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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0142
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12. Yisitation 1558

[6.] Von der vesper, so communicanten
vorhanden seind

Wo aber die Zeit vorhalben 41, das man das nacht-
mal halten will, mag man in der vesper zum ersten
singen den glauben etc., Vatter unser etc. 42, das
Magnificat deutsch oder: 0 Herre Got, begnade
mich etc. Darauf soll der pfarher ain feine christ-
hche lehr tun, darin er kürzthch handele von rech-
ter christlicher buß oder von der beicht oder von
der absolution oder aber vom rechten verstand
und brauch des nachtmals etc. 43. Die soll er mit
der gmainen form des gebets beschheßen. Daruf
singe man etc.: Erhalte uns Herr bey deinem wort,
oder: Es wölle uns Gott gnedig sein, und alsdann
beschließe er mit dem segen und verhöre, underichte
und absolviere darnach die communicaturos.

[7.] Von dem nachtmal

Die kirchendiener sollen darob halten, das ain
yedes, so zu dem sacrament ghen will, sich zuvor
in sonderhait in der kirchen bey der gmahi offent-
hch anzaige. Da sollen sie mit ainem yeden hand-
len nach außweisung der agend 44, und soll m dieser
exploration kainer frembder pfar kinder zulaßen,
die etwan öffenthcher sunden, schanden und laster
halb iren pfarher fhehen. Man soll aber das nacht-
mal aufs allerwennigsts alle monat ainmal halten.

Und dieweil das gmein volk noch hart auf dem
whon ligt, als sey die empfahung des nachtmals zu
kainer zeit beßer dann in der karwochen, und son-

e A übereinandergeschrieben geschee oder beschee.

f A: tauff.

41 Vorhalben sein = vorhanden sein, bevorstehen
(Grimm 12, 2, 1139).

42 wh glauben all an einen Gott, EKCr 132; Yater
unser im himmelreich, EKG 241 (beide von Luther).
Die folgenden Lieder siehe oben.

43 Württ. KO 1553/1559 (Bl. 70a): Anfengklich, so die
kirch abends beyeina-nder versamlet, soll der kir-
chendiener ein predig tun von der rechten christ-
lichen buß und von dem rechten gebrauch des sa-
craments des nachtmals Christi.

44 Brand. KO 1533 (Sehling 11, 186f.).

45 Vgl. Abweichungen zu KO 1553 § 18.

46 Brand. KO 1533 (Sehling 11, 188-198). - Der neue

sten durchs gantz jar darvon bleiben, welches ain
schedliche mainung ist, sollen die kirchendiener
inen solchs durch jar in iren predigen außreden,
dieweil man uf dieselbige zeit mit verlesung und
predigten des passions onhedas notwendigt zu
schaffen hat 45. Und sollen die kirchendiener son-
dern fleiß und achtung haben, das sie in auspendung
des nachtmals nichts fallen laßen oder verschutten,
damit dem nachtmal kain unehr geschee e und das
volk niht geergert werde.

Und so nach fleißiger abzelung der personen et-
was mangelt, sollen die verba coenae bey demsel-
bigen tail öffentüch uf vorrige weiß repetiert wer-
den. Blieb aber nach gehapter fursorg etwas uber,
soll es nicht reserviert, sonder, so noch ein partikel
und ain wennig im volk uberbhebe, dem letzten
vollends gegeben oder als reliquiae mit aller re-
verentz von dem kirchendiener selbste genoßen
werden. Die ordnung aber des nachtmals zaigt die
agenda an 46.

[8.] Von der tauf

Bey der tauf soll man vierlerlei bedenken: Erst-
hch die väter, zum andern die gevättern, zum
dritten die weiß zu taufen f, zum vierten die hebam-
men.

[Von den vätern]

Erstlich sollen die vätter oder (wo das kindhn
kainen vatter mehr het) andere gute freund und
nachbauern, zuvor und ehe sie die kindhn zum

Generalsuperintendent Meder fand 1577 in Öhrin-
gen, daß man die Kommunikanten in der confessio
privata oft haufenweis zusammennahm, auch nicht
einschrieb [Kommunikantenregister] und abzählte.
Man setzte mal wenig, mal viel particulas (Hostien)
und Wein auf den Altar. Wenn es zu wenig waren,
wurden die Einsetzungsworte wiederholt, wenn zu
viel, wurden die particulas fortgetan und genoß der
Mesner den Wein zum Mittagsmahl. Die Räte
schrieben, Meder solle den anderen Öhringer Kir-
chendienern mitteilen, ,,daß er berichtet, wie es zu
Newenstein, Waldenberg, Langenburg, Weickers-
heirn, Ingelfingen etc. und anderer orten“ anders ge-
halten wird. (GA 15, 5. Schreiben von Mögner an
Graf Wolfgang 19. 8. 1577; Brief der Neuensteiner
an Waldenburger Räte 4. 9. 1577.)

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