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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0576
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Baden

der Superstition6, so bey selbigem mit dem brodt
undt trunck für den würthsheusern vorgehet. Item
daß die Eltern bey der Tauff stehen undt wie es mit
gewinnung der Gevattern zuhalten. |6r| Item wie sie
sich mit dem geleutt zu den begräbnussen, sonder-
lich der ungetaufften Kindter halb, zurichten undt
daß übel stehendt geschrey in der Kirchen
abzuschaffen.
Weil wir auchk bericht, daß über ferndiges7 Jahrs
außgegangenem ernstlichem Befelch8 etliche Minis-
tri allerhandt ungleichheiten verübt, so wollet dar-
über fleisige nachfrag halten undt die übertretter, so

sich nicht genugsam purgieren mögen, für diß mahl
nach beschaffenheit reiteration9 deß übersehensl
umb ein, zwenn biß auff 4 fl. (welche Straff biß auff
enderung der Ministrorum Conventibus zu gut
kommen soll) abstrafen.
Da aber der Excessen wider angeregte Ordnun-
gen viel oder grob undt ärgerlich, so soll es gleich
anfangs ohne Schonung an unß berichtet undt doch
allweg den Visitatis einverleibt werdten.
Wöllen wir unß zu geschehen verlaßen.
Datum Sultzburg den 10. Februarii Anno 1603.

14b. Kirchenordnungsmandat 10. Februar 1603
Fernere Erklärung
unser, Georg Fridrichen, mvon Gottes gnadenm Marggrafen zu Baden undt Hachberg, Landtgrafen zu
Susenberg, Herren zu Rötteln undt Badenweyler etc. ettlicher Dubien, zu dem Kirchen Regimentn undt
Ceremonien gehörig.

Anfangs soll unser Kirchen Ordnung10, auch Kir-
chen Mandatis11 undt der erklärung12 von puncten
zu puncten strictissime gehalten undt, da das wenig-
ste dubium einfiele, bey unsern Superattendenten
oder, da auch dieselbe keinen satten grundt undt
lautern Befelch, bey unß resolution begehrt, undt
von keinem Kirchendiener das wenigste geändert
oder für sich selbs introducirt werden ohn unser vor-
wissen bey unser ungenad und schwerer Straff, dar-
auff jedes orts Beampten und |6v | Superattendenten
bey ihren Pflichten fleißig auffsehen haben undt, wo
mangel erschiene, nicht unberedt undt ungestrafft
laßen sollen.
In Specie ob dem Kirchgang undt Besuchung
Göttlichen Worts nach außweißung der Kirchen

k B: aber auch.
l B: überstehen.
m-m Fehlt B.
n B: Regiment, Ordtnungen.
o B: den.
p-p B: der auffseher halb.
q B: undt.
6 Aberglaube.

Mandaten (doch ohne ableßung eines Catalogi) flei-
ßig zuhalten, undt jedeß orts under- undt oberampt-
leuthen sampt demo Superattendenten und Pfarr-
hern pufseher habenp, damit sie ihrem officio nach-
kommen, ernstlich daran seyn.
Es soll auch kein Wochenpredig umb der einfal-
lenden Hochzeit oderq leichtpredigen willen einge-
stellt; hingegen, wan ein Aposteltag in der wochen,
die ordinari predigt zwar underlaßen, jedoch die Ly-
tania oder Gemein gebett auff denselben Feyrtag
gehalten undt nicht der Text, so sonsten in der wo-
chen predigen vor der handt, sondern das Evange-
lium jedeß Fests außgelegt, die Vesperpredigten
aber sollen jedeß Sambstags ohne hinderung der ein-
fallenden feyrtagen gehalten werden.

7 Ferndig = vom vergangenen Jahr, vgl. Grimm, DWb 3,
Sp.1536
8 Das Kirchenordnungsmandat von 1601, Text Nr. 12.
9 Wiederholung.
10 Die badische Kirchenordnung von 1556, Neuauflage
durch Georg Friedrich von 1598, Text Nr. 5b.
11 Die Kirchenzuchtordnung von 1564, Text Nr. 9.
12 Das Kirchenordnungsmandat von 1601, Text Nr. 12.

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