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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0554
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Grafschaft Ortenburg

tirens (wie es von etlichen beschiehet) enthalten und
allein die heilige schrift clar, lauter und rein, wie
einem getreuen, fromen christlichen prediger und
gottsforchtigen kirchendiener gebürt, zu trost, nutz
und underrichtc und besserung der christlichen ge-
mein füren, ercleren und fürtragen soll.
Zum 3., so soll er, M. Moses, ohne unser vorwissen,
bevelch und willen unser kirchenordnung, wie wir
dann ime die fürgelegt und bevolhen, eigens gefal-
lens nit endern, sondern dieselbig, welche nach der
reinen evangelischen leher augspurgischer con-
fession gestellt ist und mit solcher zustimbt, stragks
halten in alle weeg.d
Was dann verrer den articuln des hochwirdigen
sacraments des Herrn nachtmal betrifft, sollen und
wollen wir auch, das die jez schwebenden disputa-
tiones von der meinung unsers Herrn Christi und
den ungleichen verstand der wort des nachtmals
eallerdings vermitten7 bleibene, dieselben ob der
canzel nit erregt, sonder gerat, strack und einfeltig
dem buchstaben der heiligen evangelisten und apo-
stel, wie in der des dreißigsten jares zu augspurg
uberreichten confession zu finden8, nachgangen und
in gemein all sein lehr, leben, tun und wandel dahin
einig dirigiren soll, das die gemein zu christlicher
besserung, bestendiger buß ires lebens und zum
Herrn Jesu Christo als dem stifter der neuen geburt
und erwerber, auch ausspender aller himlischen

c 1578 + : auch buß
d 1578 + : bevorab, damit er bei den apostolischen
und prophetischen schriften, einmal angenom-
menen bewerten concilien5, auch darüber unser
augspurgischen confession6 beleiben und unsere
kirchen von der person Christi, unserm seelig-
macher und heiland, mit weitleuftigem disputiren
oder was dergleichen, so nit zu erbauung christ-
licher kirchen, sondern streitsachen sind und sich
jetziger zeit erregen, nit beladen.
Zum vierten:
e-e Fehlt 1578.
f-f 1578: Zum fünften: g-g 1578: vorwissen
h 1578 +: Zum sechsten solle auch gemelter unser
pfarrher, da er was in truck geben wolte, solches
außer unsern wissen, willen und zugeben nit tun.
i 1578 + : und verrichtung
k-k 1578: fünfunddreißig
l-l 1578 dazu am Rand: zwen
m-m 1578 am Rand dazu: dritthalb
n-n 1578 am Rand dazu: sechs o-oFehlt 1578.

gaben und güter einig und allein gewisen, darzu ein
christlich leben in aller gottseeligkeit gepflanzet und
widerwertiger, gespaltner verstand der religionarti-
culen, sovil muglich, weder verursacht noch einge-
fürt werde.
fVerrerf solle auch gemelter M. Moses ohne gun-
serg wissen und willen außer unser graveschaft nin-
dert9 hinziehen, sonder sich in seinem bevolhenen
tun und ambt anheims verhalten und demselben mit
fleißiger verrichtung treulich nachkommen und aus-
warten.
h
Und, so nunmehr gedachter M. Moses solches alles
mit embsigen fleiß verricht, demselben gelebt, ime
die kirch Gottes jederzeit lasset treulich bevolhen
sein und allen dem, was unser angestelte und auf-
gerichte kirchenordnung mit raichungi der heiligen
sacramenten, predigen und allem andern christlich
nachkombt, so sollen und wollen wir ime entgegen
jerlich an gelt und nemlich alle quartal kfunfund-
zweinzigk gulden in münz - je funfzehen bazen10
oder sechzig creuzer für einen gulden gerechnet -,
dann jerlich an weiz leinenl sack, an korn11
mzweim schaff12, an gersten zwu kibel13 und an ha-
bern ndrein seck - alles ortenburger maß14 -,
oitem alle quartal funf eimer pier - tut jerlich
zweinzig eimer -, wie es zu unser hofhaltung gepreut
wirdo,
5 Wahrscheinlich die ersten 4 ökumenischen Konzilien
(siehe oben S. 328 Anm. 5—8!).
6 Bekenntnisschriften 44-137.
7 Ältere Form für vermieden (Schmeller 2, 1570).
8 Daß gerade hier im entscheidenden Artikel 10 ein
bedeutsamer Unterschied zwischen der Ausgabe von
1530, der sog. Invariata, und der von 1540, der sog.
Variata, bestand (siehe oben S. 328 Anm. 11), ließ
Graf Joachim unbeachtet.
9 nie-endert = nirgends (Schmeller 1, 9).
10 1 Batzen = 4 Kreuzer.
11 = Roggen (Schmeller 1, 1294 —. 2, 78).
12 = Scheffel = Getreidemaß (1 Münchener Scheffel
= 100/45 hl = 222 l [Schmeller 2, 375f.]).
13 In dem nicht weit von Ortenburg gelegenen Gries-
bach faßte 1 Schaff 32 Kübel Gerste (Schmeller 1,
1218).
14 Das bayerische Regierungsblatt 1811, 1263-1270
kannte bei der Umwandlung der bis dahin üblichen
älteren Maße in Normalmaße keine Ortenburger
Maße mehr.

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