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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0077
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5. Kh’chenordnung 1553

ewigen lebens 30, so soll man billich solcli sacrament
(dieweyl es Cbristus so notwendig achtet, das reych
Gottes dardurch zu erlangen, Joan. 3 [5]) mit großer
reverentz, ernst und andacht handlen und empfahen
und uns solches gnadenbunds in unserm gantzen
leben trosten und damit sterken wider ahe anclag
und des bosen feinds zur verzweyflung falsche ein-
gebungen, syntemal wir durch die heylige tauf ver-
gewist und versigelt werden, das wir von dem Satan
und aus seinem reych erlediget 31 und in Gottes reych
gesetzt und eingeleibt worden seind. Dan wir ye
nicht im namen des richters oder zornigen Gottes,
sonder im namen des vatters, das er, Gott derVatter
mit seinem lieben Sone und Heyligen Geyst unser
ewiger vatter, erloser und heyligmacher sein und
pleyben wolle ewiglich, getauft werden, wie dan
solchs aus nachvolgender agenda zu vernemhen.

Erstlich rede der pfarher die gevattern also an:

Gnad und fride von Gott dem Vatter durch Christum
im Heyhgen Geyst, Amen 32. Ir außerwelten Gottes,
dieweyl dises gegenwertige kindlein wie dan alle
adamskinder in sunden empfangen und geboren
und derhalben ein kind des zorns, ungnaden und
der verdamnus ist, so kan es durch dise erste gepurt
das reych Gottes nicht erlangen. Darumb, soll es
vergebung der sunden, gnade und das reych Gottes
erlangen, so muß es in der heyligen tauf widerumb
durch den Heyhgen Geyst geborn, ein kind Gottes
und erbe des ewigen lebens werden. Uf solchs wol-
len wir es Gott dem Herrn in unserm gebett fur-
tragen, der entlichen hoffnung, Gott, der vatter
aller barmhertzigkeyt werde sich dises kindleins
erbarmen und es ufnemen und schreyben in das

3° ygi. Tit 3, 4-7.

31 = befreit.

32 Ein Eingangsvotum war seiten (P. Graff, Geschichte
der Auflösung... 1, 2. Aufl. 1937, 290). Die fol-
gende Ermahnung obne bekannte Vorlage.

33 Apk 20, 15; 21, 27.

34 Die Taufordnung folgt eng der Brand. KO 1533
(Sehling 11, 178-180), die auf Luthers Taufbüch-
lein beruht. Zu Exorzismus und Signatio Crucis s.
Leiturgia 5, 366f. 400-404.

35 Statt ,,dem kindlein“ hat Brand. KO 1533 (wie Lu-
ther): ime.

36 Mt 7, 7. Die femininen Formen hier und im folgen-
den fehlenin Luthers Taufbüchlein umdBrand. KO

buch der lebendigen 33 durch den unschuldigen tocl
und marter unsers herren Jhesu Christi. Amen.

Nach diser vermanung an die gevattern solle der
pfarher ferrer also sprechen 31:

Ear aus du unreyner geyst und gib raum dem hey-
ligen Geyst!

Darnach mach er dem kindlein 35 ein creutz an die
stirn und brust und spreche:

Nymme das zeychen des heyligen creutzes, beyde
an der stirn und an der brust.

Last uns betten:

0 almechtiger, ewiger Gott, ein vatter unsers
herren Jesu Christi. Ich ruffe dich an uber disen
deinen diener N., oder: N., deine dienerin, der (oder:
die) die gab deiner tauf bittet und deine ewige gnade
durch die geystliche widergeburt begert. Nymme in
(oder: sie) auf, Herr, wie du gesagt hast: Bittent, so
werdent ir nemen; suchent, so werdent ir hnden;
klopfent an, so wurd euch aufgeton 36. So reyche nun,
ewiger Gott, deine gutat und gnade dem, der da bit-
tet, und offne die tur dem, der da anklopfet, das er
den ewigen segen dises himilischen bades erlange
und des verheyßen reych deiner gaben empfahe,
durch Christum, unsern herren. Amen.

Last uns ferner bitten:

Almechtiger, ewiger Gott, der du durch die sindt-
fluß 37 nach deinem strengen gericht die unglaubige
welt verdampt, denn glaubigen Noah selbacht 38
nach deiner großen barmhertzigkeyt erhalten und
den verstockten Pharao mit allen den seinen im
Rotten Mher ertrenkt 39 und dein volk Yßrahel

1533. Sie sind z.B. Neuburg. KO 1543 {Sehling 13,
52 und 100) angegeben.

37 Lutbers Taufbücblein: Sintftut, Brand. KO 1533:
sindflut. Sindfluß ist eine in Süddeutschland ver-
breitete Nebenform, als Femininum wie als Masku-
linum gebraucht {Grimm, 10, 4, 1167). Vgl. Neu-
burg. KO 1543, geänderte Form (Sehling 13, 100).
Zum „Sindflutgebet“, vgi. G. Rietschel, Lehrbuch
der Liturgik. 2. Aufl. v. P.Graff, 563f. - Leiturgia 5,
380-383 - Schulz Nr. 22 u. 647.

38 = selbst mit 7 Angehörigen (Gen 7, 13. 2 Petr 2, 5).

39 Brand. KO 1533 (wie Luthers Tauf büchlein): er-
seuft. Auch unten „ertrenkt“ statt „erseufe“. Ex
14, 21-28.

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