Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0621
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2b. Extrakt der Eheordnung 1610

2b. Extrakt der Eheordnunga
2. August 1610
Extract oder Ausszug Limpurgischer Eheordnung

bDemnach die cwolgeborne Herrn, Herr Albrecht
und Herr Carl,c Herrn zu Limpurg, gebrüedere, des
Heyligen Römischen Reichs Erbschenckhen unnd
Semperfreyen etc., beede unsere gnedige herrn, vor
dieser zeitt auß besonderm Christlichem eiffer und
tringenden, hohen, trefflichen Ursachen eine wolbe-
dächtliche Eheordnung verfaßen laßen, wie sie die-
selben in irer gantzen Herrschafft durchgeent von
allen dero zugewanten officirn, Beampten, Eherich-
tern, underthonen, alt und jungen, Mans und weibs
Persohnen, niemanden außgeschlossen, bei vermei-
dung auffgesetzter straffen in schuldigem gehorsam
möglichst vleiß gehaltten und gehandthabt, Und
das auch darnach geurtheilt und gegen den über-
trettern und verprechern mit hierinnen angeregten
oder andern rechtlichen Pöenen und straffen un-
nachläßlich verfahren werden solle, haben wollen,
also haben sie dieselben, zu meniglichs beßern nach-
richt und wißenschafft järlichs 2 mal in der Kirchen
offentlich zu verlesen gnedig verordnet. Alles wie
underschiedlich hernach volgt.b |2|
dErstlich.
Bevehlen und wollen ire Gn[aden] Gn[aden], das
keine Kinder, die noch ire Eltern haben und under
dero gewalt sein, ohne deroselben vorwißen, rhat
und willen sich ehelichen einlaßen noch versprechen
sollen, Und wo solches bescheen, es were gleich
heimblich oder offentlich, mit bedacht oder unbe-
dacht, aigens willens oder listiger und betrüglicher
weiß hindergangen, und hernacher die Eltern ihren
Consens und willen darein nicht geben wolten, das
α Exod 34,16; Deut 7,3; Jos 23,12.
a Textvorlage (Handschrift): StA Ludwigsburg B 113 Bü.
2159 in zwei Exemplaren G und H: G gehört in einen
Zusammenhang mit der Version D der ausführlichen
Eheordnung (siehe Nr. 2), da offensichtlich von gleicher
Hand geschrieben und gleich datiert. H ist 1671 datiert
und bricht nach einer Seite ab.

solche Eheverlobtnus, wo berait auch der Beischlaff
und schwengerung vervolgt were etc., unpündig,
gantz nichtig und crafftloß sein, auch von irer Gn.
Gn. Pfarrherrn weder in der Kirch außgerueffen
noch eingesegnet, sondern inen als der Herrschafft
oder deren Eherichtern zu entschaidt und billiger
straff heimbgewißen werden sollen.e
Gleichfalls wollen ire Gn. Gn. auch solches uff
die vätterliche Anherrn und Anfrawen, wo keine
Eltern vorhanden, deßgleichen uff die Vormunder
verstanden. Doch dieselben hiebei von Obrigkeit
wegen mit ernst erinnert haben, das sie nicht allein
ire Kinder und Pflegesundergebne in rechter Christ-
licher Zucht nicht versaumen, sondern auch |3| nicht
gevärlicher und aigennutziger weiß, wo sie zu iren
jaren kommen, an ehrlichen und taugenlichen hey-
rathen ohne rechtmeßige ursachen verhindern, noch
dieselben etwan an ortt und Enden, die nicht ires
glaubens sein,α bewegen, müessigen oder zwingen,
vilmehr inen aber taugenliche heyrath suchen und
dazu getrewe befürderung thon wollen. Mit disem
anhang, wo in einem oder anderm darwider freven-
lich gehandlet, gegen denn jenigen nach gestaltsa-
men dingen, auch gegen die, so zu der Kinder unge-
horsam, verkupplung und heimblichen verloben
Rhat, hülff und fürschub thon, mit gebürlichen
Leibs-, gueths- oder andern verdienten straffen
ernstlich verfahren zulaßen.
Zum andern.
Und demnach sich auch zu zeiten zutregt, das
die Persohnen, so nicht under der Eltern oder Vor-
b-b Fehlt H.
c-c G von späterer Hand (nach 1631) durchgestrichen und
geändert: hochwolgeborne Herrn, Herr Joachim Gott-
friedt und Herr Christian Ludwig.
d H: Parag. 1.
e Hier bricht H ab.

603
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften