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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0522
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Baden

wonlichen zeiten und pletzen sich zusammen rotten,
ir irrig, bes furnemmen und, wie zu besorgen, aller-
hand neben praticken uszurichten. Deshalb uns ge-
puren und die notturfft erfordren, in das bey zeiten
in unsern gebietten insehens zuthun und die unsern,
damit sie vor solichem verhutet, gnediglich zuvor
verwarnet seient. Bevelhen dir demnach mit son-
derm ernst, das du unverzuglich in der Statt, auch
den dorffern dins ampts ein offen gebott uff nach-
volgende maß usgeen lassest und verkundest. Nem-
lich das sich |11v | niemands widertauffens underzie-
he, mit tauffung oder tauffen lassen,19 auch keins
andern puncten dem widerteuffen anhengig oder
den die jhen oder den widertauff halten,20 in iren
furgenomen artickhel usgeben, underneme, auch
nichts davon weder heimlich oder offenlich lere oder
predige, das auch niemandt die selben enthalte, hau-
se, herberge oder underschleuffe, alles bey straff
leibs, lebens und guts, da nach gestalt eins jeden
ubertretters dis gebotts, da mit das bese, irrig, fre-
venlich furnemmen des widerteuffens mit seinen an-
hengen getilgt und abgestelt, straff furgenommen
sollen werden.
Unser verrer meinung und bevelch ist auch, das
die jhenen, so sich widerteuffens undernemen, sich
selbs oder ire kinder widerteuffen lassen oder sunst
abgemelter mas davon handlung oder offentlich leer
oder predigen, von dir, davon du din kondtschafft
haben und anstellen soltt, fenglig angenommen sol-
len werden, da du uns oder unsern Landhoffmeister
und Rethen derselben annemmen furderlich anzei-
gen soltt, dir bescheid zugeben wissen, wie du gegen
eins |12r| jeden mit straff volnfaren soltt, und hierin
wellest nit seumig noch farlessig erscheinen, wollen
wyr uns zu dinem guten vlis entlich versehen.
Datum Mulberg uff Sontag nach Sant Lu-
cien21 tag anno etc. XXVii.22 |12v |h |13r|

h Fol. 12v unbeschrieben.
19 Selber taufe oder getauft werde.
20 Wahrscheinlich: denjenigen, die den Wiedertauf halten.
21 St. Lucia, 13.12.

[VII.] Der Priesterschafften ergerlichen
Bysytz23 betreffen
Philips, von gottes gnaden Marggraff zu Ba-
denn.
Lieber getrewer. Wiewol wyr im xxv. jare der
mindern zale an alle unsere amptlute ernstliche be-
velchbrieffe haben usgeen lassen, das ein yeder der
priesterschafft sins ampts zu vermeidung des
schantlichen, unerlichen lebens und wesens, sie bis-
her mit iren megdenn nit zu cleyner ergernus des
volcks gefieret, dieselben argwonigen pershonen von
inen zethun, So langt uns doch an, das ettlich prie-
ster dins ampts obgedacht unser gepott und bevelch
in verachtung stellen und noch mit Concubinen und
argwonigen wybs pershonen hushalten, das uns von
den selben nit zu cleynem misfallen ist. Bevelhen dir
hieruff mit sonderm ernst, das du obgedachten un-
sern bevelch bey den priestern dins ampts furderlich
wider hernuwerst und dich erkundigst, welcher mit
einer Concubinen oder argwonigen pershonen hus-
haltte, dem wellest bey peen und straff 10 Pfund
pfennig, die du dem verprechenden unableßlichen
abnemmen soltt, gepieten, die selb von stund an von
ime zuthun, und ob einiche priester in stetten |13v|
oder dorffern dins ampts argwenige pershonen in
sondere behusung sitzen, die doch bey tage oder
nachtlicher wyle iren zugang in der priester huser
hetten, denselbigen priestern bey obgedachter peen
bevelhen, sich desselbigen zu muessen und enthalt-
ten, und den argwenigen pershonen glicherwyse sa-
gen, wo sie sich gemelter ding nit mussigen, das du
inen dan unser Stett, vlecken oder dorffer verpietten
werdest, als du auch thon soltt, dan uns nit gemeint
sin, den priestern hinfur solich uneerlich beisitz
zugestatten.
Datum Baden zinstag nach Sant Luxtag24 anno
etc. xxviii.25 |14r|

22 15.12.1527.
23 Konkubine, vgl. Grimm, DWb 1, Sp. 1393f.
24 St. Lukas, 18.10.
25 20.10.1528.

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