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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0531
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33. Polizei- \ind Bheordnung 1583

meydung unserer höchsten ungnad und straffen
gegen den ungehorsamen.

Hierauf ist a unser gantz ernstlicher befehl b, das
zuforderst alle unsere pfarrherren und kyrchendie-
ner in iren predigten das volk, von solchen großen
sünden und lastern abzustehn, trewlich und vleißig
warnen, auch die wolbewuste und offenthche hals-
sterrige und unbußfertige personen darumb in irer
confession * 1 * * 4 privatim mit gebürendem ernst anspre-
chen und davon abzustehn und sich zu beßern bitten
und ersuechen sollen.

Und erstlich 0

Von gotslestern, fluchen und schweren 5

So tun wir nun d hiemit von obrigkeit wegen und
bei nachbestimpten und andern unsern ernstlichen
straffen und peenen allen und jeden unsern ampts-
dienern, burgern, undertonen, hinderseßen, zu- und
angehörigen, wie auch allen und jeden ehehalten,
haußgenoßen 6 und allermenniglichen 7, die in un-
serer graffschaft obrigkeit und gebiet an jetzo woh-
nen oder iren unterschlaif 8 9 haben oder künftighch
haben wöllen, mans- und weibspersonen, gebietten
und verbieten, das sich ein jedes alles gottslestern,
fluchen, schweren - und sonderhch bei Gottes e
kraft, macht, element, tauf, elend f, heyligen marter,

b B: + und geheiß.

c „Und erstlich“ fehlt B. Das Kapitel ist in PO 1588
(Nr. 43, § 2) übernommen worden.
d Beginn in B: Dann tun wir auch.
e B: seiner.

f In B Änderung: sacrament.
g In PO 1588 B: + und (geändert in: hlut).
h Fehlt PO 1588 B.

1 „und von hertzen“ fehlt PO 1588.

4 Die Beichte vor Empfang des Abendmahls.

5 Es ist das gotteslästerliche Fluchen und Schwören,

nicht etwa der Eid vor Gericht oder der Diensteid

gemeint.

6 Zu den Personenkreisen siehe S. 10 f.

7 = jedermann, hier: wem sonst auch immer.

8 = Unterkunft, Zuflucht (Grimm 11, 3, 1790), liier
im Unterschied zur eignen Wohnung.

9 Zum folgenden Abschnitt siehe PO 1558 (Nr. 13,

§ 3), auch wegen der Abhängigkeit von Württ. LO

1552 (oder 1567) und der Reichspolizeiordnung RPO

1548 oder 1577.

wunden, leiden s, sterben und aller anderer schwür
und gotslesterns - hinfüro gentzlich enthalten, ab-
stellen 11 und sein göttüche allmacht darfür mit
ernst und von hertzen 1 bitten sollen, solche große
übel von seinem völklein gnedighch abzuwenden.

9 Welches nun, es sey jung oder alt, Gott zuemeßen
wtird, das seiner göttlichen maystät nit bequem,
oder dasjenig, so Gott zusteht, mit seiner redt ab-
schneiden tette, als ob Gott ein ding nicht vermöcht
oder nit gerecht were, oder sunst dergleichen freven-
liche, verachtliche, erschröckliche und hochstreff-
liche lesterworte, so ohne mittel in oder wider 10 Gott,
seine allerheyligste menscheit oder die heyhgen
sacramenta redet, und er deßen bezeugt; udas soll
sobald gefenkhch eingezogen, für peinhch gericht
gestelt, am leben und zum wenigsten mit beneh-
mung etlicher glider, bestümmeln oder schlitzen der
zungen, rutten ausstreichen und dergleichen, wie
sich das nach gelegenheit der geübten gotslesterung
und ordnung der rechten, auch reichsconstitution
aignet und gebürt, peinhch und unnachleßhch ge-
strafft werden.

Welches auch solche gottslesterung höret, der
soll es bey seinem aid unsern amptleuten anzuzeigen
schuldig sein. Da es aber das nit tette, solle daßelbig
als mitverhenger 12 der gotslesterung ebenmeßig
wilkürhch 13 und ernsthch gestrafft werden.

Und so auch einiger unser amptsdiener das ver-

10 in = gegen (auch in RPO). Vgl. Grimm 4, 2, 2101:
der sündiget in den Heiligen Geist und wider die
gnade.

11 Ende des Abschnitts gemäß RPO 1548 (und 1577)
T. 1 § 2: der soll am leben oder mit benehmung et-
licher glieder, wie sich das nach gelegenheit der per-
sonen und geübter gottslästerung, auch ordnung der
rechten, eignet und gebührt, peinlich gestrafft wer-
den. Peinlich Recht oder Gericht bezeichnet den
Straf- oder Kriminalprozeß nach der Halsgerichts-
ordnung (CCC 106). — Ein Weib mußte 1594 wegen
gotteslästerlicher Reden den Kindern zum Kate-
chismus 1 Gulden in den Gotteskasten geben. Das
war die gewöhnliche Strafe neben der Turmstrafe.
Es wurde aber aucb bis ins 17. Jahrhundert „oft“
auf Todesstrafe erkannt. (Meyer, Zur Sittenge-
schichte des 16. Jh. WF 7 (1865-67), 304.)

12 Verhänger = der etwas erlaubt, Hehler, Helfer
(Grimm 12, 1, 527).

13 = notwendig, gesetzlich (Grimm 14, 2, 214).

33 Sehling, Bd. XV, Württemberg I

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