Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0494
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Württemberg

und wider auff Borg und in gantz leydenlichem, rin-
gem Wehrt stattliche unnd ansehenliche Hilff ge-
thon und dardurch Unsere Kästen also auß und er-
schöpfft haben, daß man sich derselben eben wenig
mehr zugetrösten) nacher befundener beschaffenheit
der Sachen ausser Unsern gemeinen Kirchen Cästen
eintweder lehnungsweiß oder umb Gottes willen
nach gestalt der Sachen dermassen fernere gnädige,
gebührende Hilff zubewilligen und Uns in allweg
also zuerzeigen, das Unser Christlich Gemüth und
gnädige, Vätterliche Zuneygung und Mitleyden ge-
gen den Armen im Werck gespührt werden solle,
Versehen Uns auch hingegen unnd hinwider zu Euch
allen sampt und sonders, Ihr werden als Christen
die beschwärliche Noth, Obligen und Armut deß
Nebenmenschen Euch recht zu Hertzen nemmen
und diese notwenige Verrichtung mit mehrerm
Ernst, Eyfer unnd Fleiß, als etwann von etlichen
bißhero beschehen, befürdern und ins Werck richten
und keines wegs anhencken, | 4r | einstellen oder dar-
innen säumig sein, In erwegung, da einer in diesem
Fahl ohnfleissig, nachlässig und unbarmhertzig er-
funden, Er ein böses Gewissen bekommen unnd den
ernstlichen Zorn Gottes auff sich laden thut, neben
dem Wir es auch als die Oberkeit ungestrafft nicht
hingehen zulassen gedencken.
Wir wöllen auch Euch, den Praelaten unnd Ober
Amptleuten, hiemit ernstlich aufferlegt unnd bevoh-
len haben, nicht allein die Spittäl- und Arme Cästen
ohnverlengt ernstlich zu visitieren und die befun-
dene Bewandtnuß an Unsere Kirchen Räth umb-
ständtlich gelangen zulassen, Sondern auch
Verfügung zuthun, daß diesem Unserm Außschrei-
ben in allem bey den Stätten, Emptern und den Clo-
sters Flecken fleissig nachgesetzt, den Armen vorge-
lautter massen gebührende Handtraichung verord-
net und das umbher lauffen und bettlen alles auff
oberzehlte Mittel und Weg abgeschafft unnd nicht
gestattet, auch, das es in gantzer Amptung allen

10 Vgl. 1Kor 14,40.
11 Eberhard I. Schenk von Limpurg, Landhofmeister 1608-
1622, vgl. Bernhardt, Zentralbehörden, S. 466f.;
Pfeilsticker, Dienerbuch I, § 1090 vgl. S. 632.

Flecken ohne saumbnuß geschehe, fleissige Inspec-
tion zuhaben, Inmassen auch Ihr, Unsere Amptleut,
zun Zeiten sampt einem oder zweyen deß Gerichts
Euch in die Amptsflecken begeben unnd also sa-
mentlich miteinander getrewlich und embsig zuse-
hen sollet, daß es allenthalben ordenlich und Christ-
lich zugehe10, angericht und außgetheilt werde, auch
innerhalb Monats frist nacher uberantwortung die-
ses Unsers Außschreibens von jedem Flecken ein or-
denliche, underschiedliche Designation und Ver-
zeichnuß aller Armen Namen, Alter und obligender
Noth, was auch jedem zu Wochentlicher Hilff ge-
ordnet, und dann, welcher massen es mit deß Armen
Kasten- oder Heiligen vermögen unnd dem ersamb-
leden Allmusen, auch Außtheilung desselben, ge-
schaffen und angerichtet, zu handen bringen unnd
in Verwahrung behalten, und darvon zu ehister Ge-
legenheit wie nicht weniger von zweyen Monaten zu
zweyen Monaten (ohne Unser anmahnen) Copias zu
unser Cantzley Unsern Kirchen Räthen uberschik-
ken und es keines wegs underlassen sollen.
Da sich auch die Under Amptleut und Gericht in
diese Verordnung nicht zuschicken wüßten und
Mangel vor- | 4v | fallen wolte, sollen Ihr ihnen ein
gute information unnd Underricht geben und die
Hand bieten. Dann da Wir in diesem Fahl bey ei-
nem oder dem andern Hinlässigkeit, Saumnuß oder
Unfleiß befinden, werden Wir nicht unbillich, wie
vorangeregt, zu gebührendem Einsehen verursacht.
Hieran geschicht Unser gnädige und ernstliche
Maynung.
Geben zu Stuttgardten under Unserm Fürstlichen
Secret Innsigel, den 20. Decembris Anno 1614.
Ad mandatum Illustrißimi Domini Ducis proprium
Eberhardt Schenk zu Limpurg, Landthofmeister,
subscripsit11
Sebast[ian] Faber12

12 Sebastian Faber, Vizekanzler 1608-1624, vgl. Bern-
hardt, Zentralbehörden, S. 279ff.; Pfeilsticker,
Dienerbuch I, § 1110.

476
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften