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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0229
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16. Anleitung zum Beichtunterricht 1574

16. Anleitung zum Beichtunterrichta
1574

Kurtze und gemeine Form Wie man beichten, das ist, sich vor dem Pfarrherr anzeigen, seine Sünde
bekennen, Trost, Absolution und das heilig Abendtmal unsers Herrn Jesu Christi begeren soll
Für die Jugendt zuo Schwäbischen Hall
Getruckt zuo Tübingen durch Georg Gruppenbach1
1574 I A1b I

Vorred

Dise Beicht sampt derselben bericht und erklärung
ist der Jugendt zuo guottem darumb gestelt worden,
daß sie die Lehr von der Beicht, Buoß und Hochwür-
digem Abendtmal, so von den Gnaden Gottes auß
grund der heiligen Schrifft in unsern Kirchen rein
gefürt und im Catechismo2 begriffen würdt, desto
richtiger fassen unnd verstehn können, Auch was ih-
nen in der Predigt, Kinderlehr und Beicht fürgehal-
ten würdt, desto besser behalten mögen.
Demnach werden getrewe Pfarrherr und Kir-
chendiener irem befohlnen Ampt nach in der Pre-
digt und Kinderlehr disen einfeltigen underricht ne-
ben andern stücken des Catechismi wol wissen zu-
erklären und der Jugendt einzubilden. Deßgleichen
die Schuolmeister in der Schuol und die Haußvätter

daheim mit ihren Kindern und Gesind diese stück
stehtigs treiben und sich damit üben, Daß also die
Jugendt, wann sie zuvor mit solcher underweisung
zuo der Beicht praepariert unnd abgericht würdt, zur
empfahung des heiligen Nachtmals desto eher werde
zuogelassen, Damit unsere von Gott durch das heilig
Evangelion geoffenbarte ware Lehr wider alle
Schwermerey und beschwerliche lösterung unser
Widersächer rein und unverfälscht bey der lieben
Jugendt erhalten unnd auff die nachkommen ge-
bracht werde, Wölches uns der güttig Gott unnd
Vatter umb seines geliebten Sons Jesu Christi willen
durch seinen heiligen Geist gnädiglich verleihen wöl-
le, Amen. | A2a|

Beicht

I. Wirdiger Herr, ich erkenn und bekenn mich vor
Gott, meinem Himmlischen Vatter, und vor euch,
daß ich (laider) ein armer Sünder unnd von Natur
ein Kind des Zorns bin3, die heiligen Zehen Gebott
Gottes vilfeltig übertretten und schwerlich und ma-
nigfaltig gesündigt hab, nicht allein mit eusserli-
chen, groben Sünden und Lastern, sondern auch mit

a Textvorlage (Druck): StadtA Schwäbisch Hall Deka-
natsarchiv B 10.
1 Zu Georg Gruppenbach siehe Benzing, Buchdrucker,
S. 465.

innerlicher angeborner blindtheit, mit unglauben,
zweifflung, kleinmütigkeit, haß, neid, mißvergunst
unnd andern bösen tücken unnd untugenden an ge-
dancken, worten und wercken, wie das alles mein
Herr und Gott an mir weiß und erkennt, ich aber
laider so volkommenlich nicht erkennen kan.

2 Abdruck der beiden Haller Brenz-Katechismen von 1528
und 1535 oben, S. 81 und 93.
3 Vgl. Eph 2,3.

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