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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0236
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

macher geordnet. Und wöllest mich umb seinet-
willen und durch in mit dem heiligen geist für und
für heiligen zum ewigen leben und mich regiren, das
ich dich, warhaftigen Gott, recht erkhenne und in
rechtem glauben anrüfe und das ich dir diene in
rechtem gehorsam und nicht in irrthumb oder sün-
den falle. Du wöllest auch für und für in disem land
dir ein rechte, heilige kirche samlen und gnedigklich
erhalten und selige regiment und narung geben und
allezeit unser und unserer armen kindlein leib und
seel bewaren.
Dises alles wöllest gnedigklich thun umb deines
lieben sons willen, der gewißlich unser seuftzen
höret und für uns bittet. Und wir glauben, das unser
anrüfung umb seinetwillen dir gefellig und nicht
vergeblich sey. Credo, Domine, sed opem fer imbe-
cillitati meae72 [Mk. 9, 24], Amen.
O herr Jesu Christe, allmechtiger gottesson und
des ewigen vaters ebenbild, Gott und mensch, der
du für unsere sünd am creutz gestorben bist und
widerumb aus dem tode auferstanden und lebest
und regierest in ewigkeit und bist zum mittler und
gnadenstul [vgl. Röm. 3, 25] verordnet und hast ge-
sprochen: Kommet zu mir alle, die ir geengstet73 und
beladen seidt, ich wil euch erquicken [Mt. 11, 28].
Ich bitte dich, du wöllest mir gnedigklich meine
sünd vergeben und für mich armen sünder fürbitter
sein und mich gerecht machen und mit deinem heili-
gen geist zum ewigen leben heiligen und regieren. Du
wöllest auch für und für in disen landen dir ein ewige
kirche samlen und wöllest gute regiment geben und
uns wider die teufel bewaren, wie gesprochen ist:
Der same der frauen wirdt der schlangen den kopf
zertreten74 [Gen. 3, 15]. Und du, herr Jesu Christe,
allmechtiger gottesson, hast gesprochen: Niemandt
wirdt mir meine schäflein aus meinen händen reissen
[Joh. 10, 28], Amen.
Dancksagung.
O allmechtiger, warhaftiger Gott, ewiger und
einiger vater unsers heilandes Jesu Christi, sampt
deinem eingebornen son und heiligen geist, erschaffer
himmels und der erden, der engeln und menschen

72 Neuburg 1554: + herr, ich glaub, aber hilf meiner
schwacheit,

und aller creaturn, der du bist weiß, gütig, gerecht,
warhaftig, rein, barmhertzig und freywillig. Ich
dancke dir von hertzen für alle gnaden und wol-
thaten, die so vil und so gros sind, das man sie nicht
erzelen oder gnugsam bedencken kan. Erstlich aber
danck ich dir, das du dich gnedigklich den menschen
geoffenbart hast und hast deinen lieben son Jesum
Christum zum mittler, versüner und seligmacher
geordnet und zu uns gesandt und wilt uns durch in
selig machen, hast auch darzu dein evangelium ge-
ben und samlest ein ewige kirchen und heiligest sie
mit deinem heiligen geist zu ewiger seligkeit. Hast
auch mich armen sünder zu diser grossen gnad beru-
fen und vergibst mir meine sünde gnedigklich und
nimpst mich an zu gnaden umb deines sons willen
und neigest mein hertz mit glauben zu dir durch den
heiligen geist. Gibst uns auch leben, gesundtheit,
narung, christliche regiment, rechte leere, bewarest
unsere arme kindlein und unsere hittlein.
Für dise und andere wolthaten, die ich leider nicht
alle bedencken kan, danck ich dir von hertzen und
bitte dich, du wöllest mir gnedig sein umb deines
sons willen, das ich nicht als dein feind und lesterer
in ewigkeit verworfen werde, sonder habe in ewig-
keit freude an dir und möge dir ewigklich dancken
und dich preisen, Amen.
Von anrüfung der gestorbnen heiligen.
Ists auch recht, das man die gestorbnen heiligen
anrüft?
Antwort:
Die gestorbne menschen anrüfen, ist ein offent-
liche, heidnische abgötterey und ersehröckliche
sünde und verblendung der rechten anrüfung. Denn
also ist geschriben Matth. 4. [10]: Den herrn, deinen
Gott, soltu anrüfen und im allein dienen.
Dise wort gebieten offentlich, das man allein Gott
anrüfen soll. Und folgt daraus, was göttliche maje-
stet gebeut anzubeten, das ist gewißlich Gott, als
den herrn Christum gebieten die göttlichen sprüch
anzubeten, darumb ists klar, das er warhaftiger
Gott sey.
73 Neuburg 1554: geengstiget.
74 Neuburg 1554 und Mecklenburg: zutreten.

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