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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0532
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33. Polizei- und Eheordnung 1583

drucken oder k ungestrafft hingehn laßen würd, den
wöllen wir jedesmals umb zweintzig gulden, auch
nach gelegenheit ernstlicher, straffen.

Da aber jemands unbedachts muts ohne ftirsatz,
auß böser gewonheit, zorn und ungefahr schwert,
flucht oder sagt 14: Gotts oder botz macht, craft * 1,
element, firmament oder dergleichen, das göttlicher
mayestät zugelegt würd, oder Gottes mleichnam,
marter, wunden, ohnmacht, bluet m, creutz, leiden,
und was die menscheit Christi, ndie mutter Gottes 11
ocler clie heyhgen sacramenta, himel, erden etc. an-
drifft: der soll das erstmal von denen, die es hören,
freundlich ermanet werden, sich cleßen zu enthalten.

Da es aber darüber mehr und sonclerlich in zechen
und wirtshauß 0 beschehe, soll das fluchent zum
anclernmal alsbald Pein halben schilling in die
biichsen (so jeder wird in der stuben angemacht
haben, fürters in gotteskasten gehörig sein; und
damit gehalten werden solle, wie von uns fernere
ordnung gegeben)P 15 zu erstatten schulclig sein,
und da einer nicht so viel bei sich hette, der wihrt
von seinetwegen <i dareinlegen und ime zu seiner
zech ufrechnen.

Wiirde aber das fluchent zum drittenmal nichts
daruf geben, soll daßelbig durch den wihrt oder sein
gesind bey seinem aicl dem amptscliener angezeigt.
Der soll alsdenn daßelbige mit dem turn, narren-
heußlein 16, waßer uncl brot, kurz oder lang, nach
größe der gotteslesterung und verachtung vorge-
setzter warnungen ernsthch straffen. Und solle auch
dise ordnung r uf hochzeiten, gastereyen und andern
orten, da zusammenkunften beschehen, allennaßen
wie in den wyrtsheusern gehalten werden.

k B und PO 1588 A: und. PO 1588 B: und das.

i Fehlt PO 1588 B.

Fehlt PO 1588 B.

Fehlt PO 1588.

0 B: würtsheußern.

p-p PO 1588: die mansperson ein gulden, die weibs-
personn zwen gulden in das gottshauß.

1 PO 1588 B: + soviel.

r B: ordnungen.

s PO 1588 B: + finden oder.
t_t In PO 1588 B versehentlich ausgelassen.

11 PO 1588: + vermög diser policey-, auch rugord-
nung.

v PO 1588 B: abwarten. PO 1588: + und dem, der es
anzeigt, von einem gulden ein halb ort [ = Yiertel]
geben.

Da auch der wihrt und andere unsere undertonen,
so solchs gehört, verschweigen und nicht anzeigen,
uncl hernacher der amptsdiener erfüre, der soll es
uns mit allen umbstenden berichten und der straffen
von uns bescheids gewarten.

So auch ein nachbaur von dem andern dergleichen
großen gottsschwür, fluchen, schweren und lestern
liörte oder innenwürde, sonderlich, das keine war-
nung bei ime statt s haben und so gantz gemein bey
demselben were: der solle das bei seinen pflichten
und unser ernstlichen Utraff unserm amptsdiener,
schultheisen oder deren geordneten anwalden 17
alsobalden anzeigen; welcher darauf nicht allein das
georclnete 1 straffgelt u ime abnemen und in gottes-
kasten antworten v, sondern auch gegen den fluchen-
den und clarin fortfahrender w personen obgesatzte
straff fürnemen.

Bey welchem dann gar kein beßerung statthaben
wölte, der solle gefenkhch eingezogen, für das pein-
hch recht gestelt und nach größe seiner überfahrung
peinhch gestrafft oder aber uferlegt werden, zu ver-
kaufen, auß unserer graveschaft zu ziehen und
anclerstwo sein heußhch wesen anzurichten. Doch
[soll] solchs zuvor an uns gebracht und mit
unserm beschaid und befelch hierin gehandlet
werden.

Soviel dann das fluchen und schweren der jungen
knaben und meidlein, auch ehehalten 18, belangt, sol-
len che eltern xden kindern und gesind gebürhchen
und x mit allem ernst undersagen, und, wo es bey
dem gesind nicht fruchten, sonder veracht, [sie] sich
nicht beßern wölten, alsdann che hausvätter und
haußmlitter bey iren pflichten solches den ampts-

w PO 1588 C: verfahrenden.
x_x B: die kiennder gebürlichen und mit allem ernst
darumb züchtigen und keinswegs gestatten, dem
gesind auch solches.

11 Die folgenden Flüche siehe wieder PO 1558 (Nr. 13,
§ 3).

15 Da nach der 3. Reichsmünzordnung 1559 1 Silber-
gulden 14 Schillinge ä 12 Pfennige beträgt, ist 1588
eine starke Verschärfung eingetreten. (Die Archiv-
pflege in den Kreisen u. Oemeinden 89.) Der Gottes-
kasten = das offensichtlich mit dem „Heihgen“
verbundene Almosen.

16 = leichteres Polizeigefängnis, besonders für Frauen.

17 = Vertreter (DRW 1, 769f.).

18 = Dienstboten, Gesinde.

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