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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0533
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33. Polizei- und Eh.eordn.ung 1583

dienerny anzeigen, die daruf auch obvermelte
straffen unnachleßlich fürnemen sollen 2.

Im fall aber solches von den haußvättern und
hausmüttern nicht beschehe und sie sich hierin
bedes gegen den kindern und ehehalten fahrleßig er-
zeigten und nicht strafften, und das sonsten in ge-
wise erfarnus gebracht würde, daß solle der ampts-
diener fürderlich an uns mit allen umbstenden
bringen und von uns ferners bescheids der straff
halben a erwarten und hernach volnziehen.

[2.] Vom wort Gottes und hörung desselbi-
gen

[Siehe PO 1558 (Nr. 13, § 1) mit folgender Erweite-
rung:]

Wir ordnen und gebieten auch, das nit allein auf
die sontage und feyertage, sondern auch uf den
freytag, da man pflegt predig zu halten 19, unsere
untertanen und zugehörigen sich vleißig in die
kyrchen verfügen, Gottes wort anhören und das
gemein gebet neben andern trewhch helfen sprechen
und betten; und soll auß jedem haus zum allerwenig-
sten ain person in die kyrchen geschickt werden.
Darüber dann auch ein jeder amptsdiener, pfarrer,
burgermeister, mesner und btittel etc. gute achtung
haben. Und da sie befinden würden, das auf den
freytage niemand auß einem haus zur predig ge-
schickt würde, solchs unserm amptsdiener anzeigen
und bey iren pflichten und ayden, damit sie uns zu-
getan, nit verschweigen.

Welcher alsdann so verechtlich und ungehorsam
befunden, der soll das erstmal umb zwölf pfennig
an gelt gestrafft, solches in den gotteskasten gelegt
und fürderß under die armen wie das ander almoßen
ausgeteilt. Würde aber derselbig zum andernmal

y Statt „den amptsdienern“ PO 1588: in dem rug-
gericht.

z PO 1588: + da es aber ein kind, die eltern in bey-
sein deß pfarrhers oder schultaißen mit ruten
züchtigen laßen.

a Fehlt PO 1588.

6 B: dann.

19 Der Freitagsgottesdienst um 8 TJhr früh mit Für-
bitte und Litanei, siehe KO 1578 (Nr. 25, Kap. 2).

also fahrleßig und streffhg befunden, cler soll zu
disem mal noch soviel zur bueß geben. Aber zum
drittenmal gefenkhch eingezogen, an uns gebracht
und unsers fernern beschaids darüber gewartet; und
vonniemand einiche entschuldigung außerhalb leibs-
schwacheit und was dergleichen ehehaften 20 wern,
angenummen werclen.

Also und gleicher gestalt wöllen wir auch die
vesperlection und gebet an sambstag und feyer-
abent, die unser ordnung und befelch nach in allen
pfarren gehalten werden soll 21, von unsern unter-
tonen in iren kjuchen besucht und geehrt haben;
vermanen sie hiemit, darzu zu kommen und zu be-
denken, das solches unser ernsthcher befelch und
gebott sey.

[3.] Das ein jeder unterton in seiner kyr-
chen das heilige abentmal empfahen soll
etc.

[Siehe PO 1558, Nr. 13, § 2.]

[4.] Von zauberey und segenwerk etc.

[Siehe PO 1558 § 4.]

[5.] Von schlagen, hadern und freveln

So irgend b ein gezenk, hader oder frevel in eines
wlirts oder heckenwürts 22 hauß sich begebe, bey tag
oder nacht, das sie einander rauften, schlügen oder
bloße wehr 23 zückten, solle der vmrt und die andere,
soviel müglich, mit eußerstem vleiß darfür sein, daß
sie einander nit beschädigen und von unsertwegen
den frid gebieten. Sie halten nun friden oder nit und
seien unsere hinderseßen 24 oder frembde, soll
nichtsdestoweniger ein jeder würt solche handlung

20 = stichhaltig, rechtmäßig (sc. Entschuldigungen).

21 Der Vespergottesdienst an Samstagen und Abenden
vor Feiertagen um 3 Uhr nachmittags, siehe KO
1578 (Nr. 25, Kap. 6).

22 = wer eine Winkelschenke unterhält; vgl. ,,in die
heimbliche schlupfwinkel zu den heckenwirten“
(Grimrn 4, 2, 749).

23 = blanke Waffe.

24 Hintersasse = der Schutzbefohlene, der kein Unter-
tan = Gemeinsmann (Bürger mit vollen Rechten) ist.

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