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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0678
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Neckarbischofsheim

Ir begert, das dis Kinndlein Christlich getaufft
werd.
Antworten die Gevatter: Ja.
Weitter sagt der pfarrherr: So gebt im ein Na-
men.
Gevattern nenens.
Hierauf sagt der pfarrherr: Unser hilff steht in
dem Namen des Herren, der erschaffen hat himmel
und Erden.25 Amen. |9r|
Ermanung.
Ir geliebten inn Christo, dem herren. Dieweyll
wir alle in der ubertrettung Adams, unsers ersten
vatters, kommen sind inn also harte und schwere
gefengnis der Sünd, das der bese gaist grossen ge-
walt und anspruch wider uns hatte als wider die kin-
der des zorns, und so gott, der himlisch vatter,
durch den gaist seines eingebornen Sons, unsers
Herren Jesu Christi, uns nicht mit besonderem
gunst begnadete und wider gebere, so wurde doch
unser kainer selig, sonder bliben all in ewiger hardt-
seligkayt26 und verdamnuss, darumb weil aus ayg-
nen krefften wir nicht megen erlangen gesundthait,
gerechtigkait, hayligkait oder |9v| das leben der see-
len, hatt gott seinen eingebornen Son (der von ewig-
kait verordnet ist zue ainem mitler und friden ma-
cher zwischen im und uns) gesandt in dise welt, uns
zue waschen von unsern Sünden, da er am Creutz
für uns gestorben und gelitten und sein blut vergos-
sen hat, welches wir gar vleissig sollen betrachten,
waß schweren jochs uff uns und alle Adams kinder
gelegt ist, und mit was schweren fluch und urthail
wir beladen seind, so lang biß wir von gott zu gna-
den wider ufgenomen werden. Wir sollen auch gar
inbrünstiglich bitten, das aller Christen kind von
solchem urtel entbunden werden, auch zu |10r| er-
kantnuß unsers seligmachers kommen und erzogen
und also in gott widergeboren werden. Darumb las-
set uns disem kindlin zuegutt in warer lieb nach dem
willen gottes bitten umb die gnad und zusendung
des H[eiligen] gaists, durch welchen es ingefürth aus
dem gewalt der finsternuß inn das liecht, und aus
25 Ps 124,8.
26 Elend, vgl. Grimm, DWb 10, Sp. 519.
27 Vielleicht: das uns gewährt wird.

den kindern des zorns werde gezelt under die kinder
der gnaden, denen von ewigkait die unaussprechli-
che freud berait, durch welchen H[eiligen] gaist es
erleucht werde in dem glauben und wachß in der
erkantnus Christi, durch welchen es frucht bringe
gott in den glidern, die von natur den Sünden und
ungerechtigkaitt zu dinen genaigt, und also |10v |
warhafftiglich gezelt und genent werde ein glid und
kind der Christlichen gemain, und wie wir es durch
den tauff zue zelen den glaubigen, das es also von
unserm himlischen vatter angenomen werd und in
das buch des lebens Eingeschriben sey.
Lasst uns betten.
Allmechtiger, Ewiger gott, der du uns gehaissen
hast zu bitten mit guettem vertrauwen in deine ver-
haissung, das wir gewehrt werden,27 als wir biten
fürnemlich, das da antrifft der seelen hail, darin be-
vorab deine Ehr und glori, auch brüderliche lieb er-
kant würde. Dieweil aber dises |11r| kind von einem
tag nicht ist one anhang der angebornen Sünd, ist
unser demüettig bit zu dir, o güettiger herr und vat-
ter, du wellest ansehen deine grosse Barmhertzig-
kait und nach deiner verhaissung verleihen den gut-
ten gaist disem kinnd, darmit es nit under den kin-
dern des zorns, sonder des liechts und genad bey dir
gehalten und ein glid der unbefleckhten kirchen wer-
de, vertrawet Christo im glauben und liebe durch
den selbigen Christum, unsern herren. Amen.
Heret nun an das H[eilige] Evangelium Marci am
10. capitel.
Es begab sich uf ein zeit, das sy kindlein zum
herren brachten, das er seine hend uf sy legte. |11v|
Die jünger aber schnurretten28 sy an, die sy brach-
ten. Da aber es Jesus sahe, ward er unwillig und
sprach zu inen: Lasset die kindlein zu mir komen
und wehret inen nicht, dan solichen ist das Him-
melreich. Warlich, ich sage euch: Wer nicht empfa-
het das Reich gottes als ein kindlin, der wirt nicht
hinein kommen. Und er umbfieng sy, legt die hand
uf sy und segnet sy etc.29
28 Schnurren = sich laut und unwillig äußern, vgl. Grimm,
DWb 15, Sp. 1418.
29 Mk 10,13-16.

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