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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0523
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1. Kirchenordnung 1533

[VIII. Visitationsinstruktion für die Amtleute]i
Philips, von Gottes Gnaden Marggrave zu Ba-
den etc.
Lieber getrewer. Uns langt an, wie ettliche pfar-
rer unres Fürstenthumbs in nächstverschinen Oster-
und Pfingstabent den Touff in iren pfarrkirchen nit
nach herkommen und gebruch gemeyner kirchen ge-
weyhet oder gesegnet, ouch etliche keinen Crisam in
der kirchen haben oder zum Touff der kinder keinen
gepruchen; etliche wöllen die Kinder nit anderst
oder zu anderer Zit dann uff die sonnentag teuffen;
etliche sollen in vergangener Vasten ire pfarkinder
nit jeden insonderheit, wie herkumen, Beycht ge-
höret und sie mit dem hochwirdigen Sacrament un-
gebeychtet versehen und ire predigen und Leren da-
hin gerichtet haben, dass wenig Personen zum Sa-
crament gangen; etliche sollen in ihren kirchen kein
Sacrament haben oder halten, ettliche sollen das
heimlich in den Ermeln us dem Sacramenthüslin zu
den kranken tragen;26 ettliche Pfarrer und Caplen
sollen an den sonnentagen und Feiertagen in guter
Zeyt kein mess gehalten und den Fundationen irer
Pfründen über und wider die presentatzen, die sie
von uns und andern empfangen und angenummen
haben, eigenes Fürnemens nit geleben und nach-
kommen. Etliche sollen in vergangener Karwochen,
Ostern, Uffartstag und Pfingsten die herprochten
Ceremonien in der Kirche nit gehalten, auch sich in
iren Predigen in streittige, irrige, disputierliche Ma-

i Fehlt in A, Abdruck folgt D. Zum Vergleich herangezo-
gen: Fester, Religionsmandate, S. 320f.
j Das 1539 in B vorangestellte Ausschreiben der Vor-
mundschaftsregierung hat folgenden Wortlaut: Von got-
tes genaden Wilhelm in namen etc. alls beede erkhanntte
vormunder etc. Lieber, getreuer, in der hochgepornnen jur-
sten, unser unmundigen, lieben vettern, herrn Philipertten
unnd herrn Cristoffen, Marggraven zu Baden etc., Landt-
schaft unnd gepietten befinden wir, das sich in sachen Chri-
stenlicher Religion allerhannd Nuwerung uber ausgangne
Mandata, vor ettlichen jaren offenlichen unnd menigkhli-
chen verkhundet, widerumben ynrissen wöllen. Nachdem
unns nun in vormunders weise einsehens zehaben gepurn,
und wir an erfarung erfunden, darin sollichen sachen von
weiland loblicher gedechtnuß, unnserm lieben vettern unnd
Schwager, Marggrave Philipsen seligen, ettliche gepot unnd
bevelch an dich unnd anndere seiner liebd Amptleut unnd
untterthonen ausgangen unnd verkhundet worden, nach lut

terien zu verirrung oder verfürung des gemeinen on-
verständigen Layen, alles wider unser vorige Us-
schreiben und bevelch, ingelassen haben. Ist dem-
nach unsre ernstlich meinung und bevelch, du wöl-
lest dich bei den Pfarrern, priestern und caplenen,
ouch bei den gerichten und bei den Mössnern deines
ampts in jeder pfar insonderheit, wie es jeder pfar-
her mit obgemelten Stucken und jedem insonderheit
gehalten und noch halte, erkunden und des, unter-
schydlich und eigentlich in Schriften verzeichnet, in
unnser Canzley gein Baden schicken. Versehen wir
uns zu dir und schicken dir hiemit erinnerung un-
serer vorigen usschreiben und wessen hierinnen un-
ser meynung ist, in beyliegender Schrift verzeichnet,
nach deren Innhalt du dich zu deinem Ampt halten
und darob seyn sollt, dass dem gelebt und nachko-
men werde.
Datum Baden uff zinstag post Corporis Chri-
sti27 anno XXXI28.

[IX.] Ceremonien inn der Kirchen etc.j
Philips.
Lieber, getrewer. Wiewol wir vergangner jaren
zu mehrmalen dir und andern unsern amptluten
schryben lassen unser meinung und bevelch, was
sich die pfarrer und predicanten in unserm Fursten-
thumb und gebieten in verkundung gottlichs worts,
ampt der Messen, Reichung der heiligen Sacramen-
ta, Bicht heren, den herprachten kgemeinlichen ge-

unnd innhallt hiebei ligender Copeien. So ist demnach unn-
ser ernstliche meynung, gepot und bevelch, du wöllest sol-
lichs den priestern und unntterthonen dins ampts furhall-
ten, verkhunden, bevelchen unnd gepietten, das sy disen hie-
vor ausgangen gepotten, wie du auch selbs thun sollt, gehor-
samlich geleben unnd nachkhomen, bey vermeydung unn-
serer straff, die den uberfarenden nach gelegenheit der sa-
chen begegnen soll. Daß alles wöllen wir unns zu dinem fliß
verlassen. Datum auf den vierden tag Martii Anno etc.
XXXVIIII.
k-k D: gewonnheiten, gebotenen Feyren von offenem.

26 Und nicht, wie nach mittelalterlichem Brauch üblich,
mit Schellen und Lichtern, vgl. unten, Mandat Nr. [X]
und Bartmann, Die badische Kirchenpolitik, S. 29.
27 Fronleichnam.
28 13.6.1531.

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