5. Kirchenordnung 1553
dritten tag wider uferstanden von den toten, uf-
gefaren gehn himel, sitzend zur rechten Gottes, des
almechtigen Vatters, von dannen er kunftig ist, zu
richten die lebendigen und die toten?
Antwort: Ja, ich glaub.
Glaubst an den Heyligen Geyst, ein heylige, chri-
stenliche kirch, gemainschaft der heyligen, ver-
gebung der sunden, uferstehung des fleysch und ein
ewigs leben?
Antwort: Ja, ich glaub.
N., wiltu getauft werden?
Antwort: Ja, ich will.
Da nehme der pfarher 47 das kind und tauch es in
die tauf 48 und spreche:
N., und ich taufe dich im namen des Vatters und
des sohns und des Heyligen Geysts. Amen.
Dan sollen die paten das kindlein halten in der
tauf und der pfaher spreche, weyl er das wester-
hembd anzeucht 49:
Der almechtig Gott und vatter unsers herren
Jesu Christi, der dich anderweit 50 geborn hat
durchs waßer und demi Heyligen Geyst und hat dir
alle deine sunde vergeben, der sterke dich mit seiner
gnade zum ewigen leben. Amen.
Der fride Gottes 51 sey mit dir.
Antwort: Amen.
Der pfarher rede auch die gevattern an bey der
tauf und spreche:
Ich vermane euch in chraft der christenlichen
liebe, die ir ytzund an des kindlins statt in der tauf
geton hapt, wan es seiner eltern durch den tod oder
f In A ursprünglich: gachtauf.
s~ s In A ursprünglich: nymmer.
47 Statt ,,der pfarher“ Brand. KO 1533 (wie Luthers
Taufbüchlein): er (beim folgenden Mal: priester).
48 Wahrscheinlich wurde das Kind dreimal ganz unter-
getaucht (Immersionstaufe). Siehe S. 37, Anm. 11.
49 Nach vollzogener Taufe zog der Pfarrer dem Täuf-
ling ein weißes Hemd (Westerhemd von Wester -
Taufe) über (Grimm 14, 1, 637-639).
50 = wiederum, zum 2. Mal.
51 Fehlt Brand. KO 1533.
52 Die Ermahnung bis hierher aus Brand. KO 1533,
dann verkürzt.
63 Jach-, Gachtaufe = Nottaufe. Dieser Abschnitt ist
selbständig formuliert.
anderm unfal beraubt wurde 52, das irs in der jugent
bey zeit wollent lheren die zehen gepott, den chri-
stenlichen glauben und das Vatter unser. Da gebe
Gott sein gnade darzu. Amen.
[4.] Von der jachtauf 153
Der pfarher soll vor der tauf nicht allein fragen
und vleyßig erforschen, wes des gegenwertige kind-
lein seye, wer sich fur des kinds vatter erzeige und
wie das kindlein soll genent werden, sonder soll auch
fragen und erkundigen, ob es nit gachtauft sey.
Dann wo es jachtauft worden wer clurch die heb-
ammen oder andere christliche personn, so soll er
ferrer und mit vleyß fragen, wie es getauft worden
sey, ob man das waßer darzu gepraucht und die wort
auch erzelet hab: Ich tauf dich etc.
Wo dann das kindlin nicht also getauft befunden,
so taufe mans mit gewißer ordnung wie andere kind-
lin nach dem bevelch Christi und disputire weyter
nichs daruber 54.
Wo es aber gewiß getauft worden ist mit waßer
und rechter form der wort der dreyer personen in der
Gottheyt, so soll mans beyleyb Snicht wider^ tau-
fen, sonder damit vergnugt sein 55, sovil die sub-
stantz der tauf betrifft, uf das man nicht ursach
gebe den widerteufern zum widertauf. Aber das
soll man tonn, nemlich das kindlein in der kirchen
vor der gemainde mit dem gebet einleyben, inmaßen
dann solch gebett und evangelion hioben verfast 56
und gestelt ist, und dam.it zufriden sein.
54 Da die Wiederholung einer Taufe kirchlich unzu-
lässig, ja reichsrechtlich sogar mit Todesstrafe be-
droht war, in manchen Fällen jedoch sich der tat-
sächlich gültige Taufvollzug nicht nachweisen ließ,
bildete sich seit dem 9. Jahrhundert eine bedingte
Taufe (Konditional- oder Eventualtaufe) heraus.
Sie wird hier wie in anderen Kirchenordnungen ab-
gelehnt (Sehling 11, 38 Anm. 9).
55 = zufrieden sein, genug sein lassen.
66 Nachdem das Kind durch die Taufe schon der Kir-
che „eingeleibt“ ist, soll dies auch vor der Gemeinde
geschehen. Mit Sintflutgebet und Kinderevange-
lium (Mk 10) handelt es sich um einen besonders
kurzen Akt. So Württ. KO 1536 (Reyscher 8, 53).
63
dritten tag wider uferstanden von den toten, uf-
gefaren gehn himel, sitzend zur rechten Gottes, des
almechtigen Vatters, von dannen er kunftig ist, zu
richten die lebendigen und die toten?
Antwort: Ja, ich glaub.
Glaubst an den Heyligen Geyst, ein heylige, chri-
stenliche kirch, gemainschaft der heyligen, ver-
gebung der sunden, uferstehung des fleysch und ein
ewigs leben?
Antwort: Ja, ich glaub.
N., wiltu getauft werden?
Antwort: Ja, ich will.
Da nehme der pfarher 47 das kind und tauch es in
die tauf 48 und spreche:
N., und ich taufe dich im namen des Vatters und
des sohns und des Heyligen Geysts. Amen.
Dan sollen die paten das kindlein halten in der
tauf und der pfaher spreche, weyl er das wester-
hembd anzeucht 49:
Der almechtig Gott und vatter unsers herren
Jesu Christi, der dich anderweit 50 geborn hat
durchs waßer und demi Heyligen Geyst und hat dir
alle deine sunde vergeben, der sterke dich mit seiner
gnade zum ewigen leben. Amen.
Der fride Gottes 51 sey mit dir.
Antwort: Amen.
Der pfarher rede auch die gevattern an bey der
tauf und spreche:
Ich vermane euch in chraft der christenlichen
liebe, die ir ytzund an des kindlins statt in der tauf
geton hapt, wan es seiner eltern durch den tod oder
f In A ursprünglich: gachtauf.
s~ s In A ursprünglich: nymmer.
47 Statt ,,der pfarher“ Brand. KO 1533 (wie Luthers
Taufbüchlein): er (beim folgenden Mal: priester).
48 Wahrscheinlich wurde das Kind dreimal ganz unter-
getaucht (Immersionstaufe). Siehe S. 37, Anm. 11.
49 Nach vollzogener Taufe zog der Pfarrer dem Täuf-
ling ein weißes Hemd (Westerhemd von Wester -
Taufe) über (Grimm 14, 1, 637-639).
50 = wiederum, zum 2. Mal.
51 Fehlt Brand. KO 1533.
52 Die Ermahnung bis hierher aus Brand. KO 1533,
dann verkürzt.
63 Jach-, Gachtaufe = Nottaufe. Dieser Abschnitt ist
selbständig formuliert.
anderm unfal beraubt wurde 52, das irs in der jugent
bey zeit wollent lheren die zehen gepott, den chri-
stenlichen glauben und das Vatter unser. Da gebe
Gott sein gnade darzu. Amen.
[4.] Von der jachtauf 153
Der pfarher soll vor der tauf nicht allein fragen
und vleyßig erforschen, wes des gegenwertige kind-
lein seye, wer sich fur des kinds vatter erzeige und
wie das kindlein soll genent werden, sonder soll auch
fragen und erkundigen, ob es nit gachtauft sey.
Dann wo es jachtauft worden wer clurch die heb-
ammen oder andere christliche personn, so soll er
ferrer und mit vleyß fragen, wie es getauft worden
sey, ob man das waßer darzu gepraucht und die wort
auch erzelet hab: Ich tauf dich etc.
Wo dann das kindlin nicht also getauft befunden,
so taufe mans mit gewißer ordnung wie andere kind-
lin nach dem bevelch Christi und disputire weyter
nichs daruber 54.
Wo es aber gewiß getauft worden ist mit waßer
und rechter form der wort der dreyer personen in der
Gottheyt, so soll mans beyleyb Snicht wider^ tau-
fen, sonder damit vergnugt sein 55, sovil die sub-
stantz der tauf betrifft, uf das man nicht ursach
gebe den widerteufern zum widertauf. Aber das
soll man tonn, nemlich das kindlein in der kirchen
vor der gemainde mit dem gebet einleyben, inmaßen
dann solch gebett und evangelion hioben verfast 56
und gestelt ist, und dam.it zufriden sein.
54 Da die Wiederholung einer Taufe kirchlich unzu-
lässig, ja reichsrechtlich sogar mit Todesstrafe be-
droht war, in manchen Fällen jedoch sich der tat-
sächlich gültige Taufvollzug nicht nachweisen ließ,
bildete sich seit dem 9. Jahrhundert eine bedingte
Taufe (Konditional- oder Eventualtaufe) heraus.
Sie wird hier wie in anderen Kirchenordnungen ab-
gelehnt (Sehling 11, 38 Anm. 9).
55 = zufrieden sein, genug sein lassen.
66 Nachdem das Kind durch die Taufe schon der Kir-
che „eingeleibt“ ist, soll dies auch vor der Gemeinde
geschehen. Mit Sintflutgebet und Kinderevange-
lium (Mk 10) handelt es sich um einen besonders
kurzen Akt. So Württ. KO 1536 (Reyscher 8, 53).
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