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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0090
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5. Kirchenordrmng 1553

fahe an denn zehen gebotten an, dardurch er die
jugent zur gottesfurcht treibe und die sunde, so bey
derselben gemain und im teglichen prauch ist, ernst-
lich straffe, als nemhch verachtung Gottes worts,
schelten, fluchen, liegen, triegen, ungehorsam sein,
zurnen, zanken, unzuchtig und untrew sein, steelen,
schmehen, schenden etc., damit beyzeit in die jugent
gottesforcht, christhche leehr und alle gottsehgkeyt
gepflantzt werde.

Und sollen die pfarherr oder diaconi alsdann
underlaßen hohe kunst furzugeben, sonder sich
applicieren und herunder laßen der einfeltigen
jugent zu guttem, uf das sie einen claren bericht ufs
einfeltigest konden faßen und, was sie aus cler pre-
dig gelernet, daheim nachsagen 114.

Es were auch sehr nutzhch und hoch vonnotten,
das alsdann auch in cler kirchen ein examen mit der
jugent, das man die kincler fragte uncl verhorte, was
sie yedesmals von dem catechißmo begriffen und
gelernet hetten, angerichtet wurde, wie in denn
schulen, in welchen dann, sie seyen lateinisch oder
teutsch, der catechismus mit ubermeßigem vleis soll
gelert und getrieben werclen.

[12.] Von der vesper 115

Die gewonhchen vesper de tempore sampt iren
lateinischen psalmen und hymnis etc. sollen am
sonnenabent, sontag und andere fest gesungen wer-
den, und vonwegen des gemeinen volks mag man

114 Wer in der Katechismuspredigt war, sollte die El-
tern, Geschwister und das Gesinde zu Idause ,,un-
terweisen' ‘.

115 Die Vesper ist heibehalten und am Samstag nur
äußerlich mit dem Verhör der Kommunikanten,
das folgen soll (§ 15) verbunden. An Sonn- und
Feiertagen sollen Hauptgottesdienst, Katechismus
und Vesper stattfinden.

116 Veit Dietrich, 1506-1549. RGG2, l95.B.Klaus,Veit
Dietrich. Lehen und Werk. Nürnberg 1958 (Einzel-
arbeiten aus d. Kirchengeschichte Bayerns 32), be-
sonders S. 6: Summaria vber die gantze Bibel / das
Alte vnd Newe Testament / darinn auffs kürtzte
angezeygt wirt / was am nötigsten vnd nützten ist /
dem jungen volck / vnd gemeinen Man / auß allen
Capiteln / zu wissen vn zu lernen / ... Nurnberg
1545. Die Summarien erlebten viele Auf lagen. Auch
die gleichzeitige Württ. KO 1553/1559 (Bl. 89 a)
führte die Summarien ein.

denselben ein capitul aus dem alten oder newen
testament nach ordnung, allwegen nur em capitel,
sampt einer kurtzen summarien Viti Dieterichs 116
verlesen; daruf das Magnificat lateinisch oder
teutsch 117 singen und mit einer teutschen collect,
(welche collecten dann allewegen und ebenmeßig
wie die lateinischen gesungen werden sollen) und
Benedicamus Domino etc. beschheßen.

[13.] Vom Salve

Das Salve regina celi etc., so bißher gesungen
worden, dieweyl es Gottes wort und der ehr Christi
stracks zuwider, soll aller cüng abgetonn und die
stiftungen, so deßhalben beschehen, zu einem an-
dern, beßern und gotselgern prauch verwendt wer-
den. Wo man aber das ye nit fuglich abton kan, mag
man an deßelben stat und melodey dises hernach
geschriben lobgebet und corrigiert Salve der hey-
hgen geschrift gemeß singen 118:

0 Jesu Christe, qui es sapientia sempiterni patris
et proles virghhs matris Marie, qui peccata mundi
in cruce sponte moriendo expiasti et nos cruore tuo
mundasti. Ad te confugimus omnes varhs pericuhs
in hoc mundo circumvallati. Ad te suspiramus mi-
seri peccatorum nostrorum veniam et Dei patris
gratiam per te petentes. Eia ergo, advocate clemen-
tissime, placa nobis patrem coelestem, quem offen-
dimus, ut condonatis nostris peccatis unctionem
sphitus largiter cordibus nostris infundat, et lucem

117 Das Magnifikat (Lk 1, 46-55) war im Chorgebet
Bestandteil der Vesper. Deutsch von Symphorianus
Pollio: Mein seel erhebt den Herren mein (Wacker-
nagel 3, Nr. 561).

118 Das Salve Regina ist ein Lobpreis Marias in
schAvungvoller Prosa, der am Schluß jedes Chor-
gebetes gesungen wnrde, aber auch im Volk weitere
Verbreitung fand und für den um 1500 vielfach ei-
gene Abendandachten am Samstag gestiftet wurden.
1523 dichtete es Johann Frevsleben in Weiden auf
Christus um und 1524 folgte ihm damit in Nürn-
berg Sebald Heyden nach, was beide Male einen
Sturm im altgläubigen Lager hervorgerufen hatte.
(.Sehling 13, 97 Anm. mit Lit. Wackernagel 1, Nr.
157. LThK 9, 281 f.) Eine andere Umdichtung liegt
hier im folgenden vor und ist aus Neuburg. KO
1543, Ende des 2. Teils, übernommen. Dort finden
sich im Unterschied zu Hohenlohe auch Noten
(.Sehling 13, 97 f.).

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