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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0577
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V 2 Vereinigung, wie es mit den kirchenactibus soll gehalten werden, von 1618

hat? Lieber, was können wir mehr zur tauf tun
denn, das wir uns darnach sehnen? Nun hat er sie
gesehnet.21 Darumb hat er sie erlanget. Der den
H[eiligen] Geist hat, wie solt der sie nicht haben?
Oder wenn die tauf hindern solte, so musten auch
die merterer verhindert sein. Aber wie sie in ihrem
blut getaufet, als ist der fromme kaiser in seinem be-
geren getauft.“
7. Gezeugets der glaube und einhelliger consens
der reformierten22 kirchen. Daher in vielen landen
der gebrauch ist, das man sie mit christlichen und üb-
lichen ceremonien begrebt zum zeugnus, das man
sie nicht ausschließen soll von der gemein anderer
christen. Was aber den spruch Johani 3 [5] belanget,
da Christus sagt: ,,Es sei den, daß jemand aus dem
wasser und Geist geboren werde, so kan er nicht in
das reich Gottes kommen“, ist dahin gemeint, daß
man die taufe nicht mutwillig verachte, und sind die
kindlein nicht verdampt, welche im fall der not ihrer
nicht teilhaftig werden können. Wir sind an das mit-
tel gebunden, aber Gott nicht, welcher ohn das
mittel wirken kan. Zudem sagen die heiligen väter
oder kirchenlehrer: Non privatio, sed contemtus
sacramenti damnat, das ist: Nicht der mangel, son-
dern die verachtung des sacraments verdampt.
Beschluß.
Dis sollen eltern behalten, sich damit trösten, ihre
betrubte seele mit gedult fassen, dem gnedigen wil-
len Gottes sich in kindlichen gehorsam unterwerfen
und inmittels sich gerust gefaßt machen zur seligen
hinfart aus disem verganglichem leben in das him-

21 = ,,sie ersehnt“ oder (mundartlich) ,,sich gesehnt“?
22 nicht im Sinne der Kurpfalz = kalvinisch, sondern
einfach = evangelisch (vgl. unten S. 587!).
23 Siehe oben S. 542 Anm. 30!
24 Kirchröttenbach.
25 (Öckel) Aus Bad Kissingen, 1616 Schnaittach, 1621
Kirchröttenbach, 1629 bei der Gegenreformation
entlassen (Wachter 11 577. — Schütz, Kirchen 24,
62).
26 Hoe (Hohn, Hoy). (1612?) Bühl, 1628 bei der Gegen-
reformation gefangen nach Amberg gebracht und
vertrieben (Wachter 11556), schließlich von Kroa-
ten erschossen (Pemsel 5).
27 = Bühl.

lische vaterland, zu welchem uns allen mit gnaden
verhelfe Gott der Vater durch Christum seinen Sohn
in kraft und beistand des H[eiligen] Geistes, welchen
sei lob ehr und preis von nun an bis in ewigkeit.
Amen.
Solches nun von Gott dem Herren zu erlangen, so
laßt uns aus glaubigen andacht miteinander beten
ein h[eiliges] Vaterunser: Vater unser etc.
Hiebei, als bewusten actibus, soll es nun zu disem
mal verbleiben.
Dieweil aber nach der vermanung des heiligen
apostel Pauli [Kol. 3, 17] alles, was man tut, zu ehre
Gottes und erbauung der christlichen kirchen ge-
reichen soll, also wolle der allmechtige Gott zu disem
christlichen werk seine gnade umb Christi willen ver-
leihen, uf das es sein gewunschtes und heilsames
ende auch erreichen möge. Amen.
Johannes Schmid23, diener der kirchen Christi
zu Kirchenröttenbach24, subscripsit.
Valentinus Ocellus25, mysteriorum sacrorum
oeconomus in Schnaittach, 30. Octobris anno
Deiparae Virginis 1618.
Johannes Hoe26, diener im Gottes wort bei der
kirchen Büchel27, s[ub]s[cripsit].
M. Sebaldus Ernst28, pfarrer zu Odensooß29,
nachdem er diese kirchenordnung mit fleiß durch-
lesen, befunden, daß sie den glauben ehnlich und
Gottes wort gemeß, hat er dieselbige unterschrie-
ben.
30

28 Aus Nürnberg. 1605 Förrenbach, 1611 Ottensoos
Pfarrer - † 1632. - Er tat anfänglich bei der Beseiti-
gung der Chorröcke eifrig mit, fügte sich aber dann
den Befehlen Nürnbergs und wurde dafür vom
Burggrafen vom 21. Nov. 1618 bis 19. März 1619 auf
dem Rothenberg gefangengehalten, bekam aber
schließlich die ihm aberpreßten Verpflegungskosten
wieder ersetzt (NStA Rep. 206a [Rothenberger
Akten] Nr. 825. - Andr. Würfel, Diptycha ecclesia-
rum in oppidis et pagis Norimbergensibus. 2 [Nürn-
berg 1759] 430f. - Schütz, Kirchen 24, 85).
29 = Ottensoos.
30 Neunkirchen am Sand fehlt, weil es damals un-
besetzt war (darüber vgl. S. 543 Anm. 21!).

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