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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0213
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12a. Verbot, sich den Täufern anzuschließen 1545

12a. Verbot, sich den Täufern anzuschließena
1545
Ermanung ann die underthanen, von der falschen sect unnd lehr der widertauffer unbefleckt zubleiben unnd
sich darmit nit einzulassen
Anno [15]45

Nach dem zu dieser zeit unnder dem schein unnd
namen des heiligen evangelions etlich falsch, irrig
unnd verfüerisch leerer entstanden, so heimlich
unnd offennlich mit vielen, doch unützen worten,
auch mit manigveltigen aus der heiligen schrifft,
doch unbequemblich, unwharhafftiglich unnd ver-
kerisch, gezognen sprüchen außgeben unnd leeren,
als solt der kynnder Tauff unnütz unnd verworffen
unnd darumb dieselben getaufften kynnder, so sie
zu iren verstendigen Jaren kommen, wider zutauffen
not sein, gerad als sollt der allmechtig Got, wie ein
anseher der person, der Tauff gnad ann das alter
gepunden unnd gefangen, unnd so er selbs die kinder
gehertzigt unnd gesegnet, das wasser |578| des
Tauffs, so ann ime selbs unnd bloß viel weniger dann
das Segnen zuachten, abgeschlagen unnd verpotten
haben, über das, so er außtruckenlich unnd offenlich
bezeugt, das den kynndern das himelrich zugehö-
rig1 unnd derhalben inen der Tauff als den jenigen,
so zur seligkeyt verordnet, nit entzogen soll werden,
auch neben des heiligen Tauffs Irrung vil annder
schädlich unnd verfüerisch articul ohne allen grundt
der götlichen schrifft dem einfeltigen gemeinen
Mann für geben unnd einbilden, nemblich wie khein
Christ nach bevolchnem ampt der Obrigkeyt zur
straff der bösen das weltlich Schwerdt füren mög,
wie aus anmutung oder gepot der verordneten Ob-
rigkeyt khein Christ ein aide oder glübdnus zur be-
khantnus der wharheyt |579| oder zu fürderung des
nechsten menschen wolfhart thun soll, wie man zum
burgerlichen schirm dem weltlichen gwalt nit gehor-

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Schwäbisch Hall 4/
492 Statutenbuch VI, p. 577-582; Abdrucke: Köhler,
Brentiana, S. 133f.; Lenckner, Täufer, S. 25f. Beila-
ge II.

sam sein soll, auch annder mher uffrürisch articul,
die gemeinschafft des zeytlichen guts betreffent.
Dieweil nhun sollich irrig, verfürisch leer, aus
falschem, aigensynnigem verstandt der heiligen
schrifft gesogen, nit allein der seel seligkeyt, wellichs
doch ahm aller fürnembsten einen jedlichen Chris-
ten von dem fürgenomnen Irrsal abwendig machen
solt, sonnder auch alle burgerliche handthierung,
Frid, Eynigkeyt, verpündtnus, beschirm, bey-
standt, auch alle ordenliche unnd christenliche Ob-
rigkeyt, welliche doch nit ir selbs halben, sonnder zu
gutem der unnderthanen unnd von gemeines |580|
frids wegen von Got uffgericht unnd bestettigt,
gentzlich vernichtiget unnd uffhebt, daraus mit der
Zeyt nichts annders ervolgen würdt, dann das nie-
mandts inn seiner aignen hütte vor den bösen, mut-
willigen sicher sein würdt, niemandts inn frid unnd
Ruhe seine kinder uffziehen, sein handtwerckh unnd
anndere gewerb statlich treiben möcht, auch nie-
mandt dem anndern weder glübdnus, verpüntnus
noch gethanen ayde halten würdt unnd entlich nie-
mandts vor des anndern unbillicheyt unnd under-
trucken beschirmet möcht werden, dem ohne Zweyf-
fel gros rauberey, mordt unnd blutvergiessen zum
letzsten nachvolgen wurde. Unnd so wir als ein or-
denliche Obrigkeyt unns sollich ewig unnd zeytlich
lesterliche verfüerung aus götlicher, auch keyserli-
cher Mayestett bevelchd [!] nach unnserm vermögen
von unsern |581| underthanen abzuwenden schuldig
erkhennen, hierumb wöllen wir alle unnd jede unn-
sere unnderthanen samptlich unnd sonnderlich hie-

1 Mt 18,3; 19,14; Mk 10,14; Lk 18,16.

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