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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0425
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Kirchenordnung 1563

ripp, die er von dem menschen nam, und bracht sie
zu ime. Da sprach der mensch: Das ist einmal bein
von meinen beinen und fleisch von meinem fleisch,
man wirdt sie nach dem mann heissen, darumb daß
sie vom mann genommen ist. Darumb wird ein mann
sein vater und mutter lassen und seinem weib an-
hangen, und werden sein zwey ein leib [Gen. 2,
19-24]. Derhalben solt ir nicht zweifelen, der eheliche
standt gefalle Gott, dem herrn, dieweil er dem
Adam sein ehegemahl erschaffen und selbst zuge-
führt und zum ehegemahel geben hat, damit zu be-
zeugen, daß er noch heutigs tags einem jeden sein
ehegemahel gleich als mit seiner hand zuführet. Dar-
umb hat auch der herr Jesus Christus den eheliehen
standt also hoch geehret, mit seiner gegenwertig-
keyt, geschenck und wunderzeichen zu Cana in
Galilea, damit zu bezeugen, daß der eheliche stand
solle ehrlich gehalten werden bey allen und, daß er
den eheleuten seine hülf und beistandt allezeit will
beweisen, auch wann man sichs am wenigsten ver-
sicht.
Damit ir aber in diesem standt gottselig leben
möget, so sollet ir die ursachen wissen, umb deren
willen Gott den ehelichen standt hat eingesetzt.
Die erste ursach ist, daß eins dem andern treulich
helf und beistehe in allen dingen, so zum zeitlichen
unci ewigen leben gehören.
Die andere, daß sie, nachdem sie leibserben be-
kommen, dieselben in warer erkandtnuß Gottes im
zu ehren erziehen.
Die dritte, daß ein jeder alle unkeuschheyt und
böse lüst vermeiden und also mit gutem, rüwigem
gewissen leben möge. Denn hurerey zu vermeiden,
soll ein jeder sein eigen weib haben und ein jedes
weib iren eignen mann26, also daß alle, die zu iren
jaren kommen und die gabe der keuschheit nicht
haben, nach dem befelch Gottes verpflicht und
schuldig seind, sich in ehestandt nach christlicher
ordnung mit willen und wissen irer eltern oder vor-
münder und freund zu begeben, auf daß der tempel
Gottes, daß ist, unser leichnam nicht verunreiniget
werde, dann so jemands den tempel Gottes zerstö-
ret, den wirdt Gott zerstören.
26Darnach auch solt ir wissen, wie eins gegen dem

27-27 Ähnlich Bern 1529, 89, und Frankfurt 1555, 29.

andern nach Gottes wort sich zu halten schuldig
sey. Erstlich solt ir, der mann, wissen, daß euch
Gott gesetzt hat zum haupt des weibs, auf daß ir sie
nach eurem vermögen vernünftiglich leitet, under-
weiset, tröstet und beschützet, gleich wie das haupt
den leichnam regiert, ja gleich wie Christus, das
haupt, weißheit, trost und beistand seiner gemein
ist. Uber diß so solt ir euer haußfrau lieben als euern
eignen leib, gleich wie Christus sein gemeine geliebet
hat, solt nicht bitter gegen ir sein, sonder bey ir
wonen mit vernunft und dem weiblichen als dem
schwechesten gefäß seine ehre geben als auch mit-
erben der gnaden des lebens, auf daß euer gebet
nicht verhindert werde [Eph. 5, 25; Kol. 3, 19;
1. Petr. 3, 7]. Und nachdem der befelh Gottes ist, daß
der mann im schweiß seines angesichts sein brod
essen soll [Gen. 3, 19], so solt ihr treulich und fleissig
in euerm göttlichen beruf arbeiten, auf daß ir euer
haußgesind mit Gott und ehren möget ernehren und
auch etwas dem dürftigen mitzutheilen habet.
Herwiderumb solt ihr, das weib, wissen, wie ihr
euch nach dem wort Gottes gegen euerm mann hal-
ten sollet. Ir solt euern ehelichen mann lieben,
ehren und förchten, auch ihme gehorsam sein in
allen billichen dingen als euerm herrn, gleich wie der
leib dem haupt und die gemein Christo underthenig
ist. Ir solt nicht herschen uber euern mann, sonder
still sein. Denn Adam ist am ersten gemacht, dar-
nach Eva dem Adam zum gehülfen. Und nach demfall
hat Gott zu Eva und in irer person zu dem gantzen
weiblichen geschlecht gesprochen: Dein will soll dem
mann underworfen sein und er sol dein herr sein
[Gen. 3, 16]. Dieser ordnung Gottes sollet ir nicht
widerstehen, sonder vilmehr dem gebot Gottes und
dem exempel der heiligen weiber folgen, welche Gott
vertraueten und waren iren mennern underthenig,
gleich wie Sara gehorsam gewest ist irem haußwürt
Abraham und nennet in iren herrn [l.Petr. 3, 5-6].
Ir solt auch euerm mann in allen guten dingen be-
hülflich sein, auf euer kindt und haußhaltung gute
acht haben, in aller zucht und ehrbarkeyt one welt-
lichen pracht wandlen, auf daß ihr andern ein gut
exempel zur zucht gebet26.
27Derhalben ir, N. und N., nachdem ir erkendt

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