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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0645
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cji. Yerbot des Yerschleierns der Frauen beim Abendmahl

vom 11. August 1592

Druckvorlage

Konzept des Befehls der Weikersheimer Kanzlei an alle Pfarrer (Weikersheimer und Langenburger Teils mit
Ausnahme von Weikersheim). Mit Änderungen. PA 93, 3, 20. Doppelbl., auf Bl. 2 nur Vermerk: Concept an
alle pfarrherrn beides Weickherßheimischen und Langenburgischen teils, die danksagung fur grav Georg Fried[e-
rich] glücklicher anheimbskunft und das schlayren der weiber, so sie zum nachtmal gehen, betr. Sub 11. Augusti
anno etc. [15]92.

Unser freundlich, willig dienst und alles liebs und
guts zuvor, wtirdiger, wolgelehrter, insonders lieber
herr pfarrherr, gutter freund.

Demnach deß wolgebornen herren, herrn Wolff-
gangs, graven von Hohenloe und herrn zu Langen-
burg, unsers gnedigen herrn, gehebter herr sohn,
grave Georg Friderich von Hohenloe, unser auch
gnediger herr, gesterigs tags von dem frantzosischen
kriegswesen widerumb glücklichen und wol alhie
ankommen, aaiso ist Ihrer G. g[nädiges] begeren,
das ihr uf kunftigen sontag * 1 anstatt dem fur wol-
ermelten grave Georg Friderichen bißhero be-
schehener furbitt 2 mit ainer danksagung beyligen-
den inhalts beschließen wollet a.

Neben disem mögen wir euch auch freundlichen
nicht verhalten, das die kurtz verruckter tagen zu
Ingolfingen hingerichte mißtättige weibspersonen 3
allesampt ainmütiglich bekennet, wie sie von dem
bösen geiste 4 dahin getrieben werden, das, wann
ihnen das hochwürdige abentmahl geraicht, sie die

a-a Von anderer Hand (wohl L. C. Hugwernher) am
Rande stark gegenüber ursprünglichem Konzept
gekürzt.

1 13. August 1592.

2 Am 1. Juni 1592 war die Fürbitte am Sonntag und
Freitag auch in Langenburg eingeführt worden
(siehe vorige Nr.).

3 Es konnten Akten eines früheren Hexenprozesses in

Ingelfingen 1589 gefunden werden (SchloßA in Lan-

genburg, Kirchberger Kasten 51, Dd Nr. 24, enthält
48 Schriftstücke.) Einige Hexenprozesse werden von
Mayer, Zur Sittengeschichte des 16. Jahrhunderts.

WF 7 (1865-67), 302 erwähnt. Bcicmeister, Zur Ge-
schichte der Hexenprozesse. In: Württ. Vierteljahrs-
hefte zur Landesgeschichte 9: 1886 (1887), 282-292.
Der Greneralsuperintendent David Meder in Öhrin-

ostien ihme zubringen müßen, welche er nachmals
zerreiße, mit füßen trette und in ander weg gantz
verkleinerlich tractire 5, welches sie dann dergestalt
zuwegen bringen, das sie gerürte ostien auß dem
mund in den schlair fallen laßen etc.

Dieweil nun solchem gottslesterhchem übel billich
vorzukommen, also hat unser gnediger herr ver-
schienen sonntags solches alhier 6 uf offenlicher
cantzel melden und die weibspersonen dahin ver-
mahnen laßen, das sie hinfuro zu den zeiten, wann
sie das hochwürdige abendmahl empfangen, die
schlaier oder hüllen allerdings vor dem mund hin-
weg tun sollen.

Wann dann auch ohne das bei vielen weibern diser
übelstand gebraucht würd, das etwan schier not
tette, das die kirchendiener ihnen die ostien durch
die hüllen oder schlaier darreichten, also ist unsers
gnedigen herrn gnedig bevehlen, das ihr bei euren
pfarrkindern mit möglichstem glimpf und, alle
christliche weibspersonen deß unzimblichen arg-

gen (bis 1595) bielt anfeuernde Hexenpredigten,
nachdem „an unterschiedlichen orten der graff-
schaft, wie auch in den benachbarten herrschaften
viel mannes- und weibespersonen dieses lasters
wegen mit dem fewer vom leben zum tode gerichtet
worden, aber viel leute vermeineten, die obrigkeiten
teten der sachen zu viel, führen zu geschwinde.“
Vorrede zu David Meder: Acht Hexenpredigten.
Leipzig 1605. Vorh. Landesbibl. Stuttgart, Univ.bibl.
Tübingen u. a.

4 = Teufel.

6 Verkleinerlich = zur Schändung dienend. Obwohl
Graf Wolfgang der Lehre von der leiblichen Gegen-
wart Christi im Abendmahl kritisch gegenüber stand,
wurde den unter der Folter erpreßten Aussagen
Olauben geschenkt.

6 6. August 1592 in Weikersheim.

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