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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0078
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5. Kirchenordnung 1553

dureh daßelbig trucken gefuehrfc, auch durch sol-
ches dises bad deiner heyligen tauf zukunftiglich
bezaychnet und bedeutet, deßgleychen durch die
tauf deines lieben kindes, unsers hern Jesu Christi,
denn Jordann und alle waßer zur seligen sindtflus
und reychlichen abwaschung der sunden geheyliget
und eingesetzt hast: wir bitten dich durch dieselbe
deine grundlose barmhertzigkeyt, du wollest disen
(oder: dise) N. gnediglich ansehen und mit rechtem
glauben im geyst beseeligen und sterken, das durch
dise heylsame sindtfluß an ime ertrenkt und under-
gehe alles, was ime von Adam angeborn ist und er
selb darzu geton hat, das er auch aus der zal der un-
glaubigen gesondert in der heyligen arca der chri-
stenheyt trucken und sicher behalten werde, deinem
namen allzeit brunstig im geyst und frolich in hoff-
nung zu dienen, uf das er mit allen glaubigen deine
verheyssung ewigs lebens zu erlangen wirdig werde,
durch Jesum Christum, unsern herrn. Amen.

Ich beschwer dich, du unrayner geyst, bey dem
namen des Vatters f und des Sons "j - und des Hey-
ligen Geysts f, das du ausfarest und weychest von
disern diener (oder dienerin) Jesu Christi. Amen 40.

Last uns horen das heylig evangelion Marci am
10. ca. [13-16]:

Zu cler zeit prachten sie kindlein zu Jesu, das
er sie solt anruehren. Aber die junger bedroeten die,
so sie prachten. Do das Jesus sahe, verdroß ine
uncl sprach zu inen: Laßet die kindlein zu mir kho-
men und weret inen nicht, dann solcher ist das
himelreych. Warlich ich sage eucli: Wer nicht das
reych Gottes nimpt wie ein kindlein, der wirt nicht
hineinkommen. Und er hertzet sie und leget die
hend uf sie und segnet sie.

e Luthers Tauf büchlein: niedergekniehet. Brand.

KO 1533: kniend. Lies: niderkniehent?

40 Der Exorzismus wurde in Hohenlohe his zur KO
1578 (S. 279 Anm. 7) geübt.

41 Brand. KO 1533 (wie Luthers Tauf büchlein): prie-
ster (auch im folgenden).

42 Luthers Tauf büchlein: paten. Brand. KO 1533: pa-
ten oder gefattern.

43 Text von Vaterunser und (apostolischem) Glaubens-
bekenntnis anders als in Brand. KO 1533.

44 = Taufstein. Ursprünglich fand der 1. Teil der

Dann lege der pfarher 41 seine hende ufs kinds
haupt und bete das Vatter unser sampt den gevat-
tern 42 niderkniehet e:

Vatter unser, der du bist im himel. Geheyliget
werde dein name. Zukomme dein reich. Dein wifl
geschehe uf erden wie im himel. Unser teglich brott
gib uns heut, Und vergib uns unsere schuld, als wir
vergeben unsern schuldigern. Und fuere uns nicht
in versuchung, sonder erloße uns von dem ubel.
Dan dein ist das reych, clie craft und die herligkeyt
in ewigkeyt. Amen 43.

Darnach trage man das kindlin zu cler tauf 44, und
der pfarrher spreche:

Der herr behuet deinen aingang und ausgang von
nun an bis zu ewigen zeiten 45. Amen.

Darnach laße der pfarher das kind durch seine
paten dem Teufel also absagen und spreche:

N., widersagstu dem Teufel?

Antwort: Ja, ich widersage 46.

Und allen seinen werken ?

Antwort: Ja, ich widersage.

Und allem seinem wesen 1?

Antwort: Ja, ich widersage.

Darnach frage er:

Glaubstu an Gott, denn almechtigen Vatter,
schopfer himels und der erden?

Antwort: Ja, ich glaub.

Glaubstu an Jesurn Christum, sejmen eingebor-
nen sohn, unsern herren, der empfangen ist vom
Heyligen Geyst, geborn auß Maria, der junkfrawen,
gelitten hat unter Pontio Pilato, gecreutziget, ge-
storben und begraben, abgefahren zur hellen, am

Taufe mit den Exorzismen vor der Kirchentüre
statt, der 2. am Taufstein in der Kirche. Luthers
Taufbüchlein 1523 hatte noch: Darnach leyte man
das kindlin yn die kirche (WA 12, 45). Nürnberger
Taufordnung 1524: Wenn man nun zum taufprun-
nen kumbt (Sehling 11, 37). Es braucht kein Orts-
wechsel in der Kirche mehr vorzuliegen.

45 Ps 121, 8.

46 Nach süddeutschem Brauch (so Brand. KO 1533)
ist das ,,Ja“ der Antworten gegenüber Luthers
Taufbüchlein erweitert.

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