Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0340
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
25. Kirchenordnung 1578

Vom abendmal

Ein einige predig

Meine liebe kindlein. Es spricht unser lieber herr
Christus im evangelio Johan. am 15. [lf. 5]: Ich bin
ein rechter weinstock und mein vater ein weingärt-
ner. Ehi jegklichen reben an mir, der nicht frucht
bringt, wird er abschneiden und ein jeglichen, der da
frucht bringt, wird er reinigen, daß er rnehr frucht
bringt. Ich bin der weinstock und ir seyd die reben.
Wer in mir bleibt und ich in im, der bringt vil friicht;
denn ohn mich könt ir nichts tun. Und in disen
worten leret er uns fein, wie wir sollen fromb und
selig werden. Denn gleich wie ein rebe nicht frucht
tregt, sie bleibe denn am weinstock, also können wir
aucli nicht fromb sem, wir bleiben denn in Christo.
Und gleich wie die rebe nicht grunet, sonder ver-
dorret und wird ins fewer geworfen, wenn sie vom
weinstock abgeschnitten ist 1, also könten wir auch
nicht selig werden, sondern müsten verdampt sehi,
wenn wir von Christo dem Herrn abfielen.

Nun habt ir vor gehört, meme liebe kindlein, wie
wir durch die tauf hi den herrn Christum einge[196 b]
pflantzt und eingeleybt werden, daß wir m im ver-
gebung der siind haben und shid in im wie die reben
an einem weinstock. Und wie die reben saft uncl
kraft von dem weinstock empfahen, daß sie frücht

a Absatz in Braunsbacher, Elpersheimer (bis: 1er-
nen), Neuensteiner, Kuppertshofener, Stuttgarter
Ex. hs. gestrichen.

b~ b In Elpershehner und Stuttgarter Ex. hs. gestrichen.
c_c In Stuttgarter Ex. gestrichen.

1 Joh 15, 6.

Fragstücke aus den Katechismuspredigten
von David Meder 1612:

V. Auß der predigt vom h. abendmal

Was hat man jetzunder verlesen?

Die lange außlegung der wort vom heyligen abend-
mal deß Ilerrn.

Wie lauten die wort, damit Christus das h. abend-
mal hat eingesetzt?

tragen, also empfahen auch wir, die wir in Christum
glauben und getauft sind, den Heiligen Geist von
ihm, daß wir fromb werden.

Und ob wir durch sünd und unglauben wider von
Christo abfielen oder durch öffentliche laster von
cler christlichen gemein abgesondert und außge-
schlossen würden, so habt ihr auch fein gehört, wie
man durch den brauch der schlüssel oder durch die
absolution wider angenommen und eingeleibet
wixd; denn sollen wir fromb sein und selig werden,
so müssen wir je in den herrn Christum eingepflan-
tzet sein und in im bleiben a.

Darumb folget nun auch billich die lere, darin wir
lernen, wenn wir in Christo sein, wie wir uns sollen
halten, daß wir in im bleiben und zunemen.

Und das ist die einsatzung und der gebrauch des
heiligen abendmals unseres herren Jesu Christi.
Denn durch die tauf werden wir newgeborn;
bdurch die buß und schlüssel oder entbindung wer-
den wir wider aufgericht, wenn wir nach der tauf
widerumb in sünd sind gefallen b; und durch das
heilig abendmal werden wir erhalten und gesterkt,
wenn wir stehen und wider die sünd und des Teufels
reich fechten.

[197] Darumb, meine liebe kindlein, dieweil ihr
durch die tauf in Christo seyd eingepflantzt, auf daß
ir in ihm möcht bestendig bleiben, so lernet jetzt
mit allera fleiß die wort, darmit der herr Christus
sein heiliges abendmal hat eingesetzet, und c sprecht

Der herr Jesus, in der nacht, da er verraten ward,
nam [...] 1

Was lernen wir auß den worten vom h. abendmal in
einer summa?

Wir lernen darauß, wann wir in Ohristo sein, wie wir
uns sollen halten, daß wir auch in ihme bleiben und zu-
nemen.

Was ist für ein unterschied zwischen den zweyen
sacramenten, der taufe und deß Herrn abendmal?

Durch die taufe werden wir in den herrn Christum
eingepflanzet und eingeleibet, daß wir in ihme ver-
gebung der sünden haben und sind in ihm wie die re-
ben an einem weinstock, Johan. 15 [1-8]. Aber durch
das heylige abendmal werden wir erhalten und gesterkt,
wann wir stehen und wider die sünd und deß Teufels
reich fechten.

1 Beim Brotwort ,,solchs tut zu meinem gedechtnus“

wie bei den Kinderpredigten. KO 1578 Kap. 4 und

unten: ,,Das tut...“.

322
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften