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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0082
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Schwäbisch Hall

schaftr verseumen, auch vil burger seyen, so von ar-
mut wegen ire kinder nit vermogen in die schul zu-
schicken, so felt solch sorg als all ander gescheft,
dem gemeinen nutz furderlich, auff die Oberkait, die
nu amptz halben schuldig ist, weys und ordnung an-
zurichten, darmit in zuchten und kunsten die kinder
werden ufferzogen.
Es were ainer Oberkait hoch zuverweyssens, thet
auch wider ir pflichte, wan sie auß unachtbarkait
und unfleyssigem aufsehen den gemeinen Schatz
verliderten75. Wievil mer istt zuverweyssen und wi-
der ampts gerechtikait gehandelt, so man die kinder
verseumpt und sie der zucht und kunsten halb ver-
lidert. Die Jungen sein ye der hochst schatz einer
Burgerschaft und wievil mer die Jungen uirem werd
nachu ubertreffen denv boßhaftigen pfennig, ye mer
fleys und acht von einer Oberkait |146v | zutragen
ist uber die wZucht derw Jungen dan uber das gemein
gelt, und gleych wie xdes vatersx arbait und handti-
rung seinen kindern zu gut ist angericht, also sol
einer oberkait ampt gericht sein nit allein uff die
gegenwurtigen gewachsenen Burger, sonder auch
auff die nachkomenden.
Wer sein aber die nachkomenden anderst dan die
Jungen? Es begibt sich zu zeytten, das ein redlicher,
frumer burger durch sein geschicklikait einem gant-
zen land, [das] vor einem ubel ist, furkompt, dassel-
big ja ist besser dan hundert buchsen, die wurden
vileicht einem land kein solchen schaden wenden als
der frum, geschickt burger.
Woher kumpt aber ein solicher man? Er ent-
springt freylich nit auß einem felßen76, so wechst er
nit auff den boumen, sonder er wechst und ent-
springt auß der Jugendt, in welcher, so er zuchtig

r B, D: Burgerschafft.
s B, C, D: verweyssen, sie.
t E: ist es.
u-u Fehlt E.
v E: iren.
w-w Fehlt E.
x-x E: das vattrisch.
y-y B: unnd nit auch etwas uff sie.
z E: etwas zu.
a Fehlt B.
b Fehlt D.
c-c Fehlt E.

und in kunsten auferzogen, dem alter ein viaticum,
das ist ein wegzerung, zuberait.
So man nu vil costens auff buchsen wendt, wa-
rumb wolt man unfleissig sein, auff den Jungen
hauffen ydoch etwasyzwenden, welch die bestena
Buchsen einer gantzen Stat geacht werden. Man
tregt groß sorgb, obschon frid ist, auff Mauren, Heg
unnd sleg, cist auch recht dasselbig gethon, irgendt
|147r | zukunfftigem ubel vorzusten. Aber doch ist es
damit nit außgericht. Die Jungen sein die best zu-
kunfftig mauren, Heg und slegc, darmit man, so sie
erberlich und wesenlich in kunsten auferzogen wer-
den, einem großen ubel vorstend mag.
Und warumb pflantzen die alten jung Boum,
tragene groß sorg daruff, das sie nit verderben, ob sie
sich wol versehen, nimer von der frucht des boums
zuessen? Vil mer ist zusorgen auff die jungen Kin-
der, dero frucht dem gemeinen nutz zugut und
fGot, unserm Schopfer, zu wolgefallen kompt, undf
ob schon solich sorg und costen nit an viln wurt ge-
ratten und beholffen sein, so wurt doeh all muhe,
costen und arbait erstat, Wan under hunderten in
zehen Jarn einmal einer geradt, wiewol got alwegen
sein gnad aussgewßt und laßt die arbait, mit fleys
und guter zuversicht volnbracht, wol deyeng und zu-
nemen. Man hat bald land uberkumen; rechtge-
schaffen lewd seyen nit bald zuuberkomen.
Wil man nu lewt habenh, muß man warlichi sie
selbs auffziehen, die fremden werden es nicht thon.
Darumb geburt es einer cristenlichen Oberkait, hi-
rin muglichen |147v | fleys anzukern, darmitj nitk ge-
mein Stadt und Land eusserlich zunem und aber die
nachkomenden, denen Stat und land gespart, abne-
men.

d E: wydersten.
e B: haben.
f-f Fehlt E.
g E: gedeyen.
h E: haben, so.
i Fehlt E.
j B: das.
k D: nit die.
75 Verlören, verschleuderten, vgl. Grimm, DWb 12, Sp.
989.
76 Vgl. Ex 17,6; Num 20,11.

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