5. Kirchenordnung 1553
schwanger wurdest. Du solt mit schmertzen kinder
geberen und dein will soll deinem man underworfen
sein, und er soll dein herr sein.
Und zum man sprach Gott [Gen. 3, 17-19]:
Dieweyl du hast gehorchet der stymme deines
weybs und geßen von dem baum, davon ich dir ge-
botte und sprach: Du solt nicht darvon eßen: ver-
flucht sey der acker umb deinetwillen; mit kummer
soltu dich daruf nehren dein leben lang; dorn und
distel soll er dir tragen, und solt das kraut uf dem
velde eßen. Im schweyß deines angesichts soltu dein
brott eßen, bis das du wider zur erden werdest, dar-
von du genomen bist. Dann du bist erde und solt zu
erden werden.
Zum dritten, so ist das ewer trost, das ir wißent
und glaubent, wie ewer stand vor Gott angeneme
und gesegnet ist. Dan also stehet geschrieben [Gen.
1, 27. 28. 31]:
Gott schuffe denn menschen ime selbs zum bilde,
ja, zum bilde Gottes schuffe er hie. Er schuffe sie
ein mennhn und frewlin. Und Gott segnet sie und
sprach zu men: Seind fruchtbar und mehret euch
und fullet die erden und machet sie euch undertonn
und herschet uber fisch im meer und uber vogel
under dem himel und uber alles tier, das auf erden
kreucht. Und Gott sahe alles, was er gemacht hat,
und sihe da, es ware alles sehr gutt.
Darumb spricht auch Salomon [Prov. 18, 22]:
Wer ehi ehefraw findet, der findet was guts und
schopfet segen vom Herren.
Hie recke er die hand uber sie 153 und bete also:
Herr Gott, der du man und weib geschaffen und
zum ehestand verordnet hast, darzu mit fruchte des
leibs gesegnet und das sacrament deines heben sohns
Jesu Christi und der kirchen, sehier braut, darinnen
y In A eingefügt.
153 Die Gfebärde des Segens (vgl. Gfen 48, 14; Lk 24,
50), ohne daß eine Segensforniel oder Anrede an das
Paar folgt.
154 p)er Hauptinhalt der verlesenen Bibelstellen wird
wiederholt. Der Ausdruck Sacrament ist aus dem
Vulgatatext von Eph 5, 32 beibehalten, obwohl
Luther den Sakramentscharakter der Ehe im rö-
mischen Sinne längst abgelehnt hatte (WA 30, 3,
80 Anm. 3).
165 Aus Luthers Traubüchlein (Schulz Nr. 24).
156 Siehe oben S. 68, Anm. 78.
bezaychnet 154. Wir bitten deine grundlose guette,
du wollest solch dein geschopfe, ordnung und segen
nit laßen verrucken noch verderben, sonder gnedig-
hch in uns bewaren. Durch Jesum Christum, unsern
herren. Amen 155.
Man mag auch, so es die gelegenheyt erfordert,
ein kurtze predig ton vom ehestand, auch einen
samler mit einem secklin, der den armen leuten
sammle, im außhingehn verordnen, dieweyl Syrach
sagt am 14. ca. [14:]: Vergiß der armen nicht, wan
du den frohchen tag hast, so wurd dir auch freyde
widerfarhen, die du begerest. Solche samlung mag
auch an den festen und feyertagen, wie in andern
evangehschen kirchen der prauch ist, denn armen
zu gutem furgenohmen werden.
[22.] Von der leych und begrebnus
Nachdem die seelmeß, vigilien, begrebnißen, jar-
tage etc. das leyden Christi schmelern und verdun-
keln, sollen dieselben hinfuroy, wie hiob steet 156,
gentzhch underlaßen [werden], Damit aber dan-
nocht die verstorbene, umb der gedechtnus willen
der frohchen auferstehung aller glaubigen, nicht wie
das unvernunftig vihe dohm getragen und begra-
ben, soll die leyche, sonderhch wo schulen sehrd, mit
christhchen gesengen, als Media vita lateimsch oder
teutsch, Mit frid und freyd ich far dahin etc. 157,
nach gewonhchen leuten belaytet, und under dem
begrebnus das christlich gesang: Nun last uns den
leib begraben etc. 158 gesungen werden, auch der
pfarher der zeit und gelegenheyt nach vor oder nach
der begrebnus ein kurtze predig und vermanung
von auferstehung der christen thonn etc. 159
157 Media vita in morte sumus (Wackernagel 1, Nr. 141),
deutsch: Mitten wir im leben sind (EKGf 309, Lu-
ther). - Luthers Verdeutschung von Nunc dimittis
(Lobgesang des Zacharias, Lk 1, 68-79, EKG 310).
Während das Festhalten am Latein sonst für die
KO 1553 charakteristisch ist, sind bei der Beerdi-
gung im Unterschied zur Brand. KO 1533 (Seh-
ling 11, 202 f.) vor allem deutsche Lieder gefordert.
i5s yon Michael Weiße, EKGf 174.
159 In der Augsburger Interimsordnung von 1551 (Be-
richt von Huberinus, Stadtarchiv Regensburg
Eccl. 1/10, Bl. 466-468) heißt es: Der todten be-
grebnüß solle gehalten werden mit einer kurtzen
80
schwanger wurdest. Du solt mit schmertzen kinder
geberen und dein will soll deinem man underworfen
sein, und er soll dein herr sein.
Und zum man sprach Gott [Gen. 3, 17-19]:
Dieweyl du hast gehorchet der stymme deines
weybs und geßen von dem baum, davon ich dir ge-
botte und sprach: Du solt nicht darvon eßen: ver-
flucht sey der acker umb deinetwillen; mit kummer
soltu dich daruf nehren dein leben lang; dorn und
distel soll er dir tragen, und solt das kraut uf dem
velde eßen. Im schweyß deines angesichts soltu dein
brott eßen, bis das du wider zur erden werdest, dar-
von du genomen bist. Dann du bist erde und solt zu
erden werden.
Zum dritten, so ist das ewer trost, das ir wißent
und glaubent, wie ewer stand vor Gott angeneme
und gesegnet ist. Dan also stehet geschrieben [Gen.
1, 27. 28. 31]:
Gott schuffe denn menschen ime selbs zum bilde,
ja, zum bilde Gottes schuffe er hie. Er schuffe sie
ein mennhn und frewlin. Und Gott segnet sie und
sprach zu men: Seind fruchtbar und mehret euch
und fullet die erden und machet sie euch undertonn
und herschet uber fisch im meer und uber vogel
under dem himel und uber alles tier, das auf erden
kreucht. Und Gott sahe alles, was er gemacht hat,
und sihe da, es ware alles sehr gutt.
Darumb spricht auch Salomon [Prov. 18, 22]:
Wer ehi ehefraw findet, der findet was guts und
schopfet segen vom Herren.
Hie recke er die hand uber sie 153 und bete also:
Herr Gott, der du man und weib geschaffen und
zum ehestand verordnet hast, darzu mit fruchte des
leibs gesegnet und das sacrament deines heben sohns
Jesu Christi und der kirchen, sehier braut, darinnen
y In A eingefügt.
153 Die Gfebärde des Segens (vgl. Gfen 48, 14; Lk 24,
50), ohne daß eine Segensforniel oder Anrede an das
Paar folgt.
154 p)er Hauptinhalt der verlesenen Bibelstellen wird
wiederholt. Der Ausdruck Sacrament ist aus dem
Vulgatatext von Eph 5, 32 beibehalten, obwohl
Luther den Sakramentscharakter der Ehe im rö-
mischen Sinne längst abgelehnt hatte (WA 30, 3,
80 Anm. 3).
165 Aus Luthers Traubüchlein (Schulz Nr. 24).
156 Siehe oben S. 68, Anm. 78.
bezaychnet 154. Wir bitten deine grundlose guette,
du wollest solch dein geschopfe, ordnung und segen
nit laßen verrucken noch verderben, sonder gnedig-
hch in uns bewaren. Durch Jesum Christum, unsern
herren. Amen 155.
Man mag auch, so es die gelegenheyt erfordert,
ein kurtze predig ton vom ehestand, auch einen
samler mit einem secklin, der den armen leuten
sammle, im außhingehn verordnen, dieweyl Syrach
sagt am 14. ca. [14:]: Vergiß der armen nicht, wan
du den frohchen tag hast, so wurd dir auch freyde
widerfarhen, die du begerest. Solche samlung mag
auch an den festen und feyertagen, wie in andern
evangehschen kirchen der prauch ist, denn armen
zu gutem furgenohmen werden.
[22.] Von der leych und begrebnus
Nachdem die seelmeß, vigilien, begrebnißen, jar-
tage etc. das leyden Christi schmelern und verdun-
keln, sollen dieselben hinfuroy, wie hiob steet 156,
gentzhch underlaßen [werden], Damit aber dan-
nocht die verstorbene, umb der gedechtnus willen
der frohchen auferstehung aller glaubigen, nicht wie
das unvernunftig vihe dohm getragen und begra-
ben, soll die leyche, sonderhch wo schulen sehrd, mit
christhchen gesengen, als Media vita lateimsch oder
teutsch, Mit frid und freyd ich far dahin etc. 157,
nach gewonhchen leuten belaytet, und under dem
begrebnus das christlich gesang: Nun last uns den
leib begraben etc. 158 gesungen werden, auch der
pfarher der zeit und gelegenheyt nach vor oder nach
der begrebnus ein kurtze predig und vermanung
von auferstehung der christen thonn etc. 159
157 Media vita in morte sumus (Wackernagel 1, Nr. 141),
deutsch: Mitten wir im leben sind (EKGf 309, Lu-
ther). - Luthers Verdeutschung von Nunc dimittis
(Lobgesang des Zacharias, Lk 1, 68-79, EKG 310).
Während das Festhalten am Latein sonst für die
KO 1553 charakteristisch ist, sind bei der Beerdi-
gung im Unterschied zur Brand. KO 1533 (Seh-
ling 11, 202 f.) vor allem deutsche Lieder gefordert.
i5s yon Michael Weiße, EKGf 174.
159 In der Augsburger Interimsordnung von 1551 (Be-
richt von Huberinus, Stadtarchiv Regensburg
Eccl. 1/10, Bl. 466-468) heißt es: Der todten be-
grebnüß solle gehalten werden mit einer kurtzen
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