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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0677
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Kirchenordnung 1560

Redet ferners die gantze gemain an und sagt:
Heret nun auch das H[eilige] Evangelium unsers
Herren Jesu Christi, so uns der Evangelist Matt. 19.
cap. beschriben hat, und die wort also lautten:
Es tratten die phariseer zum Herren, versuchten
in und sprachen: Ist es auch recht, das sich ein man
schaide von seinem weib umb irgents einer |6r | ursa-
chen willen? Er antwort aber und sprach: Habt ir
nit geleßen, das der im anfang den menschen ge-
macht hat, der macht, das ein man und ein weib sein
solle, und sprach: Darumb wirt ein mensch vatter
und mutter lassen und seinem weib anhangen, und
werden die zway, ein flaisch sein. So sind sy nun
nicht zway sondern ein flaisch, was nun gott zusa-
men gefügt hat, soll der mensch nicht schaiden.21
Glaubet dißen wortten des H[eiligen] Evangeli-
ons und gedenckht, das euch gott zusamen gefügt
hat, und das die Ehe ein getlicher stand ist, und
habt einander lieb in trewem nach dem gebott des
Herren, wie es euch verlesen ist. |6v|
Vernemett auch weitters den 128. psalm, da er
also sagt:
Wol dem, der den Herren fercht und auf seinen
wegen geht, du wirst dich nehren deiner hand ar-
bait, wol dir, du hast es gut, dein weib wirt sein wie
ein fruchtbarer weinstockh an den wenden in dei-
nem Hauß, deine Kinder wie die ölzweig umb deinen
tisch her. Sihe, also wirt gesegnet der man, der den
Herren ferchtet, der herr wirt dich segnen aus zion,
das du sehest das glickh Jerusalem dein leben lang
und sehest deiner Kindtskinder, fride iber isra-
el.22
Soliches und alles anders mehr, was disen Eheleu-
then |7r] nutz und gut zu leib und seel vonnetten ist
zuerlangen, wellen wir miteinander beten, wie uns
Christus Jesus selbs gelehret und erherung tröstlich
zuegesagt hatt:
Vatter unser, der du bist etc.

b Folgt von hier bis fol. 16r fast wörtlich Form und gstalt
Basel 1526, fol. Aiii-Avii, vgl. Seite 662 Anmerkung d.
21 Mt 19,3-6.

Lasset uns ferner miteinandern also beten:
Allmechtiger gott, Barmhertziger vatter, dieweil
nicht gut ist, das der mensch allain sey, hastu dem
Adam im paradis ein gleichen gehilffen, die fra-
we,23 geschaffen zu einer rainen beywonung und zu
einem stetten bundt und einigkait, also das der
mensch vatter und Mutter verlasse und seinem |7v|
Ehegemahel anhangen soll, auf das sy zway seyen
als ein mensch,24 und hast inen zu solcher beywo-
nung vil segen und guts verhaißen. Wir bitten dich,
du wellest disen Eheleuten dein H[eiligen] gaist ver-
leihen und ire hertzen freyen und ledigen von inn-
wirckhung der unrainigkait, vom gesicht leibliches
wollusts, von weltlichen ding sorgsamkait. Und gib
inen einen willen und gemütt, dir allein zu gefallen,
dir anzuhangen, zu leben und zu sterben, durch ei-
nen steiffen glauben, stette liebe und unbewegliche
hoffnung. Gib inen wie deinem diner Abraham,
Isaac und Jacob den segen, auf das sie dich loben
und preisen an der frucht |8r| ires leibs, die du inen
reichlich geben und zu allem guttem bewaren und
dich zu loben und zu preisen und dem nechsten zu
dinen gnedigklich erhalten wollest, durch Christum
Jesum, deinen lieben Son, unserm Herren und Hai-
land. Amen.
Hierauff gibt er volgenden segen:
Der segen gott des vatters und des Sons und des
H[eiligen] gaistes sey mit euch und uns allen von
nun an bis in Ewigkait. Amen. Nun geht hin im
friden gottes des Herren, der welle euch und ewere
werckh gebenedeien und gnedigklich uf seinen we-
gen gelaiten zu dem ewigen leben, H[eiliger] freud
und aller selligkait. Amen. |8v|
bForma der Tauff.
So man das Kind in die Kirchen für den Altar
gebracht oder tauffstain, fragt der pfarrherr die Ge-
vatter also:

22 Ps 128,1-6,
23 Gen 2,18.
24 Gen 2,24.

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