Schwäbisch Hall
schaids wertigq sein. Auch solt niemands gewalt ha-
ben, sich selbs von seinem andernr eegemahel zu-
scheyden on erkantnus der Oberkait, wie es dan
sin vor uberantwortens geschriften begriffen ist.
Von den abgestorben
Man hat biß hieher fur die todten vigilien und meß
gehalten. Das hat wol zum tail in der ersten kirchen
sein1 guten anfang gehapt, ist doch durch die aigen-
nutzigen, unverstendigen in ein ergerlichen miß-
brauch erwachsen, dau |144r | anfengklich, wen einer
auß denv Cristen gemartert wurd oder sunst starb,
auß großer lieb, so die Cristen wzu einanderw trugen,
pliben die lebendigen bey dem grab des mertlersx
oder abgestorbnen eins teils der nacht, daher es
einy vigilia, zu teutsch ein wacht, genent ward. Mor-
gens hielten sie in der kirchen by dem altar, darvon
das Sacrament geraicht wurd, des abgestorbnen ge-
dechtnus, sein seel bevelhend in die hendt gottes,
welchs die nachvolgenden ersehen und gemeint ha-
ben, das wachen oder vigilien geschehe, die todten
auß dem fegfewer zuerloßen. So doch es allein war
ein werck der lebendigen lieb gegen dem abgestor-
ben anzaigend, wie ytz by uns ist das geen mit der
leicht, welchs wol dem todten kein nutz bringtz , ist
aber ein burgerlich werck, die lieb gegen dem abge-
storben beweyssend.
Auch, dieweyl by dem Sacrament raichen der
abgestorben verkundigeta ward, habens die unver-
stendigen dahin zogenb, eben als opfert man das Sa-
q D, E: gewertig.
r Fehlt B, C.
s-s E: im verantworten mit.
t E: ein.
u B, C, D: dan. E: den.
v B: den ersten.
w-w E: zusamen.
x D: merterers.
y Fehlt E.
z B: bringt, es.
a E: gedacht.
b E: gezogen.
c E: nach der.
d B: war, das.
crament fur die todten, so doch das Sacrament fur
sich selbs ward nachc gewonhait außgetailt und dar-
bey, dieweyl darzumal der großt hauff der kirchen
gemeinlich byeinander versamelt ward, des abge-
storben gedacht wurd, in got zubevelhen und darun-
der die lebendigen zuermanen und zubeherzigen,
gleychformigen tod auffzunemen |144v | und ine cris-
tenlicher hoffnung gewertig zusein.
So dan die vigilien und meß, wie ytz gehalten,
fur die todten unnutz, wie sol man sich danf gegen
inen halten? Sol ir gar nit ggeacht werdeng? In keinen
weg. Es geburt sich ye nit, das man sie hinwerff als
ein schelmen, dan die abgestorben sein ye noch un-
ser bruder und durch den tod nit auß unser gesel-
schafft gefallen. Wir bleyben noch glider eins eini-
gen Corpers72, darumb sol die cristenlich versam-
lung fleyssig ermant werden, nit zu vigilien und sel-
messen wie bißhieher, sonder nach dem ersten ge-
brauch der kirchen fleyssig zu dem grab die abge-
storbnen zubeleytten, das dan auch die burgerlich
nachparschaft erhaischt. Es sol auch in dem nach-
genden tagampt, nach dem der abgestorben begra-
ben, sein gedacht werden, sein todt verkundigt wer-
den. Darby sol die fruntschaft73 durch das wort got-
tes getrost werden und die andern ermant, ires glau-
bens und hoffensh, auch beherzigt bereyt zusein1,
dem beruff gottes, wan und wie er wol, zuvolgen.
Von den Meßpristern |145r |
Was ubels und Zorns gottisj auß den bapstischenk
meßen entsteen, ist drobenlmgnugksam angezaigtm.
e E: zu.
f Fehlt E.
g-g B, C, D: gedacht werden oder geachtet.
h E: hoffnung.
i E: sein.
j Fehlt E.
k B: bepstlichen.
l C: hieoben.
m-m E: gesagt.
72 Vgl. 1Kor 12,12-31.
73 Verwandtschaft, vgl. DRW 3, Sp. 874f.; Grimm, DWb
4, Sp. 168.
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schaids wertigq sein. Auch solt niemands gewalt ha-
ben, sich selbs von seinem andernr eegemahel zu-
scheyden on erkantnus der Oberkait, wie es dan
sin vor uberantwortens geschriften begriffen ist.
Von den abgestorben
Man hat biß hieher fur die todten vigilien und meß
gehalten. Das hat wol zum tail in der ersten kirchen
sein1 guten anfang gehapt, ist doch durch die aigen-
nutzigen, unverstendigen in ein ergerlichen miß-
brauch erwachsen, dau |144r | anfengklich, wen einer
auß denv Cristen gemartert wurd oder sunst starb,
auß großer lieb, so die Cristen wzu einanderw trugen,
pliben die lebendigen bey dem grab des mertlersx
oder abgestorbnen eins teils der nacht, daher es
einy vigilia, zu teutsch ein wacht, genent ward. Mor-
gens hielten sie in der kirchen by dem altar, darvon
das Sacrament geraicht wurd, des abgestorbnen ge-
dechtnus, sein seel bevelhend in die hendt gottes,
welchs die nachvolgenden ersehen und gemeint ha-
ben, das wachen oder vigilien geschehe, die todten
auß dem fegfewer zuerloßen. So doch es allein war
ein werck der lebendigen lieb gegen dem abgestor-
ben anzaigend, wie ytz by uns ist das geen mit der
leicht, welchs wol dem todten kein nutz bringtz , ist
aber ein burgerlich werck, die lieb gegen dem abge-
storben beweyssend.
Auch, dieweyl by dem Sacrament raichen der
abgestorben verkundigeta ward, habens die unver-
stendigen dahin zogenb, eben als opfert man das Sa-
q D, E: gewertig.
r Fehlt B, C.
s-s E: im verantworten mit.
t E: ein.
u B, C, D: dan. E: den.
v B: den ersten.
w-w E: zusamen.
x D: merterers.
y Fehlt E.
z B: bringt, es.
a E: gedacht.
b E: gezogen.
c E: nach der.
d B: war, das.
crament fur die todten, so doch das Sacrament fur
sich selbs ward nachc gewonhait außgetailt und dar-
bey, dieweyl darzumal der großt hauff der kirchen
gemeinlich byeinander versamelt ward, des abge-
storben gedacht wurd, in got zubevelhen und darun-
der die lebendigen zuermanen und zubeherzigen,
gleychformigen tod auffzunemen |144v | und ine cris-
tenlicher hoffnung gewertig zusein.
So dan die vigilien und meß, wie ytz gehalten,
fur die todten unnutz, wie sol man sich danf gegen
inen halten? Sol ir gar nit ggeacht werdeng? In keinen
weg. Es geburt sich ye nit, das man sie hinwerff als
ein schelmen, dan die abgestorben sein ye noch un-
ser bruder und durch den tod nit auß unser gesel-
schafft gefallen. Wir bleyben noch glider eins eini-
gen Corpers72, darumb sol die cristenlich versam-
lung fleyssig ermant werden, nit zu vigilien und sel-
messen wie bißhieher, sonder nach dem ersten ge-
brauch der kirchen fleyssig zu dem grab die abge-
storbnen zubeleytten, das dan auch die burgerlich
nachparschaft erhaischt. Es sol auch in dem nach-
genden tagampt, nach dem der abgestorben begra-
ben, sein gedacht werden, sein todt verkundigt wer-
den. Darby sol die fruntschaft73 durch das wort got-
tes getrost werden und die andern ermant, ires glau-
bens und hoffensh, auch beherzigt bereyt zusein1,
dem beruff gottes, wan und wie er wol, zuvolgen.
Von den Meßpristern |145r |
Was ubels und Zorns gottisj auß den bapstischenk
meßen entsteen, ist drobenlmgnugksam angezaigtm.
e E: zu.
f Fehlt E.
g-g B, C, D: gedacht werden oder geachtet.
h E: hoffnung.
i E: sein.
j Fehlt E.
k B: bepstlichen.
l C: hieoben.
m-m E: gesagt.
72 Vgl. 1Kor 12,12-31.
73 Verwandtschaft, vgl. DRW 3, Sp. 874f.; Grimm, DWb
4, Sp. 168.
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