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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0616
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Herrschaft Wolfstein

kürchgang und hochzeit sich fleischlich miteinander
vermischen und beischlafen oder für dem kürch-
gang heuslich beieinander wohnen, so solle ihnen zu
ihrer hochzeit kain spil, kranz noch tanz, auch der
braut weder kranz noch harpand zugelassen wer-
den.
Wer aber wider den zwelften artikel handlen
wird als, wann unter zwaien verlobten personen
eines das ander geferlicherweise wider alle billigkait
mit dem kürchgang und hochzeit welte zu lange auf-
halten, da solle die beschwerte person den pfarhern
und weltliche oberkait desselben orts ersuchen. Als-
dan sollen gebürliche mittl fürgenumen werden, da-
mit die versprochene ehe volzogen und großem vol-
geten7 unrat gewehret werde.
Wer aber den dreizehenden artikel ubertreten
wird als, wann jemand durch ehebruch oder mut-
willig weglaufen, an seinem gemahel prüchig wurde,
alsdann wird durch weltliche oberkait gebürliche
straf wider solche müßtätige personen fürgenum-
men und der verlassenen person nach billigkait
christlicher unterricht, weß sie sich forthin verhal-
ten, mitgetailt werden. Es soll aber in kainen weg
sich jemand selbst von seinem gemahel schaiden und
söndern und sich mit einer andern person ohne vor-
wissen und bewilligung der oberkait verheuraten.
Desgleichen soll auch die verlassene person tun, da-
mit nichts freventlichs und unchristlichs, sonder,
was dem göttlichen rechten gemeß ist, gehandelt
werde. Wer derhalben wider disen artikel tun und

handlen wurde, der soll sein gebürliche straf von
weltlicher oberkait gewertig sein, die auch solche un-
ordenliche, freventliche handlung nicht wird können
ungestraft lassen.
Wer aber wider den vierzehenden artikel hand-
len würd als, do sich jemand nach absterben seines
gemahels verheuret, ehe ein vierteljar verloffen ist,
so soll ihne weder kürchgang noch hochzeit gestattet
werden bis zu ausgang eines vierteljares, soll auch
nicht verkündigt werden, es sei dann solche benante
zeit eines viertljars fürhanden, damit alle leicht-
fertigkait, so hierinnen auch etwa von alten leuten
begangen, dadurch die jugent ser geergert und, den
ehestand gering zu achten, verursacht wird, aufge-
hoben und abgestelt werde.
Dis seind die eheartikel, so unser genedige herr-
schaft allen ihrer genaden untertanen genedig publi-
cirn und fürlesen lest, auf das sich ein jedlicher
wisse, darnach zu richten und für der straf der uber-
tretung diser artikel zu hüten. Disen artikeln wellet
auch als getreue untertane folgen und den heiligen
ehestand als ein göttliche ordnung ehren und den-
selben christlich gebrauchen. Darzu uns Gott sein
genade geben und allen christlichen, frommen ehe-
leuten seinen göttlichen segen und christliche wol-
fart verleihen welle umb Christi, seines lieben Soh-
nes und unsers Herren, willen, der da ist gebenedei-
ter Gott mit dem Vater und Heiligen Geiste in ewig-
kait. Amen.

7 = folgenden.

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