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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0555
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IV 3 Revers und Bestallungsbrief des Pfarrers Pflacher 1573/1578

sambt einem fuder schaub15 von sechs schillin-
gen16 item ein fueder ruckestro17, auch ein fuder
haberstro und acht claftern scheiterholz
mit der robalt18 füren,p
dann verrer, wann wir und zu welcher zeit mit
unser hofhaltung alhie zu Ortenburg seien, qden
tisch zu hof geben, volgen und zusteen lassen.
Weiter wollen wir ime den undernq pfarrhof20 bei
Unser Frauen kirchen21 mit aller seiner zugehörung,
wie der umbfangen ist, sambt den daran stoßenden
garten,
mer das wisle bei dem pinder zu nehest an dem
pfarrhof rhinanr ligend,
item die dornwiese, wie man nach Dorf bach22 geet,
item das wisfleckel bei den Hartoblern23 heusern
auf dem anger,
item den krautgarten sbei den Hartoblern heu-
sern,
auch auf dem anger und
den gartens bei der Vellermül24
genzlich und allerdings tvolgen lassent, welches

p 1578 +: geben und ane19 abgang zustellen lassen
q-q 1578: solle er den tisch bei hofe haben. Wir wollen
ime auch alle wegen, wann wir kleiden, ein kleid
von unsern hof geben lassen. Weiter solle er den
r-r Fehlt 1578.
s-s Fehlt 1578 (vielleicht versehentlich).
t-t 1578: besitzen und inhaben
u-u 1578: sollen ime
v-v 1578: gebessert und underhalten werden — alles
ane seinen costen und darlegen.
w-w 1578: sechs claftern scheiterholz [Dazu am Rand:
zwelf klafter]
x-x 1578: füren zu lassen und zu geben. Dann

15 = Gebündeltes Stroh (Schmeller 2, 253).
16 Als Zahl in Baiern = 30. - 6 Schilling Schaub = 180
Strohbündel (Schmeller 2, 400).
17 = Roggenstroh (Schmeller 2, 79).
18 = Frondienst (Schmeller2, 10).
19 = ohne
20 = das Pfarrhaus der Pfarrei Steinkirchen im Unter-
schied vom Pfarrhof der Pfarrei Holzkirchen (Theo-
bald, Einführung 3).
21 im Markt Ortenburg (Mehrmann 97-101).
22 3 Kilometer südsüdöstlich von Ortenburg.
23 Ober- und Unterhartdobel = 2 km südöstlich von
Ortenburg (Mehrmann 169).

alles er dann nach seiner besten gelegenheit und nuz
gebrauchen und nießen soll und mag,
doch, das er die zeun und notwendige frid25 auf
seinen selbs costen underhalte.
Was und sovil aber den pfarrhof und dessen zu-
gehörige zimer26 belangt, die uwollen wiru der ge-
bürlichen notturft nach vauf unser selbs darlegen
bessern, machen und underhalten lassenv.27
Uber das, so hat der wolgeborne, unser freund-
licher lieber vetter, grave Ulrich28 zu Ortenburg etc.,
bewilligt für sich selbs, ime, M. Mosen,
wan weizen einen sack, an korn ein halb schaff und
an scheiterholz sechs clafterw - mit der robalt
xzu füren - geben und reichen lassen.
Dann haben wir, auch mit uns erst wolgedachter
grave Ulrich etc. als unsers vettern grave Heinri-
chen29 ordenliche vermundere bewilligt, ime, M. Mo-
sen, aus gemelter unser vormundschaft

24 An der Wolfach am Südausgang des Marktes Orten-
burg. — Die genannten Grundstücke waren wohl
schon Bestand der vorreformatorischen Pfarr-
pfründe (Theobald, Einführung 3). Sie standen
alle bis in die neueste Zeit in der Nutzung des
Pfarrers. (Freundliche Mitteilung des Evang.-Luth.
Pfarramtes Ortenburg)
25 = Einfriedungen, Zäune (Schmeller 1, 810).
26 = neben dem Wohnhaus stehende, damals nur aus
Holz errichtete Gebäude (Schmeller 2, 1123).
27 Das hatte früher der katholische Pfarrer auf Grund
seines Zehentbezuges leisten müssen (Theobald,
Einführung 3).
28 Ulrich III., ein Enkel von Joachims Oheim Ulrich II.
*1532,† 1586. Er wohnte auf der nördlich von Orten-
burg gelegenen baierischen Hofmark Söldenau, war
ebenso entschieden evangelisch wie Graf Joachim,
besuchte die Gottesdienste in Ortenburg und wurde
daher auch von Baiern nicht weniger als Joachim
bedrängt (Huschberg 422. Tab. IX [bei S. 476]. -
Mehrmann 51ff. 99. - Theobald, Durchführung
[Reg.]).
29 Heinrich X., der 1556 geborene Urenkel eines Oheims
des Grafen Joachim, ein Neffe des Grafen Ulrich III.
Sein Vater war 1568 gestorben. Er starb 1603
(Huschberg 421 f. Tab. IX. X [bei S. 476.] -
Mehrmann 67. 69). - Als er volljährig wurde und
die Vormundschaft ihr Ende fand, erfolgte eine Neu-
regelung der Pfarrbesoldung, die ihren Ausdruck in
der neuen Bestallung von 1578 fand.

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