4. Schulordnung 1549
3. Nachmittag, ehe sie das erste mall heimgelas-
sen werden, möchte man wider in den zweien ersten
classibus das gebettlin ad Deum filium, welches
auch an gemeltem ort beschrieben ist, und solches
nechst vorgeender weiß.
4. Dess abends, ehe dann sie außgelassen werden,
in den ersten zweien classibus das gebettlin ad S[piri-
tum] Sanctum, auch am gemelten ort beschriben,
und in tertia classe das abendgebeet, auß dem cate-
chismo Lütheri. Das also dei lectionen anfang, mit-
tel und ende mit anrueffung Gottess, dess Vatters
unsers heilands Jesu Christi, seines geliebten Sons,
und dess H. G-eists geschechen.
Disen allen möchte auf den abend angehengt wer-
den das gesang: Da pacem Domine 9. Dann, wa Gott
nicht friden verleichet, wirt kirchen und schuell in
grossem jamer und elende schweben und schwärlich
erhalten.
3. Von ordnung der classium und was
in einer jeden vor- und nachmittag
sölle furgelesen werden
Nach fleissiger verhörung der knaben in diser
schuell zue Öringen haben prediger und ime zue-
geordnete pfarherr und Ruthenus 10 befunden, das
clie clrei classes oder haufen bleiben söllen.
1. Den ersten haufen soll der praeceptor behalten,
2. den anderen der cantor,
3. der dritte soll dem substituto oder infimo zue-
geeignet werden.
Das also eine jegliche classis von irem praeceptore
instituiert und examiniert werde, damit man eines
jeden praeceptoris und seiner knaben fleiß besun-
ders steche und erfare.
b So Druck. A: grammatices.
9 Antiphon aus dem 6. oder 7. Jahrhundert. Siehe
Handbuch zum EKG 3, Nr. 139.
10 Siehe S. 28 und 45.
11 Die genannten Kirchendiener als Visitatoren. Zum
mindesten später gehörte ein Vertreter des Rates
dazu. D. Ägidius Stemler hatte die oberste Aufsicht.
12 Unterweisung von Gramrnatik und Syntax.
13 Aelius Donatus (ca. 350 n. Chr.), Ars minor, eine im
Mittelalter und danach viel gebrauchte Schulgram-
matik. Leonhard Culmann 1497/98-1562, ADB 4,
639. Aelii Donati ... De octo partibus orationis me-
Doch soll der praeceptor als rector der schuell
macht und bevelch haben, gleich wie die schuell-
herren * 11 ein fleissigs aufsechen zue haben, das in
den anderen zwuen classibus der schuellordnung
gemeß gehandlet werde.
4. Von den stunden zue lehren
1. Es söllen täglich sechs stunde bestimmet wer-
den, drei vormittag und drei nachmittag.
2. Es söllen die stunden vormittags den prae-
ceptionibus 12, die nachmittag den autoribus adtri-
buiert werden. Und söllen die stunden vormittag
sein im sommer von sechsen bis halb achte und von
achten bis auf halb zechene. Im winter söllen die
knaben drei stund beisamen verharren, nemblich
von siben uhrn bis auf zechen uhr.
3. Nachmittag von zwelfen bis auf halb zwei, von
zweien bis auf halb vieren.
5. Von der ersten classe
In der classe dess praecepters möchten nachvol-
gende lectiones furgelesen und repetiert werden:
Vormittag
Am montag, dinstag, mittwochen und donnerstag
1. Donatus mit den scholiis Culmanrd, soferne sie
der grammatica Philippi nicht zuwider 13. Auch
möchte man etlichen textum (sonderliche de con-
iunctione) außlassen, dann er den praeceptionibus
grammaticis b gar nicht gemeß.
2. Grammatica Philippi minor, cum j uditio prae-
ceptoris.
3. Syntaxis Philippi minor 14.
thodus, questiunculis puerilibus undique collectis
illustrata per L. Culmannum. Druck um 1536 (?)
vorh. London, British Museum. Ceneral Catalogue
of printed books. Photolit. ed. to 1955. 46 (1966),
941. 1543 vorh. Tübingen UB. - Philipp Melan-
chthon, Elementa latinae grammatices, z.B. Druck
Leipzig 1530. Catalogue general des livres imprimes
de la Bibliotheque Nationale 111 (1931), 845.
14 Philipp Melanchthon, Philippica Syntaxis minor
nova quadam forma recens edita ... [Ed. Gf. Thym].
Leipzig 1549. British Museum a.a. O. 157 (1962),
387 oder anderer Druck.
49
4 Sehling, Bd. XV, Württemberg I
3. Nachmittag, ehe sie das erste mall heimgelas-
sen werden, möchte man wider in den zweien ersten
classibus das gebettlin ad Deum filium, welches
auch an gemeltem ort beschrieben ist, und solches
nechst vorgeender weiß.
4. Dess abends, ehe dann sie außgelassen werden,
in den ersten zweien classibus das gebettlin ad S[piri-
tum] Sanctum, auch am gemelten ort beschriben,
und in tertia classe das abendgebeet, auß dem cate-
chismo Lütheri. Das also dei lectionen anfang, mit-
tel und ende mit anrueffung Gottess, dess Vatters
unsers heilands Jesu Christi, seines geliebten Sons,
und dess H. G-eists geschechen.
Disen allen möchte auf den abend angehengt wer-
den das gesang: Da pacem Domine 9. Dann, wa Gott
nicht friden verleichet, wirt kirchen und schuell in
grossem jamer und elende schweben und schwärlich
erhalten.
3. Von ordnung der classium und was
in einer jeden vor- und nachmittag
sölle furgelesen werden
Nach fleissiger verhörung der knaben in diser
schuell zue Öringen haben prediger und ime zue-
geordnete pfarherr und Ruthenus 10 befunden, das
clie clrei classes oder haufen bleiben söllen.
1. Den ersten haufen soll der praeceptor behalten,
2. den anderen der cantor,
3. der dritte soll dem substituto oder infimo zue-
geeignet werden.
Das also eine jegliche classis von irem praeceptore
instituiert und examiniert werde, damit man eines
jeden praeceptoris und seiner knaben fleiß besun-
ders steche und erfare.
b So Druck. A: grammatices.
9 Antiphon aus dem 6. oder 7. Jahrhundert. Siehe
Handbuch zum EKG 3, Nr. 139.
10 Siehe S. 28 und 45.
11 Die genannten Kirchendiener als Visitatoren. Zum
mindesten später gehörte ein Vertreter des Rates
dazu. D. Ägidius Stemler hatte die oberste Aufsicht.
12 Unterweisung von Gramrnatik und Syntax.
13 Aelius Donatus (ca. 350 n. Chr.), Ars minor, eine im
Mittelalter und danach viel gebrauchte Schulgram-
matik. Leonhard Culmann 1497/98-1562, ADB 4,
639. Aelii Donati ... De octo partibus orationis me-
Doch soll der praeceptor als rector der schuell
macht und bevelch haben, gleich wie die schuell-
herren * 11 ein fleissigs aufsechen zue haben, das in
den anderen zwuen classibus der schuellordnung
gemeß gehandlet werde.
4. Von den stunden zue lehren
1. Es söllen täglich sechs stunde bestimmet wer-
den, drei vormittag und drei nachmittag.
2. Es söllen die stunden vormittags den prae-
ceptionibus 12, die nachmittag den autoribus adtri-
buiert werden. Und söllen die stunden vormittag
sein im sommer von sechsen bis halb achte und von
achten bis auf halb zechene. Im winter söllen die
knaben drei stund beisamen verharren, nemblich
von siben uhrn bis auf zechen uhr.
3. Nachmittag von zwelfen bis auf halb zwei, von
zweien bis auf halb vieren.
5. Von der ersten classe
In der classe dess praecepters möchten nachvol-
gende lectiones furgelesen und repetiert werden:
Vormittag
Am montag, dinstag, mittwochen und donnerstag
1. Donatus mit den scholiis Culmanrd, soferne sie
der grammatica Philippi nicht zuwider 13. Auch
möchte man etlichen textum (sonderliche de con-
iunctione) außlassen, dann er den praeceptionibus
grammaticis b gar nicht gemeß.
2. Grammatica Philippi minor, cum j uditio prae-
ceptoris.
3. Syntaxis Philippi minor 14.
thodus, questiunculis puerilibus undique collectis
illustrata per L. Culmannum. Druck um 1536 (?)
vorh. London, British Museum. Ceneral Catalogue
of printed books. Photolit. ed. to 1955. 46 (1966),
941. 1543 vorh. Tübingen UB. - Philipp Melan-
chthon, Elementa latinae grammatices, z.B. Druck
Leipzig 1530. Catalogue general des livres imprimes
de la Bibliotheque Nationale 111 (1931), 845.
14 Philipp Melanchthon, Philippica Syntaxis minor
nova quadam forma recens edita ... [Ed. Gf. Thym].
Leipzig 1549. British Museum a.a. O. 157 (1962),
387 oder anderer Druck.
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4 Sehling, Bd. XV, Württemberg I