1. Kirchenordnung 1533
[V.] Als des hochwürdigen Sacraments halben inn
alle ampt geschrieben worden, eynem yeden
begerenden in sterbenden nöten dasselb under
beyden gestaltten mittzeteilen
Philips, von Gottes gnaden Marggrave zu Ba-
den.
Lieber, getrewer. Uns hatt vilfaltiglich ange-
langt, das vil unser Underthonen begird haben, des
hochwurdigst Sacrament des waren lybs und bluts
Christi under beider gestaltten zu empfahen der ur-
sachen, das soliches der gestaltt zu reichen und zu
nemen von unserm Seligmacher Christo uffgesatzt,
und daneben ettlich, so es innen der massen oder
uffsatzung Christi gemes nit gereicht, beschwerdt
haben, das under einer gestalt zu empfahen, und ett-
lich in sterbenden nötten, ehe dan sie es under eyner
gestaltt und anders, dan es von Christo geordnet,
niessen, ehe wöllen sie des gentzlich entraten. Nach-
dem wir nun als der Landsfurst unser underthonen
Seelen heil ungern verhindern, sonder sovil an uns
zefurdren geneigt, und wir aber an bericht grundt-
lichen schrifften befunden, das Christus, unser gott
und erloser, zu zyt einsatzung dises hochwurdigen
Sacraments kein gebott zu einer oder beider ge-
staltt, auch kein benantlichen zeit, wan des zu em-
pfahen, gesetzt, Sonder bevolchen, so offt und wan
dises gehandelt, das es in seiner gedechtnus besche-
hen soll, unnd die reichung und empfahung under
einer gestaltt |9v| usserhalb dem meßhaltten usser
ettlichen beweglichen ursachen nochmals von ver-
samlungen der Christen angesehen und von ettwan
vil Jaren uß einem gebruch uff uns erwachsen, dem
nach ist unser meinung, du wollest alle pfarrer dei-
nes ampts fur dich beschickhen, innen an zeigen, das
wir us allerhand ursachen der meinung seient, hie-
rinnen kein nuwerung oder anderung in unnsern ge-
bietten noch zur zeit fur zunemen zu gestatten, Son-
der das den jhenen, so zu disenn osterlichen zeitten
offentlich in der kirchen dises hochwurdig Sacra-
ment empfahen wollen, das innen solichs, wie bisher
ettwas langer zeit gewonlichen geubet, under eyner
f Fol. 10v unbeschrieben.
g Auch abgedruckt in: Bossert, Wiedertäufer, Nr. 1.
gestaltt gereicht und geben werd bis uff gmeine an-
drung gemeyner oder der tutschen nation oder an-
derer anstellung, drumb auch die pfarrer unser un-
derthonen ermanen sollen, gott zu bitten umb ver-
lihung gnad und erkantnis, das hierinnen und in an-
dern Streitigen puncten einigkeit und sein göttlich
wolgefallen gepflantzt werde. Ob aber yemand unser
underthonen, wer der were, der in kranckheit und
geverlicheit des tods, reichung dises Sacraments un-
der beider gestaltten begeret und des under einer
gestalt zuempfahen beschwerung seiner gewissen
hette und nit empfahen woltte, mögen wir leiden.
Ist uns auch nit zuwider, das die pfarrer, und wan
ein pfarrer solchs nit thon wolt |10r| oder zethon be-
schwerung hette, ein anderer bekanter priester so-
lichs dem gemelten begerenden kranckhen under
beider gestalten des Brotts und wyns den heiligen
lyb und blut Christi geben und reichen und sie des
auch also geben und empfahen mögen. Daneben solt
du den pfarrern sagen, das sie unsere underthonen
Christlich ermanen, auch darzu wysen, das sie sich
zu empfahung des Hochwurdigen Sacraments mit
geburlicher vorgender bekantnis irer Sunden jeder-
zit, wie sie darzu auch die heillig geschriftt ermanet
und einem yeden rechten Christen zusteet, und da-
mit zu Christlichem, erbern wesen, wandel und han-
del schicken, des wöllen wir also uns zu deinem vlys
versehen.
Datum Baden Zinstag16 post oculi anno etc.
XXVij.17 |10v |f |11r |
[VI.] Widdertauffer belangendeg18
Philips, von gottes gnaden Marggraff zu Baden.
Lieber, getrewer. Uns ist furkomen, wie sich bey
ettlichen unsern nachpurschafften ein Newe Sect
uffwerffen und erhäben soll, die sich widertauffen
lassen und andere der glichen zuthun underweisen
sollen, und daneben auch ine ettlich artickel fur-
nemmen, die unserm heiligen glauben zuwider und
zum theil der oberkeit und gemeinen nutz zu nach-
teil reichen, und bey nachtlichen und andern unge-
16 Dienstag.
17 26.3.1527.
18 Vgl. das Wiedertäufermandat von 1543, Text Nr. 2.
503
[V.] Als des hochwürdigen Sacraments halben inn
alle ampt geschrieben worden, eynem yeden
begerenden in sterbenden nöten dasselb under
beyden gestaltten mittzeteilen
Philips, von Gottes gnaden Marggrave zu Ba-
den.
Lieber, getrewer. Uns hatt vilfaltiglich ange-
langt, das vil unser Underthonen begird haben, des
hochwurdigst Sacrament des waren lybs und bluts
Christi under beider gestaltten zu empfahen der ur-
sachen, das soliches der gestaltt zu reichen und zu
nemen von unserm Seligmacher Christo uffgesatzt,
und daneben ettlich, so es innen der massen oder
uffsatzung Christi gemes nit gereicht, beschwerdt
haben, das under einer gestalt zu empfahen, und ett-
lich in sterbenden nötten, ehe dan sie es under eyner
gestaltt und anders, dan es von Christo geordnet,
niessen, ehe wöllen sie des gentzlich entraten. Nach-
dem wir nun als der Landsfurst unser underthonen
Seelen heil ungern verhindern, sonder sovil an uns
zefurdren geneigt, und wir aber an bericht grundt-
lichen schrifften befunden, das Christus, unser gott
und erloser, zu zyt einsatzung dises hochwurdigen
Sacraments kein gebott zu einer oder beider ge-
staltt, auch kein benantlichen zeit, wan des zu em-
pfahen, gesetzt, Sonder bevolchen, so offt und wan
dises gehandelt, das es in seiner gedechtnus besche-
hen soll, unnd die reichung und empfahung under
einer gestaltt |9v| usserhalb dem meßhaltten usser
ettlichen beweglichen ursachen nochmals von ver-
samlungen der Christen angesehen und von ettwan
vil Jaren uß einem gebruch uff uns erwachsen, dem
nach ist unser meinung, du wollest alle pfarrer dei-
nes ampts fur dich beschickhen, innen an zeigen, das
wir us allerhand ursachen der meinung seient, hie-
rinnen kein nuwerung oder anderung in unnsern ge-
bietten noch zur zeit fur zunemen zu gestatten, Son-
der das den jhenen, so zu disenn osterlichen zeitten
offentlich in der kirchen dises hochwurdig Sacra-
ment empfahen wollen, das innen solichs, wie bisher
ettwas langer zeit gewonlichen geubet, under eyner
f Fol. 10v unbeschrieben.
g Auch abgedruckt in: Bossert, Wiedertäufer, Nr. 1.
gestaltt gereicht und geben werd bis uff gmeine an-
drung gemeyner oder der tutschen nation oder an-
derer anstellung, drumb auch die pfarrer unser un-
derthonen ermanen sollen, gott zu bitten umb ver-
lihung gnad und erkantnis, das hierinnen und in an-
dern Streitigen puncten einigkeit und sein göttlich
wolgefallen gepflantzt werde. Ob aber yemand unser
underthonen, wer der were, der in kranckheit und
geverlicheit des tods, reichung dises Sacraments un-
der beider gestaltten begeret und des under einer
gestalt zuempfahen beschwerung seiner gewissen
hette und nit empfahen woltte, mögen wir leiden.
Ist uns auch nit zuwider, das die pfarrer, und wan
ein pfarrer solchs nit thon wolt |10r| oder zethon be-
schwerung hette, ein anderer bekanter priester so-
lichs dem gemelten begerenden kranckhen under
beider gestalten des Brotts und wyns den heiligen
lyb und blut Christi geben und reichen und sie des
auch also geben und empfahen mögen. Daneben solt
du den pfarrern sagen, das sie unsere underthonen
Christlich ermanen, auch darzu wysen, das sie sich
zu empfahung des Hochwurdigen Sacraments mit
geburlicher vorgender bekantnis irer Sunden jeder-
zit, wie sie darzu auch die heillig geschriftt ermanet
und einem yeden rechten Christen zusteet, und da-
mit zu Christlichem, erbern wesen, wandel und han-
del schicken, des wöllen wir also uns zu deinem vlys
versehen.
Datum Baden Zinstag16 post oculi anno etc.
XXVij.17 |10v |f |11r |
[VI.] Widdertauffer belangendeg18
Philips, von gottes gnaden Marggraff zu Baden.
Lieber, getrewer. Uns ist furkomen, wie sich bey
ettlichen unsern nachpurschafften ein Newe Sect
uffwerffen und erhäben soll, die sich widertauffen
lassen und andere der glichen zuthun underweisen
sollen, und daneben auch ine ettlich artickel fur-
nemmen, die unserm heiligen glauben zuwider und
zum theil der oberkeit und gemeinen nutz zu nach-
teil reichen, und bey nachtlichen und andern unge-
16 Dienstag.
17 26.3.1527.
18 Vgl. das Wiedertäufermandat von 1543, Text Nr. 2.
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