Edition
1. Sieben Artikela
31. Mai 1542
Dem cristenlichen, wolgepornen herren, herrn Wil-
helmen, Graven zu Furstenberg, herrn in Bare,
Kintzger thal und Ortnaw, unserm allweg gnedigen
und gepiettenden herrn.
Wolgeporner, gnediger herr. Euer gnaden seyend
unsere ghorsame, willige dienst allzeytt bevor.
Gnediger herr, wir hienach benempten,1 in euer
gnaden Landvogtey Ortnaw und herschafft Kintz-
ger thal diener der kirchen fügen euer gnaden un-
derthenigklich zu vernemen. Demnach in der kir-
chen gottes ain spaltung nach der andern sich erhept
unnd unser alter find, der teuffel, ymer unruw an-
richt zum abfall der schwach gloubigen und merung
seines reichs, gepürt uns, dienern des worts, fleyssig
zu wachen und unsere befolhne schäfflin Christi zu
versorgen. Deshalben wir den irrungen, so sich täg-
lich zutragen, zu begegnen, habend wir uns zusamen
gethon, ain gemain Capittel zu Haßlach gehalten
auff den letsten tag May dis gegenwirtigen 1542
jars. In diser versamlung wir uns ernstlich underain-
andern befragt, was mangels yede kirch in der Ort-
naw und Kintzger thal, uns von euer gnaden zu ver-
sehen befolhen, hette. Und under anderrm vilfalti-
gen presten hatt uns nit allein für gut angesehen
sonder notwendig geacht, euer gnaden dise hie nach-
geschribne artickel und beschwerden anzuzaygen,
mit ernstlichen und underthenigstem pitt an euer
gnaden, das sy wolt ain gnedigs einsehen haben
unnd ermessen, wie wir armen diener mit unserm
predigampt nit alles, so den kirchen von nötten ist,
on euer gnaden beystand erlangen.
a Textvorlage (Handschrift): F.F. Archiv Donaueschin-
gen, Eccl. 135 Fasz. XIV Nr. 1. Abdruck: Roth von
Schreckenstein, Die Einführung des Interims, S.
24-26; auszugsweise abgedruckt in Bossert, Wieder-
täufer, Nr. 343.
Dis sind aber, gnediger herr, die artickel:
1. Der erst, das euer gnaden verordnen welle ain vi-
sitation, darinn dann der eerwirdiger herr Doctor
Caspar,2 oder welchen euer gnaden darzu schicken
wurde, erfaren, wie man hin und her unzuchtig den
kirchen gepotten gantz ungehorsam seye, deshalben
ain gemaine, cristenliche ordnung zu begreyffen
gantz nutzlich und gut werre, welche wir on euer
gnaden bystand, befelh und gewalt nit zu wegen
bringen mögen.
2. Zum andern, euer gnaden welle ettliche pfarrkir-
chen, die noch mit dienern nit besetzt, deshalb das
volck trostloß verwildet, widerumb zu eeren ziehen
und mit predigern versehen.
3. Zum dritten, so stond noch ettlich predicanten in
mangel irer gepurlichen underhaltung unnd besol-
dung, deren sy kains wegs, sollen sy dienen, entsetzt
werden sollen, das geben wir euer gnaden in aller
underthenigkeit zu bedencken.
4. Zum vierden, die weyl sich die widertöuffer aber-
mals erregen und sich in euer gnaden herrschafften
zu großem nachthayl selen und libs der gloubigen
eindringen, das euer gnaden mit zeyttiger vorbe-
trachtung disem grewel furkomen welle.
5. Zum funfften, die weil der meererthayl des volcks
des nuwlich angenomnen gottes worts unverstendig,
sich on Rhatt und erfarung der priester oder pfarr-
1 Eine Namensliste fehlt, vgl. S. 645 Fußnote d.
2 Kaspar Hedio vgl. Seite 642 Fußnote 8.
644
1. Sieben Artikela
31. Mai 1542
Dem cristenlichen, wolgepornen herren, herrn Wil-
helmen, Graven zu Furstenberg, herrn in Bare,
Kintzger thal und Ortnaw, unserm allweg gnedigen
und gepiettenden herrn.
Wolgeporner, gnediger herr. Euer gnaden seyend
unsere ghorsame, willige dienst allzeytt bevor.
Gnediger herr, wir hienach benempten,1 in euer
gnaden Landvogtey Ortnaw und herschafft Kintz-
ger thal diener der kirchen fügen euer gnaden un-
derthenigklich zu vernemen. Demnach in der kir-
chen gottes ain spaltung nach der andern sich erhept
unnd unser alter find, der teuffel, ymer unruw an-
richt zum abfall der schwach gloubigen und merung
seines reichs, gepürt uns, dienern des worts, fleyssig
zu wachen und unsere befolhne schäfflin Christi zu
versorgen. Deshalben wir den irrungen, so sich täg-
lich zutragen, zu begegnen, habend wir uns zusamen
gethon, ain gemain Capittel zu Haßlach gehalten
auff den letsten tag May dis gegenwirtigen 1542
jars. In diser versamlung wir uns ernstlich underain-
andern befragt, was mangels yede kirch in der Ort-
naw und Kintzger thal, uns von euer gnaden zu ver-
sehen befolhen, hette. Und under anderrm vilfalti-
gen presten hatt uns nit allein für gut angesehen
sonder notwendig geacht, euer gnaden dise hie nach-
geschribne artickel und beschwerden anzuzaygen,
mit ernstlichen und underthenigstem pitt an euer
gnaden, das sy wolt ain gnedigs einsehen haben
unnd ermessen, wie wir armen diener mit unserm
predigampt nit alles, so den kirchen von nötten ist,
on euer gnaden beystand erlangen.
a Textvorlage (Handschrift): F.F. Archiv Donaueschin-
gen, Eccl. 135 Fasz. XIV Nr. 1. Abdruck: Roth von
Schreckenstein, Die Einführung des Interims, S.
24-26; auszugsweise abgedruckt in Bossert, Wieder-
täufer, Nr. 343.
Dis sind aber, gnediger herr, die artickel:
1. Der erst, das euer gnaden verordnen welle ain vi-
sitation, darinn dann der eerwirdiger herr Doctor
Caspar,2 oder welchen euer gnaden darzu schicken
wurde, erfaren, wie man hin und her unzuchtig den
kirchen gepotten gantz ungehorsam seye, deshalben
ain gemaine, cristenliche ordnung zu begreyffen
gantz nutzlich und gut werre, welche wir on euer
gnaden bystand, befelh und gewalt nit zu wegen
bringen mögen.
2. Zum andern, euer gnaden welle ettliche pfarrkir-
chen, die noch mit dienern nit besetzt, deshalb das
volck trostloß verwildet, widerumb zu eeren ziehen
und mit predigern versehen.
3. Zum dritten, so stond noch ettlich predicanten in
mangel irer gepurlichen underhaltung unnd besol-
dung, deren sy kains wegs, sollen sy dienen, entsetzt
werden sollen, das geben wir euer gnaden in aller
underthenigkeit zu bedencken.
4. Zum vierden, die weyl sich die widertöuffer aber-
mals erregen und sich in euer gnaden herrschafften
zu großem nachthayl selen und libs der gloubigen
eindringen, das euer gnaden mit zeyttiger vorbe-
trachtung disem grewel furkomen welle.
5. Zum funfften, die weil der meererthayl des volcks
des nuwlich angenomnen gottes worts unverstendig,
sich on Rhatt und erfarung der priester oder pfarr-
1 Eine Namensliste fehlt, vgl. S. 645 Fußnote d.
2 Kaspar Hedio vgl. Seite 642 Fußnote 8.
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