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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0439
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Kirchenratsordnung 1564

biret, ime ernstlich bevolhen werden, den catechis-
mum oder desselbigen kurtze summa und inhalt 5
den jungen und alten fleissig einzubildent und in
ceremonien unser kirchenordnung gemeß sich ver-
halten und dawider nichts, auch keine neuerung
weder in lehr noch ceremoniis furnemen.
Und soll keinem neuling, der zuvor im ministerio
nit gewesen, leichtlich eine pfarr bevolhen werden,
es were dann sach, das einer so geschickt, alt und er-
farn, das auß den umbstenden und seinem wesen
erschiene, das er ein pfarr versehen kundte, so mag
man ime wol eine pfarr vertrauen, sonst aber nit
leichtlich, sonder soll zuvor zu einem diacono ge-
braucht und nach etlicher zeit, wann man ime eine
pfarr bevelhen wolte, wider examinirt werden, auf
das man darauß judiciren möge, ob er in der lere zu-
genommen und zur translation ugnugsam seiu.
wWie die kirchendiener, ehe und zuvorx sie auf
pfarren oder diaconaten presentirt, ermanet und
adhortirt werden sollen.w
yDamit nun obgedachte puncten den angeenden
kirchendienern desto baß eingebildet und behalten
werden mögen, sollen unsere kirchenräthe die kir-
chendiener (bevorab wa sie zuvorn nie im minsterio
gewesen) auf das vleissigist ires tragenden und be-
folhenen ambts, desgleichen irer lehr, wandels und
lebens ernstlich vermanen,
Das siey anfangsz mit höchstem vleis bedencken
und zu hertzen fassen, zu was hochwichtigem,
ernstlichem und sorgfeltigem ambt sie berufen, was
grosser muhe, sorg, vleiß und arbeit der kirchenre-
giment erfordere,
Zum anderen, das sie iren besten muglichen vleis
furwenden, damit die christliche kirchen mit recht-
4 Regierungsdruck: einzubinden.
u-u GLA 67/978/2 und Regierungsdruck Heid. Margi-
nal: + In ord.[ine] Lud.[ovici] elect.[oris] stehet
alhie: Nota de nondum ordinatis.
w-w Amberg beginnt hier seinen Text mit der Über-
schrift: Artickel der vermanung, so den kirchen-
dienern in ihrer annemung durch unsere kirchen-
rhät geschehen.
GLA 67/978/2 und Regierungsdruck Heid Mar-
ginal: + In ord.[ine] Lud.[ovici] elect.[oris] ste-
hen alhie diese wort: Huc ponenda est formula
permissionis consueta.

schaffner, gesunder, götlicher, prophetischer und
apostolischer lehr und nit mit menschen traumen
und -satzungen underrichtet und geleret werde,
Zum dritten, das sie in auslegung der heiligen
götlichen schrift nit unnötige, unordenliche, auch
zur christlichen erbauung und besserung undinst-
liche materias furnemen, sonder das ein jeder auß
biblischer schrift dasjenige, was seiner bevolhenen
kirchen gemeß, gut und zur seligkeit nutz und noth-
wendig ist, erwöle, furtrag, auslege, darauß lehre,
ermane, tröste und strafe. Und thue solches alles
mit rechtem, eiferigem gaist, ernst und treu, auch
also, das hierin seine fleischliche affect, anfechtung,
rachgirigkeit, lust und lieb zu zancken und haderen
nit gespueret, alle ungeburliche, leichtfertige, un-
zuchtige, schalckhafte schmutz-, schelt- und spitz-
worten, dardurch einfeltige, schwache leuth nit allein
unwillig gemacht und von der leer des heiligen evan-
gelii abgeschreckt, sondern auch die warheit selbs
verdechtig und verhasset gemacht wurdet, vermei-
den. Welches doch nit also zu verstehen, als ob hier-
umb die mißbreuch, abgötterey, aberglaub, falsche
leer, sund und laster nit soltendt dapfer und ernst-
lich je nach gestalt und gelegenhait derselbigen mit
ruhen, jedoch der heiligen götlichen schrift gemesen
worthen angetast und gescholten werden. Dann
welcher wolte denjenigen fur einen getreuen predi-
ger der warheit halten, der aller falschen religion,
schandt und lastern verschonte, dieselbig nit an-
griff, ja vielmeer deckhen und der sünde zu
schmechlen und zu zertlen gedechte. Sondern es soll
hierin ein maß gehalten werden, das alle straf, un-
derweisung und lehr mit dapferm ernst und der
warhait götlichs worts und heiliger schrift, nit mit
lecherlichema gespeyb, schmutzen, schumpfieren,
spotten, schmehen, unbegründtem, schriftlosen
x Regierungsdruck: bevor.
y-y Fehlt Amberg.
z Amberg: + sollen die verordnete kirchendiener.
a Cgm 3922a: lästrigem.
b Cgm 3922 a, GLA 77/4278/1: gespän; GLA
77/4278/2: geschrey.
5 Die kurze Summa des Katechismus samt den Texten
in der Kirchenordnung von 1563 im Anschluß an den
Katechismus, oben S. 378-381.

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