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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0152
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13. Polizeiordmmg 1558

sehens vor augen, das solches bei vilen unverfenk-
lich sein und gar gering und bei etlichen auch ver-
echtlich will gehalten werden. Darob wir nit un-
zeitig 4 misfallen tragen und uß tragendem ampt
unserer von Gott uferlegter obrigkeit verursacht
werden, mit hohem a ernst hierin ufmerkens und
einsehens zu haben und diß nachvolgent satzungen
an euch außgehen zu lassen. Und wollen, das ir
solch nachvolgend satzungen in allen und jeden
puncten und articuln gehorsamlich halten und de-
nen nachkomen, besonder das ir unsere ampleut
die unsern, nur jeden bevolhenen, undertanen uf
der cantzel oder sonsten offentlich verlesen lassen,
ernstlich darob halten, die uberfarer darinnen be-
griffner articul unnachlessig straffen, auch, wie
biliich und recht, in dem niemand verschonen und
uns hierin gehorsam leisten, bei denn pflichten,
damit ein jeder uns verwant 5 ist. Das wollen wir zu
euch, denn amptleuten und undertanen, gewißlich
versehen, und beschicht cloran unser ernstlicher will
und mainung.

[1.] Von dem wort Gottes und hörung
desselbigen

Und dieweil erstlich 13 die lesterungen und sünd,
clie wider unsern lieben Got im himel, sein heilges
wort und evangelion begangen werden, mit höch-
stem vleiß sollen gewehrt und abgestelt werden,
so ist unser ernstlicher bevelcher, das 6 niemand
das heihg evangelion und Gottes wort, wie es nach

a A: habern (?).

b Beginn PO 1583: Perner, dieweil.
c PO 1583: + Gottes. (Württ. LO 1552: Gottes
wort.)

d PO 1583: weiß.

e Beginn PO 1583: Wir wöllen auch ernstlich gebot-
ten hahen, das niemand in unserer graveschaft,
wer der gleich sey, auf die sontage und durch den
pfarrer verkündte feyertage, und besonders zu der
zeit, wenn man zu predigen pflegt, einiche arbeit
nit fürnemmen solle, und daß auch.
f PO 1583: markt, vor dem tor und im torstüble, uf
den kugelplätzen.

g-g PO 1583: darein zu gehn. (1558 durch doppeltes
,,nicht“ verstärkte Negation.)
b PO 1583: + der soll.

göthcher schrift gepredigt würd 7oder unsere kir-
chenordnung, deren sich unsere prediger und pfar-
heren aus unserm bevelch in unsern kirchen ge-
brauchen, schmehen oder lestern solle, bei ernst-
licher 7 straff, dem uberfarer nach gelegenhait der
sachen und uberfahrung ufzulegen.

Alß uns dann angelangt, das unsere undertanen,
angehörigen, haußvatter und -muttern das heilig
gotteswort wenig besuchen, 8auch ire kinder, knecht
und ehalten darzu nit gewenen oder ziehen 8, doraus
dann nichts anders dann ein rohlos 9, vihische hai-
denschaft ervolgen würde: dem nun zu begegnen
wollen wir, das meniglich das heilig wort c und die
predigen zum wenigsten 10 alle sontag und fej^ertag
unverhindert besuchen; und insonderheit sollen
alle haußvattern und -muttern ire kinder 11 und
ehalten doch einmal predig und denn catechißmum
zu hören anhalten 12. Dann da einer oder mehr mutt-
wilhger und frevenlicher weß d diß unser gebot ver-
achten und nit halten wurde, der- oder dieselben
solle nach gelegenheit der sachen und grosse der
uberfahrung mit dem turn oder sonsten ernsthchen
gestrafft werden.

Verner ist unser bevelch, das e niemand under den
predigen in den würtzheusern, uf dem mark f oder
andern offnen platzen, oder vor der kirchen steen
oder sitzen, noch vil weniger dantzen, spielen oder
zechen, sonder sol sich ein jeder mit fieiß zu der
predig verfüegen oder, do einer selbigen tags ein-
mals predig gehört hette, das andermal nit sdoran
nit wilD oder heraußzubleiben ursach hette h, in
seinem hauß oder anderstwo biß zu end derselben

4 = wohlbegründet, sehr berechtigt (Grimm 11, 3,
2280).

5 Pflicht = Diensteid; verwandt = rechtlich (an die
Grafen) gebunden.

6 Ab hier aus Württ. LO 1552 (Bl. 2a). Nach einem
einleitenden Abschnitt: Erstlich soll...

7-7 Württ. LO 1552: schmehen oder lestern, bei einer
schweren.

s-s Württ. LO 1552: ihre kinder und haußgenossen
darzu nit halten. - Ehalten = Dienstboten, Haus-
genossen.

9 Fehlt Württ. LO 1552. Rohlos = ruchlos.

10 „Zum wenigsten“ fehlt Württ. LO 1552.

11 Im folgenden frei nach Württ. LO 1552.

12 Zur Katechismuspredigt am Sonntagnachmittag
siehe Nr. 12a, § 3.

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