwinder secten den ein gleichmeßige einigkeit
verursachen mag, derhalben er dahin geflissen sein,
sich alles gebürlichen glimpfs4 zu erweisen und ent-
gegen aller bitterkeit, auch unnotwendigen dispu-
a-a 1578: auch zu gutem gehorsam uns als irer von
Gott fürgesetzter oherkeit zu leisten,
b-b 1578: oder
1 Diese Bezeichnung verwendeten die Grafen von
Ortenburg, seit der Kaiser 1524 auf die früher einem
ausgestorbenen Zweig der Familie gehörige kärn-
tische Grafschaft Ortenburg eine jüngere Familie der
Grafen von Ortenburg geschaffen hatte. Die baye-
rische Familie wurde daher auch als „Ortenburg des
älteren Geschlechts“ in die bayerische Adelsmatrikel
eingetragen (Mehrmann 99).
2 = fern (Grimm 3, 1527f. - Schmeller 1, 742).
3 = als (Grimm 13, 2842 - Schmeller 2, 857).
4 = Anstand (Schmeller 1, 1475)
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vom 19. Februar 1573 /1578.
Ich, magister Moses Pflachner, bekenne hiemit
offenlich in disem brief gegen meniglich, das der
hoch- und wolgeborne grave und herr, herr Joachim,
der eltern graven grave1 zu Ortenburg etc., mein
genediger herr, mich zu irer genaden pfarrhern zu
Ortenburg angenomen, vermög einer aufgerichten
verfertigten bestallung, die von wort zu worten lau-
tet wie volget:
Wir Joachim, der eltern graven grave zu Orten-
burg etc., bekennen hiermit in craft dises briefs und
tun kund offentlich, das wir den ersamen, wolgeler-
ten unsern lieben getreuen M. Moses Flaher zu un-
sern graveschaft Ortenburg obersten kirchendiener
und prediger an- und aufgenomen haben also,
das er sich in der lehr und leben, wie einem fromen
evangelischen predicanten und gottsförchtigen kir-
chendiener ambts halben gebürt und zusteet, erbar-
lich, christlich, aufrecht und redlich halte und sich
insonderheit eines christlichen, eerlichen, eingezo-
gen[en] lebens und exempels befleiße und allent-
halten dermaßen erweise, damit die christlich ge-
main und undertanen nit allein mit der lehr, sondern
auch guten exempeln christliches lebens gebessert
werden,
fürs ander, das M. Moses in seinem leeren und pre-
digen alle bittere und heftige wort gegen allen denen,
Druckvorlage für den eigentlichen Revers und die
im Apparat berücksichtigte Bestallung von 1578: Ent-
wurf mit eigenhändiger Unterschrift des Grafen. -
Original (Papier, Folio, 6 Blätter [letztes bis auf Kanz-
leivermerk leer] MHStA. Abt. V: Staatsarchiv für Ober-
bayern, GL 3139/131 f. 16-20v). -
Druckvorlage für den in den Revers aufgenom-
menen Bestallungsbrief vom Jahre 1573 (Original,
Folio, 6 Seiten. - aaO. f. 11-13). Siehe oben S. 526 f.!
In unserem Abdruck wird der eigentliche Revers in
der Form des Jahres 1578 wiedergegeben (für 1573
fehlt der Revers). Der in ihn eingeschobene Bestallungs-
brief wird aber im Text in der Form von 1573 abge-
druckt; die Änderungen des in der Reversvorlage stehen-
den Bestallungsbriefes von 1578 stehen im Apparat.
so einer andern religion sind, umbgeen und sich ent-
gegen aller bescheidenheit gegen meniglich gebrau-
chen solle, auch sein lehr und predig also zu füren
und anzustellen, das spitzfindige disputationes der
religionsarticulen auf die canzl nit gebracht, sonder
das gemeine volk für dasselbig zu christlicher buß
und bestendiger besserung ires lebens und reinen,
einfeltigen verstand und liebe der warheit beharrlich
angewisen, underrichtet aunda vermanet werde;
dann, dieweil bitterkait des affect und wort, wie
auch zank, disputationen und, was zu zerstörung
christlicher lieb bundb einigkeit dienstlich sein mag,
von einem fromen, christlichen predicanten frembd
und verr2 sein, auch sich ein jeder christ derjenigen,
so mit unwissenheit oder irrtum behaftet sind, dar-
umb, das der glaub ein freiwillige gab und geschenk
Gottes ist, mehr mit christlichem mitleiden[zu]erbar-
men und für si inniglich, herzlich zu bitten schuldig
ist denn, das er si mit bitterkeit der wort oder eini-
chem ungestümen affect mainen soll, nachdem auch
die vielfeltigen disputationen den religionsarticeln
bei dem einfeltigen mer unbuß weder3 lieb zur war-
heit erwecken, auch wol bei den gemeinen leuten
widerwertigen verstand der glaubensarticul und also
geschwinder secten den ein gleichmeßige einigkeit
verursachen mag, derhalben er dahin geflissen sein,
sich alles gebürlichen glimpfs4 zu erweisen und ent-
gegen aller bitterkeit, auch unnotwendigen dispu-
a-a 1578: auch zu gutem gehorsam uns als irer von
Gott fürgesetzter oherkeit zu leisten,
b-b 1578: oder
1 Diese Bezeichnung verwendeten die Grafen von
Ortenburg, seit der Kaiser 1524 auf die früher einem
ausgestorbenen Zweig der Familie gehörige kärn-
tische Grafschaft Ortenburg eine jüngere Familie der
Grafen von Ortenburg geschaffen hatte. Die baye-
rische Familie wurde daher auch als „Ortenburg des
älteren Geschlechts“ in die bayerische Adelsmatrikel
eingetragen (Mehrmann 99).
2 = fern (Grimm 3, 1527f. - Schmeller 1, 742).
3 = als (Grimm 13, 2842 - Schmeller 2, 857).
4 = Anstand (Schmeller 1, 1475)
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