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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0341
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Katechismuspredigten

ruir dieselbigen fein gemach und heimlich nach, daß
irs merken und daheim auch fein nachsagen könt.
Denn die wort c lauten also:

Der herr Jesus in der nacht, da er verraten ward,
nam er das brod, danket und brachs und gabs seinen
jiinge.ru und sprach: Nemet hin und esset, das ist
mein leih, der fiir euch gegeben wird. Solches tut zu
meinem gedechtnuß.

Desselbigen gleichen nam er auch den kelch nach
dem abendmal, danket und gab in den und sprach:
Trinket alle darauß. Das ist mein blut des newen
testaments, welches für euch und für viel vergossen
wird zur vergebung der sünden. Solches tut, sooft irs
trinkt, zu meinem gedechtnuß.

[197b] dIr solt aber auch allen fleiß ankeren,
meine liebe kindlein, daß ir dise wort des Herrn
rdcht allein sprechen könt, sonder auch, daß irs fein
verstehet d, wie sie der herr Christus gemeinet hat,
und, wenn man euch darumb fraget, das ir könt
antwort geben und zu seiner zeit ewre kindlein auch
leren, wie man jetzt euch leret. Denn es ist ein
grosse schand vor Gott und der welt, wenn sich ein
mensch für ein christen dargibt und braucht alle
christliche sacrament und weiß doch nicht, was sie
sind 2; denn der heilig Paulus, 1. Corinth. 11 [29]
spricht: Wer unwirdiglich isset und trinket, der isst
und trinkt im das gericht e.

Wolan, meine liebe kindlein, auf das ir die wort
des abendmals ja recht und wol verstehen lernet

d-d In Stuttgarter Ex. hs. Änderung: Diese wort un-
sers herrn Jesu Christi von seinem heyligen abend-
mal sollet ihr nit nur allein sprechen, sondern auch
fein verstehen lernen.

e Absatz in Langenburger Ex. hs. gestrichen.

Im Stuttgarter Ex. hs. gestrichen.

2 Brand. KO 1533 (Sehling 11, 276): + oder warzu sie
aufgesetzt sein.

3 Brand. KO 1533: + fein.

4 In der 1. Kinderpredigt über das Glaubensbekennt-
nis wird die Abendmahlslehre als Beispiel für Gottes
Allmacht angeführt (Sehling 11, 239 f.).

Warinnen stehet der rechte verstand und gebrauch
deß heyligen abendmals?

In zweyen stücken. Nemblich, daß wir tun, was uns
Christus heisset, und glauben, was er uns zusaget.
Erstlich sollen wir tun, wie Christus seinen jüngern

und es nicht unwirdiglich zum gericht empfahet, so
merket mit fleiß, daß der recht verstand und brauch
des abendmals des Herrn in zweyen stücken stehet,
nemlich, das wir tun, was er uns heist, und darnach
glauben, was er uns saget. Das solt ir 3 ordenlich
hören und mit fleiß merken.

Denn zum ersten nimpt der herr Jesus das brod
in die hand, dankt und brichts und gibts seinen
jiingern und spricht: Nempt hin und esset. Deß-
gleichen auch den kelch und spricht: Trinket alle
darauß etc. Darumb sollen wir diesen worten gehor-
sam sein und tun, was uns der herr Christus heist
[198] und befilhet. Denn wiewol uns Christus der ITerr
kein zeit stimpt, wemi wir zu seinem heiligen abend-
mal sollen gehen, auch kein zal setzet, wie oft wir
das im jar tun sollen, so ist es doch sein heiliger,
göttlicher will, das wirs etlich mal tun sollen. Es ist
auch unser nutz, daß wirs tun, denn sonst het ers uns
gewißlich nicht geheissen; denn er weiß baß, was
wir für trost und Tiilf bedörfen, denn wir selbs. Dar-
umb, wöllen wir recht seine jünger sein, so sollen
wir tun, wie er seinen jüngern befilhet, das ist, wir
sollen hinzugehen und essen und trinken und nicht
on redliche ursach allzu lang davon bleiben.

Zum andern spricht er vom brod: Das ist mein
leib, und vom kelch: Das ist mein blut. Darumb
sollen wir glauben, daß es warlich sein leib und sein
blut sey. Denn Gott ist allmechtig, fwie ihr im
glauben 4 gelernet habth Darumb kan er alles tun,
was er will, und er rlifft oder nennet ein ding, das

befihlet; das ist, wir sollen hinzugehen, essen und trin-
ken und nicht ohne redliche ursachen allzulang davon
hleiben. Zum andern sollen wirs in beyder gestalt
empfangen. Dann Christus hat allen seinen jüngern
beyderley gestalt gegeben und hat befohlen, wir sollen
solches auch tun. Ja, er hat mit besonderen worten
geboten, wir sollen alle auß dem kelch trinken. Zum
dritten sollen wirs zu Christi gedechtnuß tun und hal-
ten.

Wann und wie oft soll ein Christ zum h. abendmal
gehen?

Wiewol uns der herr Christus keine zeit bestimmet,
wann wir zum heiligen abendmal gehen sollen, auch
kein zahl setzet, wie oft wir das im jar tun sollen, so
ist es doch sein heyliger, göttlicher wille, das wirs
etlich mal tun sollen. Es ist auch unser nutz, daß wirs
tun. Dann sonst hette ers uns nicht geheissen. Dann
er weiß baß, was wir für trost und hülfe bedürfen, dann
wir selbst. Darumb wollen wir recht seine jünger sein,
so sollen wir tun, wie er seinen jüngern befihlet.

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