Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0524
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Baden

haltten fryen und offnemk ergerlichem Fleisch spy-
sen zun fasttagen und den loblichen Christlichen
Ceremonien, so inn den Kirchen zu erinnerung des
lebens, lydens, sterbens, ufferstentnis und wercken
Christi, unsers seligmachers, bisheer gehalttenl und
darinnen vor entschydung eins gemeinen Christli-
chen Concilii und unsers ferrern bevelchs kein an-
drung oder newerung furnemen sollen, alles nach in-
haltt derselben unserer gemeinen usschryben, jeder-
zit unsern amptleuten zugeschickt. Langt uns doch
vilfaltig an, wie denselben unsern bevelhen an ett-
lichen ortten varlessig nachkommen und darinnen
allerhand neuwerungen in- und usserhalb der Kir-
chen furgenommen und zum theil von dir und an-
dern unsern amptluten zugesehen und geduldett
werden soll, des uns nit zu wenigem misfallen ist.
Undm demnach unser ernstlich meynung und be-
velch, das sich die pfarrer und predicanten in iren
predigen, wie wirn inenn |14v| hievor auch anzeugen
lassen, hallten. Namlich das heilig Evangelium und
gottlich wortt nit nach eins yeden eigen willen,
Nutz, nid, hoffartt oder zuverfurung des unversten-
digen Leyenn, sonder nach uslegung der heiligen
schrifft und leren, von der gemeinen, heiligen,
Christlichen Kirchen approbirt und angenommen,
predigen und leren, und was disputierlich Sachen
sindt und sonderlich das volck von horung der Mes-
sen abwyseno, item was zu bewegung des gemeinen
Mans wyder die Oberkeit oder die Christen in ir-
rung zufuren, trennung und Secten zwuschen in zu
machen und gegeneinander zuverhetzen, dienen
mag, dasselb zu predigen und zuleren sich enthalten
und darinnen des gemeinen Christlichen Concilii
entscheids erwartten sollen.

l Durchgestrichen: geubt. D: geübt halten. B: geibt, ge-
haltten.
m D: Ist.
n Fehlt B.
o D: abzuweysen.
p Fehlt D.
q B: feirtag.
r B, C: feirtag.
s B und D: morgens.

Verrer ist unser meynung, das von den pfarrern und
predicanten an den Sontagen under oderp nach iren
predigen alwegen die gewonlich herprachte gehaltne
Fiertagq in cristlichen kirchen, so durch die wochen
gefallen, auch dem gemeinen volck verkundet und
angezeigt werden, das auch die pfarrer uff dieselben
Fiertagr durch sich selbs oder andre das heillig
Gottswortt dem volck morgens verkunden und ire
pfarmessen haltten oder versehen lassen. |15r|
Es sollen auch alle und yede pfarrer unserer ge-
pieten oder an ortten, da die pfarrer nit selbs pre-
digen, die predicanten das gmein volck zu bequemer
zeit mit fleis Christlich und embsiglich ermanen zu
der Bicht und bekantnus irer sundten mit erinne-
rung, was heilsamen nutz, trost, rats und befridung
der Menschen gewissen dardurch erlangent. Auch
sollen die pfarrer ukeynem, der nit zuvor bichtet und
erkantnusu siner Sunden einem priester gethon, das
hochwurdig Sacrament mitheilen, wie wir dann di-
ses inn anno etc. xxvii nechst verschinen uff zinstag
nach Oculi in unserm gemeinen ußschryben auch
gemeldet haben.29
Hieby ist auch unser ernstlich Meinung und be-
velch, das inv Stifften, Clostern und pfarrenn unse-
rer gepietend die erlichenw, loblichen Ceremonien
und gebreuch, so zu Erinnerung des lebens, lydens,
sterbens, ufferstehung und wercken Christi, unsers
erlosers, damit dises in gedechtnus erhaltten und
dem unverstendigen Leien und jungen kinden inge-
bildet, derglichen auch was und wie by und mit Rei-
chung und wyhung des Tauffs undx mit gebrauch
des Crisams und sonst bis alher in gemeiner Kirchen
geubt worden, auch also hinfur mit gewonlichem
gsang dery gebetten in ubung blyben und bis
zukunfftigem Concilio erhaltten werden, und das
daneben dem gmeinen volck mit Christlicher under-

t D: erlange.
u-u B: keynem, der nit zuvor Bichtet unnd Bekentnus. D:
keinen, der nit zuvor gebeycht und Bekanntnus.
v D: die
w D: christlichen.
x Fehlt B.
y D: oder.
29 Vgl. oben, Mandat Nr. [V].

506
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften