Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0565
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V 1. Pfarrereid vom 4. Nov. 1601

Anstadt und von wegen der wolgebornen, ge-
strengen, edlen und ehrnvesten, meiner herrn freund
und mitganerben, werdet ihr mir Hannsen von
Steinaw1, burggrafen zu Rottenberg, als der pfarr
Neunkirchen ufm Sandt und der pfarr Kirchrötten-
bach collator, ober- und schutzherrn
erstlichen mit handgebenden treuen zuesagen,
auch nachvolgends mit uferhabenen fingern zue
Gott dem allmechtigen einen gelehrten, leiblichen
aid schweren, das der ehrw[ürdige] und edle Johann
Gottfriedt von Aschhausen2, der beeden stift zu
Bamberg und Würtzburg domherr, der pfarr Neun-
kirchen und pfarr Kirchröttenbach christlichen und
wol vorstehen und versehen,
den pfarrkindern das heilige und ware evangelium
predigen und lehren und administration und rei-
chung der heiligen hochwürdigen sacramente under
beiderlei gestalt nach des Herrn Christi selbst ein-
satzung, auch andern christlichen ceremonien der
augsburgischen confession3 und ordnung gemes ge-
treulich und wol wolle vorstehen und versehen, auch
keinen, seiner ehrwürden von mir präsentierten vica-
rien und pfarrverweser4 uber sein schuldige gebüer5
nicht beschweren noch betrengen, sonder sie bei
altem herkommen bleiben lassen,

Druckvorlage: Original (ganz von dem Eidleisten-
den eigenhändig geschrieben. - Papier, Folio, 4 Seiten
[letzte bis auf einen einschlägigen Kanzleivermerk
leer]. — NStA, Akten der Ganerbschaft Rothenhurg
[Rep. 206a] Nr. 2455. - Der viel korrigierte Entwurf:
aaO. Nr. 2659). — Siehe oben S. 540!
1 Er war Burggraf 1585—1604 (Schütz, Ganerb-
schaft 101).
2 Er wurde 1609 Bischof von Bamberg und 1617 als
Nachfolger Julius Echters von Mespelbrunn auch
Bischof von Würzburg und ist der eigentliche Gegen-
reformator des Hochstifts Bambergs, † 1622 (Hch.
Weber, J. G. v. A. Würzburg 1889. — Joh. Loos-
horn, Geschichte des Bistums Bamberg 5 [Bamberg
1903] 364-379. - Johannes Kist, Fürst- und Erz-
bistum Bamberg. Bamberg 19623. 96-99. — Simon,
EKGB 382 ff.).
3 Bekenntnisschriften 31-138.
4 Als solche wurden ihm jetzt für Neunkirchen Justus
Ehrhardt und für Kirchörttenbach Petrus Pfaff ge-

zum andern, das ihr anstadt euers herrn principaln
mir jetzigen oder könftigen burggraven anstadt ge-
meiner ganerben dieser vorgenanten beeden pfarrn
und derselben halben zuetragenden weltlichen fellen
vor die rechten ober- und schutzherrn erkennen und
halten, ihren geboten und verboten volg geleben, ge-
melter pfarr nichts entziehen oder entwenden zue
lassen, sonder in gutem, wesentlichen würden und
notwendigen gebeuen underhalten lassen, da auch
etwas darvon entwendet worden, so viel möglich
wieder darzuebringen und - in summa - der herr-
schaft Rottenberg und derselben regierenden burg-
graven derohalb gehorsam, getreu und gewertig sein,
auch die gebüer, die einem herrn burggraven, vogten
und richtern wie auch andern gebüert, sampt dem
uncosten, wie mit alter herkommen6, unseumblich
ausrichten und bezahlen lassen-getreulich und ohne
geverde.7
Der aid.
Alles, was mir jetzt vorgelesen und ich bin under-
richtet worden, solches ich wol verstanden hab, das
soll durch meinen herrn principaln nachgelebt, ge-

nannt und von ihm angenommen (Schütz, Kirchen
61).
5 Statt daß der pastor verus sein Pfründeeinkommen
selbst einhob und dem Verweser dann davon seine
Besoldung reichte, überließ er wie gewöhnlich die-
sem das ganze Einkommen gegen die Bezahlung
eines festen jährlichen Geldbetrages, der Pension
oder Absenz.
Dieser betrug für Neunkirchen 37fl., für Kirch-
röttenbach 30 fl., wobei jeweils Baufallwendungen
abgingen (NStA Rep. 206a Nr. 2659).
6 Das war für jede Pfarrei beim Amtsantritt des Vi-
kars eine einmalige Verehrung von 10 fl. an den Burg-
grafen und von je 2 fl. an den Richter und den Amts-
knecht, ferner die jährliche Zahlung von 3 fl. Jäger-
geld an den Burgvogt und die jährliche Bewirtung
des Burggrafen bzw. des Richters samt seinen Leu-
ten, wenn sie zum Kirchweihschutz kamen
(Schütz, Ganerbschaft 23 f.).
7 = Gefährde = Hinterlist, Nebenabsicht (Schmel-
ler 1, 740).

35 Sehling, Bayern III

545
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften