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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0330
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Heilbronn

heyrats verdechtlich het gemacht, oder es erfünd
sich im werck, das die Tochter einen redlichen, er-
barn heyrat vorhanden hette, so sollen die For-
mundt solch Ehe nit mögen verhyndern, sunder
mag das Töchterlin oder sein freundtschafft6 zwen
oder drey darauß oder ander erbar personen von
seint wegen uns als die Oberkeyt ansuchen und
solchs eröffnen, so wöllen wir allweg nach gestalt
und gelegenheyt der gebür einsehens haben.
Es soll auch keyn Formunder macht haben, sein
pfleg kindt, das noch unter Fünff und Zweyntzig
Jarn wer, seinem eheleyblichen kindt oder auch
nach erraychung der Fünff und zweyntzig Jaren, ee
und zuovor er dann seiner Formundtschafft halb er-
bare, wie hie preuchlich, Rechnung gethon und
darüber ein Jar verschynen wer, zuo vermeheln und
zuo verheyraten.
Wo aber den Formundern und Pflegern ire Pfleg
Sün oder Pfleg Töchter on ihr oder deren freundt-
schafft wissen und willen inen zuorück abgesetzt wür-
den oder die Pfleg Töchter oder Pfleg Sün on irer
Formunder und freundtschafft wissen und willen
sich vermehelten, wie ob bemelt, So soll uns gebü-
rende straff gegen den selben vorbehalten sein mit
Gelt oder im Thurn oder mit versagung des Burger
Rechten nach gestalt und ansehen der person und
sachen. | xxvia | [...]d | xxvii |
Der Drey und Zweyntzig Tittel
Von Burgers Töchtern, die sich zu frembden
verehelichen
Wiewol biß anher mit den Burgers Töchtern so milt
und günstig- |xxviiia| klich gehalten worden, das,
wann eine einem Frembden vereheligt worden, der
selbig, ir Eheman, das Burger Recht frey von ir her-
langen mögen. Dieweyl aber solchs in ein verächtli-
chen mißbrauch kummen, also das die Stat mit vil
unbedürfftigen, unfüglichen Leutten ubersetzt will
werden, die sich durch solch mittel zuo Burgern ein-
zureymen unterstehen, Solchs haben wir als hohe
gemeyner Stat Eehafft nach unserm verstandt zum
d Die ausgelassenen Titel 20 bis 22 umfassen erbrechtliche
Belange unter Stiefgeschwistern.

besten bedacht und setzen, ordnen und wöllen hie-
rauff, welcher Frembder eins Burgers Tochter hie
auch mit zimblicher, gebürlicher werbung, wie oben
davon gesetzt, zuo vereheligung erlangen und mit ir
sich in die Ehe begeben würde, der soll und muß
dann mitt seinem guottem ehelicher gebürt urkuondt
und Man Recht, das er auch seiner leybaygenschafft
ledig sey, vor einem Rath erscheinen, solchs darthon
und umb das Burger Recht bitten. Den selben sollen
und wöllen wir zuo unserm gefallen zuo Buorger anne-
men oder nit annemen, sunder die person, sein ge-
buort, Man Recht, Leumuot, halten, herkummen und
anderer umbstend nach unser gelegenheyt bewegen
unnd ansehen, ob er diser Stat zuo Burger taugenlich
oder leydenlich sey oder nit. Und so dann uns, ein
Rath, der selbig zuo Burger nit annemlich oder ge-
fellig, der soll als bald auff abschlag unsers Burger
Rechten mit seinem Weyb hynweg zyehen und an-
ders wo wonen. Welcher aber uns zu Burger anzu-
nemen gelegen sein wirdt und das Burger Recht im
bewilligt und darauff für unsere steuer Herrn den
Burger Ayd und weß sich gebürt zuthun gewisen
wirdt, der soll dann auch von den steuer Herrn nit
angenummen werden, er hab dann sein ledigungs-
brieff der aygenschafft7 und anderer urkund, wie ob-
steet, auch sein guot gewehr, harnaschs, und welcher
also zu Burger angenummen wirdt, der darff nit ver-
rers in die steuer stuben geben, dann biß hero im
brauch gewest.
[...] | lxviib | [Das zehendt Tayl]
Der Acht Tittel
Von beywonung zur unehe
Wir ordnen, setzen und wöllen, das nyemandts un-
ser Burger, Einwoner oder Hyndersessen inn unser
Stat unnd Dörffern zu unehe sitzen8, sunder so per-
sonen also befunden würden, die wöllen wir nach
gelegenheyt schwerlich straffen, Dann wir solch er-
gerlich unnd unehelich beywonung mit nichten ge-
dencken zuogedulden, und sollen als bald solch per-
6 Verwandtschaft.
7 Leibeigenschaft.
8 Zur Unehe sitzen = unehelich zusammenleben.

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