33. Polizei- und Eheordnung 1583
dem amptsdiener, schultheisen oder anwalden 25
unverzügenlich fürbringen und nicht verschweigen,
auch die frembden nit ehe von statten laßen, die
haben sich dann mit uns des frevels halben ver-
tragen und erstattet und dem beschedigten oder
verletzten teil gnugsamen abtrag geton 26 oder
sonsten clie sachen gebürlichen austragen und er-
örtert, bei straff eines gülden.
Es sollen auch bey nacht die gaßenwechter in-
sonderheit gutte achtung darauf haben, und, da sie
was vermerken oder hörten, solches bei irem aid den
nechsten irem amptsdiener, schultheisen oder an-
walden vermelden. Und da sich befinden würde, das
er solches gefehrlichen 27 verschwigen und nicht an-
gezeigt, soll er gleich soviel als der würt zur straff
verfahen sein oder ein tag und nacht lang mit dem
turn gestrafft werden.
Gleichergestalt soll kein wiirt armen gesellen
spilen oder hohe wettungen gestatten, bey einem
giilden straff.
[6.] Von ehestiftungen
Als dann wir auch vilfeltig mit schmertzen erfah-
ren, was großer unchristlicher unordnung, miß-
brauch und sünden bei unsern untertonen in ehestif-
tung, ehebündnußen und verheyratungen, in hoch-
zeiten, schenkungen, tentzen sich zutragen und
einreißen; und sonderlich die junge leut zum teil
durch schenken, leichtfertige gesprech oder andere
anstiftung, zum teil aber auß aigner boßheit, mut-
willen und ungehorsam gegen iren eltern oder denen,
so an derselben statt sind, irer unbefragt, ohn der-
selben wißen und willen, auch in niemands beisein
oder gegenwertigkeit sich miteinander verglüebten
und verworten 28, zuwider den göttlichen, natür-
lichen und keyserhchen rechten,
deßgleichen auch etliche in die verbottene gradt
der blutfreundschaft oder schwegerschaft, wider
götthche, natürliche und weltliche gebott heyraten,
26 _ Yertreter des Schultheißen (DRW 1, 769f.).
26 = Ersatz geleistet.
27 = mit böser Absicht, vorsätzlich (DRW 3, 1392).
auch ethche nach tötlichem abgang des ehegemals
sich leichtfertig verhalten und, ehe dann ir ehe-
genoß recht erkaltet, bald ein andern suchen, zu-
wider der natürhchen, ehelichen heb uncl der er-
barkeit,
wir aber je gern wolten, das unsere untertanen
gleich wie ir gantz leben und wandel, also auch für-
nemhch ire ehepflicht und verheyrattung nach
Gottes gebotten und den keyserlichen satzungen,
auch natürhcher zucht und erbarkeit, schickten und
füreten: derohalben geben wir, unserm von Gott
befolhenen oberkeithchem ampt nach, dise christ-
liche hienach beschribene newe eheordnung, dern
wir ernstlich wöllen von allen und jeden unsern
undertonen stracks gelebt und gehorsam geleistet
werden, laßens darumb offentlich fürlesen, das nie-
mand fürter kein unwißenheit habe fürzuwenden.
Dieweil nun aus göttlicher ordnung und in kraft
keyserlicher beschribener recht, auch natürlicher
erbar- und bihigkeit, darzu schuldigen dankbarkeit
nach, die kinder iren eltern gehorsam sein und für-
nemhch auch mit irem rat, vorwißen und willen ver-
ehehcht werden sohen:
so ordnen wir nun, setzen und gebieten ernsthch:
[...Die folgenden Abschnitte siehe EheO. 1572 Kurz-
fassung (Nr. 19b, § 1-6), S. 202-205. Die Überschrif-
ten lauten:]
[7.] Von den verbottenen graden der bluts-
freundschaft und schwagerschaft
[8.] Von heiratsabreden und ainkindschaf-
ten
[9.] Von den hochzeiten und schenkungen
[10.] Vom dantzen
[11.] Von hurerey, ehebruch und anderer
unzucht
[Den entsprechenden Abschnitt aus der KO 1582
(Nr. 32, § E 5) siehe EheO. 1572 Langfassung (Nr.
19a, § 7), S. 194-196.]
28 Sich vergelübden = sich verloben (als rechtlich
bindendes Eheversprechen). Sich verwuren, ver-
wirren = sich mit jemand einlassen. Dieselbe Wen-
drrng siehe Nr. 19a, S. 175.
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dem amptsdiener, schultheisen oder anwalden 25
unverzügenlich fürbringen und nicht verschweigen,
auch die frembden nit ehe von statten laßen, die
haben sich dann mit uns des frevels halben ver-
tragen und erstattet und dem beschedigten oder
verletzten teil gnugsamen abtrag geton 26 oder
sonsten clie sachen gebürlichen austragen und er-
örtert, bei straff eines gülden.
Es sollen auch bey nacht die gaßenwechter in-
sonderheit gutte achtung darauf haben, und, da sie
was vermerken oder hörten, solches bei irem aid den
nechsten irem amptsdiener, schultheisen oder an-
walden vermelden. Und da sich befinden würde, das
er solches gefehrlichen 27 verschwigen und nicht an-
gezeigt, soll er gleich soviel als der würt zur straff
verfahen sein oder ein tag und nacht lang mit dem
turn gestrafft werden.
Gleichergestalt soll kein wiirt armen gesellen
spilen oder hohe wettungen gestatten, bey einem
giilden straff.
[6.] Von ehestiftungen
Als dann wir auch vilfeltig mit schmertzen erfah-
ren, was großer unchristlicher unordnung, miß-
brauch und sünden bei unsern untertonen in ehestif-
tung, ehebündnußen und verheyratungen, in hoch-
zeiten, schenkungen, tentzen sich zutragen und
einreißen; und sonderlich die junge leut zum teil
durch schenken, leichtfertige gesprech oder andere
anstiftung, zum teil aber auß aigner boßheit, mut-
willen und ungehorsam gegen iren eltern oder denen,
so an derselben statt sind, irer unbefragt, ohn der-
selben wißen und willen, auch in niemands beisein
oder gegenwertigkeit sich miteinander verglüebten
und verworten 28, zuwider den göttlichen, natür-
lichen und keyserhchen rechten,
deßgleichen auch etliche in die verbottene gradt
der blutfreundschaft oder schwegerschaft, wider
götthche, natürliche und weltliche gebott heyraten,
26 _ Yertreter des Schultheißen (DRW 1, 769f.).
26 = Ersatz geleistet.
27 = mit böser Absicht, vorsätzlich (DRW 3, 1392).
auch ethche nach tötlichem abgang des ehegemals
sich leichtfertig verhalten und, ehe dann ir ehe-
genoß recht erkaltet, bald ein andern suchen, zu-
wider der natürhchen, ehelichen heb uncl der er-
barkeit,
wir aber je gern wolten, das unsere untertanen
gleich wie ir gantz leben und wandel, also auch für-
nemhch ire ehepflicht und verheyrattung nach
Gottes gebotten und den keyserlichen satzungen,
auch natürhcher zucht und erbarkeit, schickten und
füreten: derohalben geben wir, unserm von Gott
befolhenen oberkeithchem ampt nach, dise christ-
liche hienach beschribene newe eheordnung, dern
wir ernstlich wöllen von allen und jeden unsern
undertonen stracks gelebt und gehorsam geleistet
werden, laßens darumb offentlich fürlesen, das nie-
mand fürter kein unwißenheit habe fürzuwenden.
Dieweil nun aus göttlicher ordnung und in kraft
keyserlicher beschribener recht, auch natürlicher
erbar- und bihigkeit, darzu schuldigen dankbarkeit
nach, die kinder iren eltern gehorsam sein und für-
nemhch auch mit irem rat, vorwißen und willen ver-
ehehcht werden sohen:
so ordnen wir nun, setzen und gebieten ernsthch:
[...Die folgenden Abschnitte siehe EheO. 1572 Kurz-
fassung (Nr. 19b, § 1-6), S. 202-205. Die Überschrif-
ten lauten:]
[7.] Von den verbottenen graden der bluts-
freundschaft und schwagerschaft
[8.] Von heiratsabreden und ainkindschaf-
ten
[9.] Von den hochzeiten und schenkungen
[10.] Vom dantzen
[11.] Von hurerey, ehebruch und anderer
unzucht
[Den entsprechenden Abschnitt aus der KO 1582
(Nr. 32, § E 5) siehe EheO. 1572 Langfassung (Nr.
19a, § 7), S. 194-196.]
28 Sich vergelübden = sich verloben (als rechtlich
bindendes Eheversprechen). Sich verwuren, ver-
wirren = sich mit jemand einlassen. Dieselbe Wen-
drrng siehe Nr. 19a, S. 175.
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